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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vom Yorkshire Kricket Club waren da, der Moderator von dieser Fernsehshow, der zeigt, wie man mit altem Krempel vom Speicher ein Vermögen macht, und irgend so ’n Depp von der vorletzten Big-Brother -Staffel. Die anderen kannte ich nicht. Und die üblichen Tussis. Appetitlich, Klassefrauen. Das ist die Art von Mädels, die man im Amatis trifft.«
    »War Robbie mit einer bestimmten zusammen?«
    Phil dachte einen Moment nach. »Eigentlich nicht. Wir haben beide getanzt, aber er hatte nie lange die gleiche. Hat sich’s dauernd anders überlegt und gewechselt, als könnte er keine finden, die ihm wirklich gefiel.« Er grinste einfältig. »Nicht so wie ich. Ich hab praktisch sofort eine abgeschleppt. Jasmin hieß sie. Endlos lange Beine, Titten bis hier.« Er deutete beträchtliche Brüste an. »Deshalb hab ich nicht besonders auf Robbie geachtet, Sie verstehen schon. Nachdem ich mich mit Jasmin zusammentat, ging er eine Weile zur Wodkabar. Wir beschlossen, uns zu ihr zu verziehen, also hab ich Robbie gesucht und ihn getroffen, als er gerade von der Toilette kam. Ich sagte, ich würde mit Jasmin gehen, und er fand das in Ordnung. Er meinte, er hätte jemanden von früher von der Schule getroffen und sie würden zusammen einen trinken.« Phil zuckte mit den Schultern. »Als ich ihn das nächste Mal sah, das war beim Training am Freitag, da wirkte er so mitgenommen, als hätte er einen Riesenkater. Ich sagte zu ihm, er sähe aus, als hätte er die Nacht durchgemacht. Er war ganz verlegen und erzählte, eigentlich könnte er sich an nichts mehr erinnern. Na ja, so geht’s eben manchmal, oder? Man ist so stockbesoffen, dass am nächsten Morgen alles nur noch ein schwarzes Loch ist.«
    Chris merkte, wie sie die Luft anhielt, atmete durch und fragte: »Und hat dieser alte Schulfreund auch einen Namen?«
    »Hat er nicht gesagt. Er hat nicht mal gesagt, ob es ’ne Frau oder ’n Mann war.« Phil schien besorgt. »Ich hätte ihn fragen sollen, oder? Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen.«
    Chris verbarg ihre Enttäuschung hinter einem Lächeln. »Niemand gibt Ihnen die Schuld, Phil. Wir wissen nicht, wann Robbie vergiftet wurde. Aber meiner Erfahrung nach ist es sehr schwierig, jemanden aufzuhalten, der es auf eine andere Person abgesehen hat.«
    »Er erholt sich doch wieder, oder? Ich meine, die Ärzte leisten doch gute Arbeit, oder?« Er biss sich auf die Unterlippe. »Er ist stark wie ein Ochse, der Robbie. Und er gibt nicht auf.«
    Kevin sah weg und überließ Chris die Entscheidung, wie sie sich verhalten sollten. »Sie tun ihr Bestes«, sagte sie. »Ihr beide werdet bald wieder zusammen die Stadt unsicher machen.«
    Phil presste die Lippen zusammen und nickte. Er sah aus, als kämen ihm gleich die Tränen. »You’ll never walk alone, so ist es doch.« Er stand auf. »Also gut. Ich sollte zum Training zurück.«
    Chris erhob sich und legte ihm eine Hand auf den Oberarm. »Danke, Phil. Sie haben uns sehr geholfen.« Sie sah ihm nach, als er ging, die breiten Schultern gesenkt und ohne seinen früheren federnden Schritt. Die Tür schloss sich hinter ihm, und Kevin wandte sich ihr zu.
    »Ich nehme an, du betrachtest ihn nicht als Verdächtigen Nummer eins?«
    Chris schüttelte den Kopf. »Er denkt wahrscheinlich, Rizin ist etwas, das man Rennpferden und Windhunden gibt. Aber wenigstens hat er uns etwas Wichtiges gesagt.«
    »Der alte Schulkamerad?«
    »Genau. Da gibt es jede Menge Möglichkeiten für ein Motiv. War der Sonnyboy vielleicht einer, der andere tyrannisierte? Hat er die Freundin eines anderen verführt? Hat er etwa jemanden unfair angegriffen und damit dessen Chancen auf eine Starkarriere zerstört?«
    Kevin ging auf die Tür zu. »Auf jeden Fall eine Nuss, die die Chefin knacken sollte.«
    »Genau das Richtige, um sie davon abzulenken, dass ihr niemand gesagt hat, Tony sei im Krankenhaus.«
    Kevin zuckte leicht zusammen. »Hör bloß auf. Ich sag dir, wenn irgendjemand anders als Paula am Wochenende Dienst gehabt hätte, hätte es aber mächtig Ärger gegeben.«
    »Was ist das bloß mit Tony und der Chefin? Als ich sie zum ersten Mal sah, war ich mir sicher, dass sie zusammengehörten. Aber alle sagen nein, niemals. Ich versteh’s nicht.«
    »Niemand versteht es«, meinte Kevin. »Ich hab den Verdacht, sie selbst am allerwenigsten.«

    Wenn Sam Evans einen Wahlspruch hatte, dann war es: Wissen ist Macht. Und wenn er diese Weisheit anwendete, machte er keinen Unterschied. Beim Sammeln von Informationen

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