Schleier der Täuschung
schmerzverzerrtem Gesicht kam die Uniformierte auf Qui-Gon zu.
»Ich dachte, wir könnten uns losreißen«, sagte sie, und in ihrer Stimme klang eine Bitte um Entschuldigung mit.
»Verurteilen Sie Ihre Handlungen nicht«, entgegnete der Jedi. »Nichts geschieht aus Zufall.«
Sie nickte und sah zu Saesee Tiin hinüber. »Hat das Haus Vandron uns verraten?«
Der Iktotchi verschränkte die Arme vor der breiten Brust. »Das ist im Augenblick nicht weiter von Bedeutung.« Er blickte Yaddle an. »Die Frage ist, was sollen wir jetzt tun?«
»Eine schnelle Antwort diese Frage verlangt«, erklärte die kleine Jedi. »Bald Gesellschaft wir haben werden.«
Qui-Gon folgte ihrem Blick. Mehrere Schiffe näherten sich vom südlichen Ufer des Sees.
Obi-Wan senkte den Arm, um sein Lichtschwert vom Gürtel zu lösen, doch Qui-Gon hielt ihn mit einem Kopfschütteln zurück. »Dafür ist auch später noch Zeit. Zunächst gilt es herauszufinden, wo wir stehen.«
Obi-Wan blickte sich um. »Wir stehen auf einer Insel in der Mitte eines Sees, und Feinde kommen auf uns zu, Meister.«
»Warst es nicht du, der sagte, die Dinge sind nicht immer, was sie scheinen?«
Obi-Wan runzelte die Stirn. »Ja, Meister. Entschuldigt, Meister.«
Qui-Gon klopfte ihm auf die Schulter, dann nickte er mit dem Kinn in Richtung der anderen. »Wir sollten uns nicht zu leichten Zielen machen.«
Mittels ihrer Machtfähigkeiten sprangen die Jedi, die Justizkräfte im Schlepptau, von einem Felsen zum nächsten, bis sie eine erhöhte Position erreicht hatten, von wo aus sie die näher kommenden Schiffe deutlicher sehen konnten. Sie sausten auf ihren Repulsorlifts dicht über dem Wasser dahin, und während ein paar von ihnen einen nach oben geneigten Bug und andere rippenartige Seitendecks hatten, erinnerten sie in ihrer Mischung aus Pracht und Drohung doch alle an die Schlachtkreuzer des Hauses Vandron. Repetierblaster prangten auf ihren Hüllen.
Unmittelbar vor der Insel verharrte die kleine Flotte in der Luft, ihre Waffen auf die Felspyramide ausgerichtet. An Deck konnte man die Besatzungen sehen, die aus Menschen, Weequays, Rodianern, Bith, Sullustanern und mehreren anderen Spezies bestanden. Viele der Wesen trugen mehrere Schichten schwerer Kleidung, Handschuhe und Masken, die Nasen und Münder verbargen.
Im Bug des vordersten Schiffes stand ein hochgewachsener Mensch. Er nahm den bunten Schal ab, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckt hatte, und formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund.
»Eigentlich hatten wir einen freundlicheren Empfang für Euch geplant, Jedi – und einen trockeneren.«
Saesee Tiin, Ki-Adi-Mundi und Qui-Gon traten aus dem Schatten der Felsen hervor, sodass der Mensch sie sehen konnte. »Die Art Empfang, den Sie dem anderen Kreuzer bereitet haben?«
Der Mann blickte zu ihnen hoch. »Der Pilot Eures Schwesterschiffes geriet in Panik. Er versuchte zu fliehen, dabei prallte das Schiff gegen mehrere Minen und wurde zerstört. Wir hatten nicht die Absicht, auf den Kreuzer zu feuern.«
»Was sind jetzt Ihre Absichten?«, fragte Ki-Adi-Mundi.
»Zunächst einmal möchte ich sagen, dass wir alle sehr enttäuscht sind. Wir hätten nicht gedacht, dass die Jedi sich auf die Seite der Handelsföderation stellen und den freien Handel in den äußeren Systemen unterdrücken wollen.«
»Wir stehen auf niemandes Seite«, erklärte Tiin barsch. »Unser Ziel ist einzig, eine Lösung für die Krise zu finden, bevor sie sich zu einem offenen Konflikt ausweitet. Das ist auch das Ziel von Kanzler Valorum. Er ist nicht Ihr Feind.«
»Wir hatten nichts mit dem Mordanschlag zu tun«, schrie jemand von einem der anderen Schiffe.
Der Wortführer der Terroristen wirbelte wütend zur Quelle dieses Zwischenrufs herum, fasste sich aber schnell wieder. »Falls Valorum nicht unser Feind ist, warum wurde die Nebelfront dann nicht zu dem Sondergipfel nach Eriadu eingeladen?«
»Der Oberste Kanzler wird Ihnen seine Gründe gerne persönlich mitteilen – sofern Sie sich zu einem Treffen bereit erklären.«
Der Mensch schüttelte den Kopf. »Das reicht uns nicht. Diese Konferenz wird die Handelsföderation und die Handelsgilde gegen uns vereinen. Wir verlangen, dass Valorum den Gipfel absagt.«
»Geht es darum?«, fragte Qui-Gon mit einer ausladenden Handbewegung. »Sie wollen uns als Geiseln nehmen, um Coruscant Ihre Forderungen zu diktieren?«
Der Mensch breitete die Arme aus. »Würde Valorum uns denn sonst ernst nehmen, Jedi?«
Tiin
Weitere Kostenlose Bücher