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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Bishop und die Abende, als er in der gemütlichen Höhle seines Arbeitszimmers Bradfield Victoria auf dem Satellitenkanal zugeschaut hatte. Er erinnerte sich an ihn als einen umsichtigen Spieler, der beim Zuspiel selten leichtsinnig war. Er hatte sich selbst genau so perfekt unter Kontrolle wie den Ball.
    Tony konnte sich nicht erinnern, dass Robbie Bishop jemals die gelbe Karte bekommen hatte. Aber dass er alles bedachtsam tat, bedeutete nicht, dass ihm die Leidenschaft fehlte. Robbie rannte im Trikot mit der Nummer sieben bis zur Erschöpfung. Was aber Robbie zu etwas ganz Besonderem gemacht hatte, waren die großartigen Aktionen, die er aus dem Nichts schuf, Momente, in denen man den Skeptikern nicht erklären musste, warum Fußball ein herrlicher Sport war.
    Und nun hatte jemand sein Können und seine Eleganz ausgelöscht. Er hatte es auf die grausamste Art und Weise getan und ihn als lebenden Toten zurückgelassen. Warum wählte jemand einen so schrecklichen Tod für Robbie Bishop? War es eine persönliche Fehde? Oder ging es um eine eher allgemeine Angelegenheit? Beides war möglich. Tony brauchte mehr Einzelheiten. Er brauchte Carol.
    Er musste nicht lange warten. Nur zehn Minuten nach ihrer Pressekonferenz schloss Carol die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, als erwartete sie, verfolgt zu werden. »Er mag es wohl nicht, wenn irgendjemand anders als er im Mittelpunkt des Interesses steht, was?«, fragte Tony und winkte sie zu sich auf den Stuhl neben seinem Bett.
    »Nach meiner Fasson oder gar nicht«, bestätigte Carol, gab die Verteidigung der Tür auf und warf sich auf den Stuhl. »So wie ungefähr jeder Chefarzt, mit dem ich je zu tun hatte.«
    »Da solltest du Dr. Chakrabarti kennenlernen. Zumindest lässt sie einem den Irrglauben, sie nehme zur Kenntnis, was man sagt. Der Giftkelch ist also dir zugefallen?«
    »Oh ja. Die Kripo bekam den Anruf, und sobald man dort merkte, womit man es zu tun hatte, konnte man die Sache nicht schnell genug loswerden. Ich sehe den nächsten paar Tagen nicht gerade freudig entgegen. Aber genug von mir und meinen Schwierigkeiten.« Carol strengte sich sichtlich an, ihre Probleme hintanzustellen. »Wie geht es dir?«
    Tony lächelte. »Hallo, ich bin’s, Carol. Du musst nicht so tun, als hättest du in deinem Kopf noch Platz für irgendetwas anderes als Robbie Bishop. Und was mich betrifft, wenn du es wirklich wissen willst, ich würde mich viel besser fühlen, wenn du aufhörtest, mich wie einen Invaliden zu behandeln. Mein Knie ist kaputt, aber nicht mein Gehirn. Du kannst mir ruhig genauso davon erzählen wie von jedem anderen Mord, bei dem es kein offensichtliches Motiv gibt.«
    »Bist du sicher? Du siehst nicht so aus, als wäre alles voll funktionsfähig, ehrlich gesagt.«
    »Klar, das ist auch so. Ich kann mich nicht besonders gut konzentrieren und deshalb unmöglich etwas Schwieriges lesen.« Er machte eine wegwerfende Geste in Richtung der Bücher, die zu bringen er sie gebeten hatte. »Aber ich hänge nicht mehr am Morphiumtropf, und mein Gehirn kehrt zu dem als normal geltenden Zustand zurück. Wenn ich wach bin, würde ich lieber darüber nachdenken, als schon am Tag fernzusehen. Also, was kannst du mir sagen?«
    »Deprimierend wenig.« Carol wiederholte, was sie und ihr Team bis jetzt herausgefunden hatten.
    »Also, um es zusammenzufassen«, sagte Tony. »Wir kennen niemanden, der ihn so hasste, dass er ihn hätte umbringen wollen, er wurde wahrscheinlich in einem Nachtclub vergiftet, der voller Menschen war, und wir wissen nicht, woher das Rizin kam.«
    »Ja, so ungefähr. Ich habe in der Tasche der letzten Jeans, die er getragen hat, ein zerknittertes Stück Papier gefunden. Darauf stand eine Internetadresse, doch bislang hatte ich keine Zeit, die zu überprüfen: www.bestdays.co.uk.«
    »Wir könnten sie uns jetzt anschauen«, schlug Tony vor, drückte auf den Knopf, um das Kopfende des Bettes anzuheben, und zuckte zusammen, als ein neuer Schmerz sich meldete. Er öffnete den Laptop und wartete ungeduldig, bis der sich regte.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte Carol.
    »’n bisschen«, gab er zu.
    »Können sie dir nichts dagegen geben?«
    »Ich versuche, die Schmerztabletten auf ein Minimum zu beschränken«, gestand Tony ein. »Ich mag es nicht, wie ich mich dabei fühle. Mir ist es lieber, wenn ich meine sieben Sinne beisammen habe.«
    »Das ist doch einfach albern«, widersprach Carol energisch. »Schmerz hilft einem überhaupt nicht.« Ohne ihn um

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