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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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soll ich dich wollen, wenn ich sie haben kann?«
    Taire spürte etwas in sich auflodern, ein kaltes Feuer, das alles verschlang, was sie empfand. Sie sah Rowan an, die alles haben konnte, es aber nicht wollte. Und ihren Vater, der alles hatte, aber Taire nicht wollte.
    Die Mauern begannen zu schwanken.

20
    Rowan verlor das Gleichgewicht, als der Boden zu schwanken begann. Sean legte den Arm um sie und zog sie vom Bett weg.
    »Was ist los?« Sie blickte wild umher, um den Ursprung des Zitterns zu finden. »Ein Erdbeben?«
    »Das ist das Mädchen«, sagte er und bot ihr Halt. »Es beherrscht Telekinese.«
    Gerald King schwebte aus dem Bett, und Schläuche und Laken lösten sich von ihm. Mit verzerrtem Gesicht sah er auf die junge Ausreißerin hinunter.
    »Hör sofort auf damit.« Er versuchte, die Schusswaffe ruhig zu halten. »Das darfst du mir nicht antun, Alana. Das erlaube ich nicht. Hörst du?«
    »Ich bin nicht Alana und werde nie Alana sein.« Das Mädchen straffte sich und sah zu, wie ihm die Waffe aus der Hand flog und in die Tür einschlug. »Ich bin Taire.«
    Mehrere bewaffnete Männer stürmten herein. Sean stürzte sich auf den, der Rowan niederschlagen wollte, und schleuderte ihn gegen die Computeranlage. Funken sprühten aus den zerstörten Geräten, doch als Sean sich den Angreifern erneut zuwandte, nahmen ihn drei Kerle in die Mangel.
    »Sorg dafür, dass sie damit aufhört«, zischte Gerald Rowan zu. »Sonst bringt sie uns alle um.«
    »Du bist ihr Vater«, fuhr sie ihn an und wich dabei dem Schlag eines Angreifers aus. »Halt
du
sie auf.«
    Der zweite Schlag saß, und Rowan ging neben Sean zu Boden. Über ihr splitterte die Vertäfelung, und Putz und Glas regneten herab und zersplitterten. Sie legte schützend die Arme um den Kopf und spürte dann den gleichen Stoß wie am Abend des Unfalls, doch diesmal schob er sie beiseite, während Kings Männer in hohem Bogen durch die Türen flogen.
    »Rowan.« Sean kroch zu ihr, um sich im letzten Moment über sie zu werfen, während die Decke mit einem gewaltigen Krachen einstürzte.
    Staub und Rauch drohten sie zu ersticken, und sie hatte Mühe, einen Balken wegzuschieben, der den reglosen Sean auf sie drückte.
    »Sean? Verdammt, Sean!« Sie rüttelte ihn, doch er regte sich nicht, und als sie ihm in den Nacken griff, war ihre Hand ganz blutig. »Oh nein. Nein!«
    Rowan kämpfte sich auf die Knie, blinzelte durch den Staub, erkannte die Umrisse des Mädchens und rief nach ihr.
    »Bitte, das reicht.« Wieder verformte sich eine Wand, und Rowan rollte sich schützend über Sean. »Du musst aufhören. Sonst bricht das ganze Haus zusammen.«
    »Nein.« Sie drehte sich dem Fenster zu, das prompt nach außen zersplitterte. »Er will mich nicht. Und dich liebt er nicht. Es ist nichts übrig.«
    Rowan sah Gerald King direkt unter dem Loch in der Decke schweben. Er war bewusstlos, womöglich tot. Über ihm färbte der Himmel sich purpurrot.
    Ein unheilvolles Grollen erhob sich unter ihnen, ganz tief und leise, als würden sich die Grundmauern der Villa bewegen und zerfallen.
    »Du musst hier nicht leben«, rief Rowan über den Lärm hinweg. »Du brauchst ihn nicht. Du hast doch mich.«
    Das Mädchen warf ihr einen raschen Blick zu. »Du kennst nicht mal meinen Namen.«
    Rowan rappelte sich auf und taumelte mit ausgestreckter Hand auf sie zu. »Ich weiß, wer du bist. Ich war wie du. Er hat mir das Gleiche angetan.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Du bist weggerannt. Ich wollte nie gehen.«
    »Wirklich nicht?« Rowan erreichte sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Er hat nur Alana geliebt. Wir waren nur Ersatz für sie. Er ist krank, Schatz. Er hätte uns diese Dinge nicht antun dürfen.«
    Das Mädchen sah zu ihr hoch. »Du verstehst mich nicht. Du weißt nicht, wie es war. Wie sehr ich mich bemühte, ihn glücklich zu machen.« Ihre Stimme brach. »Nichts weißt du.«
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte Rowan unbeirrt. »Meine Schwester, meine kleine Schwester.« Intuitiv schlang sie die Arme um das Mädchen und drückte es fest.
    Das Grollen ebbte langsam ab, und die Villa bebte nicht länger. Und dann war nur noch das Mädchen zu hören, das sich weinend an Rowan festhielt.
    »Schschsch.« Sie strich ihr durch die verfilzten Locken. »Alles wird gut, Kleines. Ich bin doch da. Und ich gehe nicht weg.«
    Ein Schuss knallte, und ihre kleine Schwester zuckte zusammen. Sie sah zu Rowan hoch und versuchte zu lächeln, schloss aber schon die Augen und

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