Schleichendes Gift
Sie? Das neue Spiel mit den Ferraris. Geil. Wir tranken zwei Bier und gingen dann zum Abendessen ins Las Bravas. Das ist spanisch«, fügte er hinzu, anscheinend um ihnen behilflich zu sein.
»Ich habe gehört, dass es dort sehr schön ist. Was haben Sie denn gegessen?«, fragte Chris lammfromm.
»Wir haben zusammen eine Ladung Tapas bestellt. Wir haben es dem Kellner überlassen, er brachte uns von allem etwas. Das meiste war lecker, aber ich konnte mit manchen der Meeresfrüchte nichts anfangen.« Er verzog das Gesicht. »Ich meine, wer will denn schon ein Tintenfischbaby essen? Pfui!«
»Habt ihr beide das Gleiche gegessen?«, erkundigte sich Kevin.
Phil dachte einen Moment nach und drehte die Augen erst nach oben und dann nach links. »So ziemlich«, antwortete er langsam. »Robbie hat keine Pilze mit Knoblauch genommen, er mag Pilze nicht. Aber abgesehen davon haben wir alles ausprobiert.«
»Und zu trinken?«
»Wir haben Rioja getrunken. Sind bis zur zweiten Flasche gekommen, haben sie aber nicht leer gemacht.«
»Und danach?«
»Sind wir ins Amatis gegangen. Kennen Sie es? Tanzclub am anderen Ende von Temple Fields.«
Kevin nickte. »Wir sind bei der Polizei, Phil. Wir kennen das Amatis.«
»Es ist ’n schönes Lokal«, verteidigte es Phil. »Nette Leute. Und tolle Musik.«
»Sie mögen also Musik? Sie und Robbie?«
Phil stieß pustend die Luft aus. »Mir ist es egal, sie muss nur ’n guten Beat haben. Aber Robbie interessiert sich dafür, ja. Er war mit Bindie Blyth verlobt.« Als er ihre verständnislosen Blicke sah, legte er noch etwas nach. »Die DJane der Late-Night-Show auf Radio One. Die Musik hat die beiden zusammengebracht.« Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, streckte die Beine aus und kreuzte sie an den Fußgelenken. »Aber das reichte nicht aus, um sie zusammenzuhalten. Vor zwei Monaten haben sie sich getrennt.«
Chris spürte, wie Kevin neben ihr aufmerksam wurde. Sie versuchte ungezwungen zu klingen. »Wieso?«, fragte sie.
»Warum wollen Sie etwas über Bindie wissen?«
Chris breitete die Hände aus. »Mich interessiert einfach alles. Warum sind sie auseinandergegangen?«
Phil wandte den Blick ab. »Es wurde einfach nichts draus.«
»Hat sie sich hinter seinem Rücken mit anderen abgegeben?«, wollte Chris wissen.
Phil warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. »Das bleibt unter uns, ja?«
»Klar. Bleibt unter uns«, versicherte Chris.
»Es hat mit der Welt zu tun, in der wir leben«, erklärte Phil. Einen verrückten Moment lang erwartete Chris von ihm eine philosophische Anmerkung über das menschliche Leben. »Jedes Mal, wenn wir aus dem Haus gehen, sind wir von Leuten umgeben, die Eindruck machen wollen. Frauen, die mit uns schlafen, Männer, die uns entweder einen Drink spendieren oder sich mit uns anlegen wollen. Und wenn die Freundin meistens zweihundert Meilen weit weg ist, müsste man ein Heiliger sein. Und Robbie ist kein Heiliger.«
»Bindie ist also eingeschnappt und hat ihn weggeschickt?«
»So in etwa. Aber sie wollten nicht, dass sich die Sensationsblätter darauf stürzten. Deshalb haben sie sich geeinigt, einfach zu sagen, sie hätten gemeinsam entschieden, dass sie ihre Beziehung nicht aufrechterhalten könnten, weil sie beide berufsmäßig zu sehr unter Druck stünden. Sie seien einander nicht böse, so etwa in der Art.«
»Und waren sie sich denn böse?«, mischte sich Kevin ein. Chris hätte ihn am liebsten dafür geohrfeigt, dass er ihre gut laufende Befragung unterbrach.
Phil legte den Kopf schief. »Nein.« Es war eine bestimmte und defensive Feststellung. Dann runzelte er langsam die Stirn. »Warten Sie. Sie glauben doch nicht etwa, dass Bindie etwas mit dieser Sache zu tun hatte?« Er brach in schallendes Gelächter aus. »Verdammt noch mal, offensichtlich haben Sie sich ihre Sendung nie angehört. Bindie hat Courage. Wenn sie so wütend gewesen wäre, hätte sie Robbie in die Eier getreten und ihn heimgeschickt. Bindie ist die Art Frau, die einem alles ins Gesicht sagt. Sie würde nie etwas so Heimtückisches wie Gift ins Spiel bringen.« Er schüttelte den Kopf. »Beknackt.«
»Niemand sagt, dass Bindie irgendetwas damit zu tun hatte, Phil. Wir versuchen nur, uns ein Bild von Robbies Leben zu machen. Also, am Donnerstag. Erzählen Sie uns vom Amatis.«
Phil rutschte auf seinem Stuhl herum wie jemand, der nicht ganz offen sprechen will. »Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir waren hauptsächlich im VIP-Raum und tranken Sekt. Zwei Jungs
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