Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
schikanieren.«

15
    Dansant hatte Lonzo gebeten, Rowan etwas besorgen zu schicken, um sie aus der Küche zu bekommen, und rief dann die anderen in sein Büro, um, wie sie dachten, eine Versammlung abzuhalten, bei der ihre Leistungen im Arbeitsablauf besprochen wurden. Stattdessen nutzte Dansant sein hypnotisches Talent und wies sie an, Rowan als neuen Souschef zu akzeptieren, und fast alle taten das.
    Nur Lonzo – der mit dem stärksten Willen – widersetzte sich kurz.
    »Sie ist noch ein Kind«, sagte er zweifelnd. »Sie hat noch nicht genug Erfahrung.«
    Dansant wählte einen anderen Zugang. »Magst du Rowan, Lonzo?«
    »Ja, Trick ist in Ordnung«, gab er widerwillig zu. »Für ein Mädchen.«
    Die frauenfeindliche Einstellung seines
garde-manger
würde sich wohl nie ändern. »Sie hat viel von dir gelernt.«
    Gleich warf sich der dicke Mann in die Brust. »Ich hab ihr einiges beigebracht, na sicher.«
    »Dann pflichtest du mir bestimmt bei, dass ihre Beförderung zum Souschef ein Zeichen meiner Wertschätzung für dich ist«, sagte Dansant. »Und darum akzeptierst du diese Entscheidung, denn deine Unterweisungen haben ihr geholfen.«
    »Im Ernst?« Seine Miene zeugte kurz von Verwirrung, hellte sich dann aber auf. »Bin ich so ein guter Lehrer?«
    Dansant hatte schon vermutet, dass sich Lonzos Halsstarrigkeit durch einen Appell an seine Eitelkeit umgehen ließe. »Oh ja! Und du wirst über Rowan wachen und dafür sorgen, dass alle ihr mit Respekt begegnen. Wer sie beleidigt, beleidigt dich. Verstehst du meine Anweisungen jetzt?«
    Der letzte Zweifel schwand aus Lonzos ablehnendem Gesicht. »Ja, Chef.«
    Es war recht amüsant, den Empfang zu beobachten, den die Köche Rowan bereiteten, als sie mit der italienischen Petersilie zurückkehrte, die Lonzo sie auf dem Markt hatte kaufen lassen. Vince gab ihr im Vorbeigehen einen Klaps auf die Schulter, und George fragte sie, ob sie Hilfe dabei benötige, Bernards alte Station nach ihren Vorstellungen umzurüsten. Manny verriet ihr Tipps, mit welchen griffbereit stehenden Zutaten und Gerätschaften sie ihre Regale bestücken sollte, und sogar Enrique beobachtete sie besorgt, um ihr bestimmte Pfannen oder Teller zu liefern, ehe sie danach fragen konnte.
    Sehr zu Dansants Enttäuschung reagierte Rowan auf all das gar nicht, zuckte jedoch mehrmals zusammen, als er in ihre Nähe kam. Entgegen der Begeisterung, die sie sonst für seine Arbeit gezeigt hatte, interessierten sie seine Künste nicht länger, und sie verließ ihre Station nur einmal kurz, um zur Halbzeit der Schicht auf die Toilette zu gehen.
    Ihre Art zu kochen war so erfinderisch und wunderbar, wie Dansant gehofft hatte. Sie verbesserte seine
cuisses de canard au chou
, indem sie statt des üblichen Cognacs einen dunklen Merlot und statt Tomatenmark Preiselbeergelee verwendete. Das Ergebnis änderte das Aussehen des Gerichts nicht wesentlich, verbesserte aber auf raffinierte Weise das Aroma und verstärkte den Geschmack. Als Dansant seine erste Runde durchs Restaurant drehte, schwärmten seine Gäste von dem Gericht.
    »Dieses Essen erinnert mich an die Ente, die es bei uns an Thanksgiving gab«, sagte eine ältere Dame entzückt zu ihm. »Meine Großmutter hat sie mit Kohl gefüllt und den Vogel mit Preiselbeeren und Burgunder glasiert.«
    »Ich hatte gedacht, Amerikaner essen an Thanksgiving Truthahn«, gab Dansant zurück.
    Die Dame lachte leise. »Nicht wenn ihr Vater jeden November auf Entenjagd zieht.«
    In der Küche ging es bis zum späten Abend geschäftig zu, und Dansant beschloss, sich von Rowan fernzuhalten und sie ihren Sieg genießen zu lassen. Erst als die Köche ihr nach Restaurantschluss beim Weggehen gratulierten, musterte Rowan ihn so misstrauisch wie ablehnend. Nachdem der letzte Koch verschwunden war, schritt sie zur Treppe.
    »Rowan.« Sie blieb stehen. »Gehen Sie nicht.«
    Sie fuhr mit angespannter Miene und blitzenden Augen herum. »Wollen Sie noch was, Chef?«
    »Sie haben schon Lob genug gehört.« Er kam auf sie zu. »Ich dachte, das würde Sie freuen.«
    »Täte es auch, wenn es ernst gemeint wäre.« Auch sie verringerte den Abstand zu ihm. »Was haben Sie mit ihnen angestellt?«
    »Angestellt? Nichts.«
    »So wie Sie am Abend nach der Oper nichts mit den Jungs angestellt haben, die uns ausrauben wollten?«, konterte sie.
    Sie glaubte, er hatte die Köche hypnotisiert. Nun, das kam der Wahrheit recht nah. »Mag sein, ich habe gedroht, sie alle rauszuwerfen, wenn sie Sie schlecht

Weitere Kostenlose Bücher