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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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sackte gegen sie.
    »Du Dreckskerl.« Das kam von Sean, der sich ebenfalls aufrappelte.
    Rowan legte das Mädchen behutsam auf den Boden und sah dem sterbenden Gerald King in die Augen, der nun auf Seans Kopf zielte. »Nein.«
    Sie musste den Vater nicht berühren, um die Gestalt zu wechseln; ihr Körper erinnerte sich genau der kranken Leidenschaft, die er für seine Frau empfunden hatte, und nutzte sie, um sich ein letztes Mal in sie zu verwandeln.
    Wie Rowan gehofft hatte, verwirrte ihn das vollkommen. »Alana«, flüsterte er mit feuchtem Mund.
    »Du bist ein Ungeheuer, Gerald«, erklärte sie ruhig. »Genau wie ich es war. Und jetzt wirst du sterben.«
    Der Alte bleckte die Zähne. »Nicht ohne dich, Alana«, krächzte er.
    »Werfen Sie die Waffe weg!« Sean trat schützend vor Rowan und das Mädchen. »Es ist vorbei.«
    »Nein.« Gerald betrachtete seinen nutzlosen Körper und ballte angesichts seiner reglosen Beine die Faust. »Ich bin noch nicht so weit. Ich bin nicht …« Er funkelte Sean an. »Die werden Sie nicht bekommen. Sie gehört mir.«
    Sean bleckte seinerseits die Zähne. »Sie ist kein Eigentum, verdammt.«
    Rowan hörte die Stimme ihres Geliebten sich ändern, und ein seltsames Kräuseln lief durch seinen Rücken. Rosenduft schien von ihm auszugehen und erfüllte die staubige Luft.
    »Sean?« Sie bekam große Augen, als seine Gestalt sich zu wandeln begann. Seine Schultern hoben sind, sein Becken wurde schmal. Sein blondes Kurzhaar war plötzlich schwarz und schulterlang. Als er sie wieder ansah, wurden seine gemeißelten Züge weich und fließend und verwandelten sich ins Feinere, Elegantere. Und das Mitternachtsschwarz seiner Augen hellte sich schrittweise bis ins Himmelblaue auf.
    »Verzeih mir,
ma mûre
«, sagte Sean mit Dansants Mund und Stimme. Und dann war er Dansant, und Seans Kleidung hing wie Vorhänge von seiner schmaleren Gestalt, und als er zu Gerald King ging, feuerte der alte Mann direkt auf ihn.
    »Nein!« Rowan rannte auf ihn zu, bremste aber, als sie eine deformierte Kugel vor seine Füße fallen sah. Sie streckte den Arm aus, berührte das Loch in seinem Hemd, riss den Stoff entzwei und betrachtete seine makellose Brust.
    Sie strich über die Stelle, an der sich ein blutig ausgefranstes Loch hätte befinden sollen, und sah dann in seine Engelsaugen auf. »Wer bist du?«
    »Da sind wir uns nicht sicher«, erwiderte er sanft. »Aber Kugeln können mich nicht töten.« Er sah King an, der nun bewusstlos am Boden lag, und bückte sich, um ihm die Waffe wegzunehmen. »Und Verrückte auch nicht.«
    Ein großer, stattlicher Mann kämpfte sich ins Zimmer. Er hatte einen silberblonden Haarschopf und einen Vollbart von gleicher Farbe. Seine Augen waren schmal, tiefschwarz und asiatisch geformt, und seine Haut war nicht weiß, nicht schwarz. Er suchte mit einem Stock einen Weg durch die Trümmer.
    »Paracelsus«, hauchte Rowan.
    »Wie ich sehe, bin ich zu spät gekommen. Hallo, Rowan. Schön, Sie endlich kennenzulernen.« Er nickte Dansant höflich zu, kniete sich neben das Mädchen und fühlte ihm den Puls. »Dieses Kind lebt noch. Mein Auto wartet unten, und ich kenne einen Chirurgen, der uns helfen kann.«
    »Ich trage sie runter.« Dansant bückte sich und nahm das Mädchen vorsichtig in die Arme.
    Zwar lagen überall Trümmer, und der Aufzug war kaputt, doch sie schafften es über die Treppe ins Erdgeschoss. Paracelsus’ Limousine stand vor der Haustür, und als der Fahrer ihnen helfen kam, musste Rowan zweimal hinsehen.
    »Kenne ich Sie nicht …« Sie musterte sein Gesicht kurz und lächelte dann langsam. »Das gibt’s ja nicht – Jimmy Findley.«
    Findley tippte sich grinsend an die Mütze. »Freut mich, Sie wieder hier rausholen zu können, Miss.«
    Der mit Paracelsus befreundete Chirurg sorgte dafür, dass Taire unter falschem Namen ins Krankenhaus kam, und operierte ihr persönlich die Kugel aus dem Rücken. Das dauerte mehrere Stunden, in denen Rowan sicher hundertmal im Wartezimmer auf und ab ging. Dansant verschwand mit Paracelsus, während Findley Knabberzeug und Kaffee aus dem Automaten holte und Rowan Gesellschaft leistete.
    Schließlich ging ihr die Puste aus, und entnervt ließ sie sich neben ihm nieder. »Jimmy Findley.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht zu fassen. Nach all den Jahren.«
    »Es ist lange her.« Er lächelte. »Ich habe Ihren Rat befolgt und meiner Mutter die Schrammen gezeigt. Sie hat mich nie mehr dahin gehen lassen, und auch mein Vater durfte

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