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Schleier der Täuschung

Schleier der Täuschung

Titel: Schleier der Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Luceno
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antwortete an Qui-Gons statt. »Und was, wenn der Oberste Kanzler sich weigert, auf Ihre Forderungen einzugehen?«
    »Dann wird Euer Blut an seinen Händen kleben«, antwortete der Mann nach einem langen Moment. Doch ehe die Jedi zu einer Entgegnung ansetzen konnten, fügte er hinzu: »Wir sind uns Eurer Fähigkeiten sehr wohl bewusst. Noch besteht kein Grund, die Insel zu stürmen, und Euch gewaltsam gefangen zu nehmen. Vermutlich könnt Ihr auf diesem Felshaufen auch ohne Nahrung und Wasser so lange überleben, wie Ihr wollt, und falls es das ist, was Ihr tun möchtet – nur zu. Im Moment reicht es uns völlig zu wissen, dass Ihr hier gestrandet seid. Aber wir hoffen doch, dass Ihr zur Vernunft kommt und Euch stellt. In unseren Zellen müsstet Ihr zumindest weder Kälte noch Hunger leiden.«
    Die Nacht verstrich nur langsam.
    Die Jedi lagen unter der wärmenden Decke der Macht auf dem Steinboden der Tempelruinen, welche die Spitze der Pyramide schmückten, und die Justizkräfte hatten sich zwischen ihnen zusammengerollt. Glühstäbe sorgten für Helligkeit, wann immer nötig, und die Notrationen stillten den ärgsten Hunger. Zu trinken hatten sie jedoch nichts – das Wasser des Sees war viel zu salzhaltig.
    Vergere hatte die Beine unter ihren Körper geklemmt und saß da wie ein Vogel auf der Stange. Yaddle war in eine Trance versunken, die dünne Robe eng um den Körper geschlungen. Qui-Gon, Obi-Wan, Depa Billaba, Ki-Adi-Mundi und Saesee Tiin wechselten sich derweil bei der Wache ab.
    Die Insel mochte leblos erscheinen, doch die Macht war stark an diesem Ort. Die unsterbliche Präsenz der Wesen, die einst die Pyramide erbaut hatten, erfüllte die Luft.
    Schließlich kroch das erste Rot des Morgengrauens durch die trapezförmigen Fenster und warf lange Schatten auf die zerbröckelnden Tempelwände. Als alle wach waren, wandten sich Yaddle und Depa Billaba ohne Umschweife ihren Problemen zu.
    »Auf Coruscant wird man mittlerweile über die Geschehnisse hier Bescheid wissen«, sagte Billaba. »Ich bin mir sicher, dass der Oberste Kanzler den Gipfel weder verschieben noch absagen wird, aber es könnte sein, dass er weitere Truppen des Justizministeriums nach Asmeru entsendet.«
    »Ein Konflikt unausweichlich ist. Verloren die Ekliptik wir bereits haben, vermutlich mitsamt der gesamten Besatzung. Falls Verstärkung der Kanzler schickt, weitere Leben auf dem Spiel stehen. Einen besseren Weg, zu lösen dieses Problem, es geben muss.«
    Während der 476 Jahre ihres Lebens war die kleinwüchsige Jedi schon mehrmals in Gefangenschaft geraten, und wenn man den Gerüchten im Tempel Glauben schenken konnte, war sie in den Rang einer Meisterin aufgestiegen, nachdem sie mehr als einhundert Jahre in einem Kerker auf Koba ausgeharrt hatte.
    »Was verspricht die Nebelfront sich davon, uns hier festzuhalten?«, brummte Qui-Gon mit deutlicher Skepsis. »Ihnen muss doch klar sein, dass wir Coruscant kontaktiert haben, bevor wir abstürzten.«
    »Vielleicht kommen ihnen solche Gedanken gar nicht in den Sinn«, gab Ki-Adi-Mundi zu bedenken. »Vielleicht fehlt ihnen die strategische Voraussicht.«
    Qui-Gon blickte zu ihm hinüber. »Sie besitzen strategische Voraussicht, glaubt mir. Ich konnte mich über Dorvalla selbst davon überzeugen.«
    »Nur Cohls strategische Voraussicht du gesehen hast«, warf Yaddle ein. »Deine Frage beantworten er wird, wenn du schließlich ihn stellst. Bis gekommen dieser Moment, eine Entscheidung wir treffen müssen. Nachzugeben oder zu kämpfen.«
    Plötzlich richteten sich Vergeres gertenförmige Ohren auf. Kurz sah sie Qui-Gon wissend an, dann richteten ihre Augen sich auf die klaffende Öffnung hinter ihnen, die in den benachbarten Tempelraum führte. Qui-Gon lauschte einen Moment lang angestrengt und erhob sich. Ki-Adi-Mundi tat es ihm gleich. Lautlos schlichen die Jedi von beiden Seiten auf den Durchgang zu.
    Yaddle, Depa und Vergere setzten ihre Unterhaltung fort, als wäre nichts gewesen – bis Qui-Gon und Ki-Adi-Mundi vorschnellten, durch die dunkle Öffnung griffen und einen Humanoiden ins schwache Sonnenlicht zerrten, der aussah, als wäre er direkt aus dem Boden gewachsen. Seine dicke Haut schützte ihn gegen Wind, Schnee und die Sonnenstrahlung in diesen hohen Lagen, seine vier Hände und die nackten Füße schienen dafür geschaffen, zu graben und zu schaufeln, und sein Rücken war wie in Erwartung einer schweren Last gebeugt. Augen, die ganz eindeutig im Dunkeln sehen konnten, markierten

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