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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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behandeln.«
    »Das sind Köche – denen so zu kommen, hätte die Sache nur schlimmer gemacht.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Haben Sie das auch mit mir getan? Mich hypnotisiert und Dinge vergessen lassen?«
    Er hielt sich nicht mit der Frage auf, wie sie zu diesem Schluss gekommen war. Und er spürte eine weitere Woge der Scham darüber, auch sie mehrmals in Bann geschlagen zu haben. »Ich habe nur versucht, Ihr Freund zu sein, Rowan.«
    »Freunde manipulieren ihre Freunde nicht, Dansant.«
    Er könnte sie sofort zwingen, ihre unselige Entdeckung zu vergessen, und am Abend darauf würde sie wieder an seiner Seite sein und sich daran freuen. Doch dann wäre er ein noch größeres Ungeheuer als ohnehin. »Falls ich etwas gesagt oder getan habe, das Sie verärgert hat, tut es mir leid.«
    Sie setzte sich an den Tisch, an dem die Köche zusammen aßen. »Ich weiß nicht mehr, was ich von Ihnen halten soll. Sie lassen mich verrückte Dinge denken.«
    Er wollte ihr alles sagen, aber dazu war es zu früh. Er musste erst ihr Vertrauen zurückgewinnen. »Wie kann ich Sie davon überzeugen, dass ich aufrichtig bin?«
    Sie nahm einen Apfel aus der Obstschale auf dem Tisch und warf ihn ihm zu. »Beißen Sie da mal rein.«
    Er musterte erst den Apfel, dann sie. »Warum?«
    »Weil Sie das nicht tun, wenn Sie der sind, für den ich Sie halte. Sie können es dann nämlich gar nicht.«
    Er wischte den Apfel am Ärmel ab und nahm einen, dann noch einen Bissen. Als er die Frucht bis zum Kerngehäuse verzehrt hatte, seufzte sie und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Soll ich noch was essen?«, fragte er. »Vielleicht eine Birne? Oder ein paar Blaubeeren?«
    »Nein.« Die Hände dämpften ihre Stimme. »Ich bin eine Idiotin.« Sie hob den Kopf. »Und es tut mir leid. Meine Fantasie geht in letzter Zeit mit mir durch.«
    »Heute Abend hat sie Ihnen gute Dienste geleistet«, erwiderte er und setzte sich neben sie. »Ihre Art zu kochen war sehr einfallsreich und erfinderisch. Die Gäste haben Ihre Ente geliebt.«
    Sie verzog das Gesicht. »Das ist doch bloß Essen.«
    Er nahm einen zweiten Apfel aus der Schüssel. »Essen hält uns lebendig, aber Kochen ist wie das Leben selbst.«
    »Beides ist im Prinzip dasselbe.«
    »
Mais non
. Essen kommt so neu und unberührt zu uns, wie wir es bei der Geburt sind. Es zuzubereiten, verändert es und macht es uns ähnlich.«
    »Die Kiste mit italienischer Petersilie, die Lonzo mich holen geschickt hat, ist also wie eine Ladung Neugeborener?«
    Er überging ihren Sarkasmus. »Wir nehmen Lebensmittel, verarbeiten sie und mischen sie mit anderen Zutaten, um mehr und Besseres daraus zu schaffen. Es ist wie in der Kindheit, wenn wir zum ersten Mal entdecken, was uns zu dem macht, was wir sein werden. Dann wird probiert und abgeschmeckt, und das Essen wird etwas, das herrlich und wunderbar anzusehen, zu berühren, zu riechen und zu schmecken ist – etwas, das Behagen und Trost stiftet und nicht bloß am Leben erhält.«
    »Also sind wir praktisch Kannibalen – lecker.«
    »Das ist nicht das Gleiche, und Sie wissen das«, sagte er tadelnd. »Was wir sind und schaffen, wird vom Hunger verzehrt, doch uns dem zu unterwerfen, erlaubt uns, Teil eines anderen Wesens zu sein. Und dann erwachen wir wahrhaft zum Leben. So ist auch Nahrung, wenn unsere Leidenschaft sie verwandelt und zu dem gemacht hat, was sie werden sollte, nie verschwunden und vergessen, sondern wird Teil eines anderen Lebens. Und darin lebt sie ewig weiter. So wie wir.«
    Sie stieß ein zittriges Lachen aus. »Wie Sie das sagen, klingt es nach Sex.«
    »Nach Liebe«, verbesserte er sie. »Deshalb ist es ja so wichtig für uns.
Comprenez-vous?
Darum gefällt es uns so. Richtig ausgeführt, nährt das Kochen nicht unseren Stolz oder unsere Gier, macht uns nicht besser oder edler und ist nicht für uns gedacht, sondern ist unser Geschenk an die Welt, ein Geschenk aus reiner, tiefster Liebe, aus Nächstenliebe – der Liebe, die wir aus unseren Träumen kennen.«
    Sie rieb sich die Augen. »Na ja, manche von uns haben diesen Traum nicht, sondern sind hier gelandet. Schmutzig und wertlos. Unerwünscht und ungeliebt. Wie Müll.«
    »Sie täuschen sich.«
    Dansant zog Rowan auf die Füße. »Schließen Sie die Augen.« Als sie sich ihm entziehen wollte, legte er den Arm um sie. »Lassen Sie mich Ihnen zeigen, was ich meine. Ich habe immerhin den Apfel für Sie gegessen.«
    Allerdings. Widerwillig schloss sie die Augen. »Falls Sie mir

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