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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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durch. »DC Jonty Singh. Gott, das ist zu schön, was in diesem Land mit Namen passiert. Jonty Singh. Was für ein fabelhafter Name. Ich find es toll, dass beim Kricket, der urenglischsten Sportart der Welt, Ramprakash und Panesar neben Trescothick und Strauss spielen. Ich bin begeistert, wie wir in fünfzig Jahren vom Empire zu einer Multikultigesellschaft geworden sind. Bringt Sie das nicht zum Lächeln, Sam?«
    Es war ihm ziemlich egal. Wichtig war nur, dass Jonty Singh ein Name war, der in einer großen Polizeibehörde wie der der West Midlands nicht so schwer zu finden sein würde. Auch hatte er bemerkt, dass sie ihn jetzt mit »Sam« ansprach, und fragte sich, ob sie mit ihm flirtete. Es war schwer zu sagen, bei ihrer Showbiz-Persönlichkeit. Und selbst wenn es so wäre, wollte er nicht weiter darauf eingehen. Er wollte nicht ihr nächstes Abenteuer sein. »Danke für Ihre Zeit«, meinte er.
    »Hab ich gern getan«, versicherte sie, plötzlich wieder ernst. »Es ist das Einzige, was ich noch für ihn tun kann. Ich hab ihn wirklich gemocht, wissen Sie.«
    »Ich weiß«, erwiderte Sam, dem jetzt viel daran gelegen war, das Gespräch zu beenden und sich auf die Verfolgung seiner Spur zu stürzen. »Wir hören voneinander.« Er legte abrupt auf. Wenn er jetzt doch nur noch einen Computer in seinem Wagen hätte wie die Uniformierten auf Streife. Er wäre schon mittendrin, seine flinken Finger würden ihm den nächsten Schritt auf seinem Weg ermöglichen. Stattdessen musste er an seinen Schreibtisch zurückkehren und hoffen, dass Stacey nicht jeden Tastenanschlag mitverfolgte. Er hatte eine Spur und würde sich, verdammt noch mal, nicht in die Karten schauen lassen.

    Während Tony auf Carol wartete, saß er wie auf glühenden Kohlen, aber als sie hereinkam, berichtete er trotzdem nicht gleich von seiner Entdeckung. Er wollte die Vorfreude auskosten. Außerdem musste er zugeben, dass er sich über ihre Sorge um sein Wohlbefinden freute. Während der immer wiederkehrenden Phasen von Schmerz und Gefahr, die ihre Beziehung begleitet hatten, war wenig Zeit geblieben für etwas so Einfaches wie herumsitzen und nett zueinander sein. Er wusste, sie hatte das mit ihrer Familie erlebt – und erlebte es auch jetzt noch –, aber er hatte so etwas nie gekannt. Zuwendung wurde in seiner Familie immer als Schwäche betrachtet. Deshalb wollte er keinen Moment in ihrer Nähe den Anforderungen der Arbeit opfern, obwohl er nicht recht wusste, was er mit ihrer Nähe anfangen sollte. Sie würden schon noch früh genug zu den beruflichen Dingen kommen.
    Dies war, wie ihm klarwurde, eine neue Rangordnung seiner Prioritäten. Der Teil von ihm, der seine eigenen Reaktionen als ständig fortlaufendes Experiment sah, war gespannt, ob es dauerhaft sein würde und was es zu bedeuten hatte. Aber zu seiner Überraschung gab es auch eine andere Seite von ihm, die froh war, die Dinge einfach geschehen zu lassen.
    Carol fragte ihn also, wie sein Tag gewesen sei, und er erzählte ihr davon. Sie unterhielten sich so, wie es Freunde und sogar Liebende wohl gewohnheitsmäßig taten, dachte er. Aber natürlich konnte das nicht lange so bleiben. Der Punkt musste kommen, an dem er sie nach ihrem Tagesverlauf fragen und sie erzählen musste.
    Am Ende der Schilderung stützte sie einen Ellbogen auf die Sessellehne und fuhr sich durch ihr dichtes Haar. »Ich habe noch nie an einem Fall wie diesem hier gearbeitet. Wenn ein Mord passiert, treffen zwei oder mehr Personen unmittelbar aufeinander. Eine Tat wird begangen, und irgendjemand stirbt. Man kann die einzelnen Punkte miteinander verbinden. Man hat Rechtsmediziner, Zeugen, Beweise. Einen bestimmten Zeitpunkt. Aber hier gibt es all das nicht. Zwischen der Tat, durch die Robbie Bishop umgebracht wurde, und dem Tod selbst klafft eine riesige Lücke. Und wir wissen nicht, wann, wo oder von wem diese tödliche Handlung ausgeführt wurde.« Sie trat mit der Schuhspitze nach dem Teppich. »Je mehr wir herausfinden, desto unklarer wird alles. Kevin hatte recht, dieser Mörder ist Caspar, der verdammte freundliche Geist.«
    Tony wartete kurz, bis er sicher war, dass sie ihre Frustration losgeworden war. »Es ist nicht ganz so schlimm, wie du es siehst. Manche Dinge wissen wir schon über ihn. Ich meine, abgesehen von der Verbindung zur Harriestown High School und dass er Temple Fields so gut kennt wie eine Nutte.«
    Carol sah ihn skeptisch an. »Was zum Beispiel?«
    »Wir wissen, dass er immer vorausplant. Er

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