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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Zeit war er gedanklich in seiner eigenen Welt versunken, wenn er vor dem Fernseher saß, aber diese Nachricht beschäftigte ihn doch sehr. »Sehen wir mal, was sie zu sagen haben.«
    Sie richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher, wo der Typ im Anzug das Wort an die Blondine weitergegeben hatte. »Mein Team hat schon mit der Untersuchung dieses tragischen Todes begonnen«, erklärte sie. »Wir sehen es als Ermittlung in einem Mordfall an.« Sie war also Polizistin. »Wir möchten mit allen sprechen, die Robbie am späten Donnerstagabend im Amatis gesehen oder sich mit ihm unterhalten haben. Es interessiert uns auch, wo er war, nachdem er den Nachtclub verlassen hatte. Wir müssen den Täter finden. Wenn Sie Informationen haben, rufen Sie bitte diese Nummer an.« Sie hielt ein Stück Papier mit einer gebührenfreien Telefonnummer hoch und las sie vor.
    Sobald sie zu sprechen aufhörte, ging der wilde Ansturm der Journalisten wieder los. »Könnte es mit Terrorismus zu tun haben?«, war eine Frage, die lauter als alle anderen durch den Raum schallte.
    Die Blondine presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Es gibt in diesem Fall keinen Grund für einen Verdacht auf Terrorismus«, antwortete sie. »Außerdem gibt es keinen Hinweis darauf, dass andere durch den für Robbie Bishop tödlichen Vorfall in Gefahr sind.«
    »Wann haben Ihre Ermittlungen begonnen?«
    »Das Krankenhaus hat uns heute früh in Kenntnis gesetzt«, berichtete die Polizistin.
    »Wir haben die Polizei angerufen, sobald die Diagnose Rizin bestätigt war«, fiel der Typ im eleganten Anzug ein.
    »Sichert sich bloß ab«, meinte Sanjar, als auf dem Bildschirm wieder das Nachrichtenstudio erschien, wo der Sprecher weitere Informationen versprach, sobald man sie bekäme. Es folgte eine schnell zusammengestellte Serie von Robbie Bishops glänzendsten Augenblicken auf dem Fußballplatz. Raj starrte gebannt auf die Bilder und nahm den Zauber in sich auf, der sich niemals wiederholen würde.
    »Da war ich dabei«, sagte er, als sie Robbies spektakulären Treffer aus dreißig Metern Entfernung zeigten, das entscheidende Tor, das die Vics beim letzten UEFA-Pokal ins Halbfinale gebracht hatte. »Oh Mann, jetzt haben wir keine Chance auf die Premier League. Ohne Robbie niemals.«
    Yousef schüttelte den Kopf. »Du solltest nicht zu den Spielen gehen, bis sie den erwischt haben, der das getan hat.«
    »Ich hab ’ne Karte für Samstag«, protestierte Raj. »Und das nächste Europacupspiel.«
    »Yousef hat recht«, fiel Sanjar ein. »Bis sie herausfinden, wer das getan hat, wird es Leute geben, die nach Sündenböcken suchen. Obwohl die Polizistin gesagt hat, es hätte nichts mit Terrorismus zu tun, wird es da draußen doch Wichser geben, die meinen, jetzt einen Grund zu haben, um Pakis zu jagen. Die Emotionen werden sich hochschaukeln, Raj. Da bleibst du besser weg.«
    »Ich will aber nicht wegbleiben. Nicht von den Spielen und auch heute Abend nicht. Alle werden unten sein am Stadion und ihn ehren und so. Ich will dazugehören. Es ist auch mein Club.« Raj war den Tränen nah.
    Seine älteren Brüder tauschten Blicke. »Sanjar hat wahrscheinlich recht mit den Spielen. Wenn es erst mal allen so richtig bewusst wird, werden feindselige Gefühle hochkochen, kein Zweifel. Aber ich komme heute Abend mit, wenn du unbedingt willst«, sagte Yousef, denn er verstand nur allzu gut, wie brüchig die Brücke zwischen den beiden Kulturen war, die von seiner Generation verlangt wurde. »Wir gehen zusammen.«

    Tony schaltete den Fernseher aus und lehnte sich in die Kissen zurück. Das Morphium wirkte nicht mehr, und er begann einen dumpfen Schmerz im Knie zu spüren. Die Schwester hatte ihm die strenge Anweisung gegeben, dass er nicht leiden, sondern jemanden rufen und Schmerztabletten verlangen solle. Er versuchte, sein Bein zu bewegen und die Grenzen des Erträglichen zu testen, und schätzte dann, dass er noch etwas warten konnte. Von weiteren Medikamenten würde er nur einschlafen, und er wollte jetzt nicht schlafen. Nicht bei der Aussicht auf einen Besuch.
    Carol war im Haus. Er hatte gerade im Fernsehen gesehen, wie sie im Augenblick eine Pressekonferenz abhielt. Sie arbeitete an einem Mordfall. Und was für einem. Der Tote war prominent, und dazu kam die unheimliche Art und Weise, wie die Mordtat verübt worden war. Sie würde sicher mit ihm darüber sprechen wollen. Aber er wusste nicht, wann sie von dort verschwinden konnte.
    Er dachte an Robbie

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