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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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»Den muss ich entfernen.«
    Doch kaum legte er ihr die Hand aufs Bein, erstarrte Rowan geradezu. »Das sehe ich anders.«
    Er blickte kurz auf. »Sie mögen es nicht, wenn man Sie berührt.«
    »Ach, manchmal mag ich das sehr.« Sie musterte seinen Mund, ehe sie ihm in die Augen schaute, und er sah Erregung und Begehren in ihrem Blick aufglimmen. »Ich habe allerdings Probleme damit, dass wir uns gar nicht kennen.«
    »Ich auch.« Mehr als er ihr jemals sagen könnte. »Lassen Sie uns doch für heute Abend denken, wir seien Freunde.«
    »Freunde.« Diese Vorstellung schien sie zu amüsieren, doch sie lehnte sich auf die Ellbogen zurück. »Gut, Dansant. Tun Sie, was immer Sie wollen.«

2
    Rowan war sich nicht ganz sicher, wie es gekommen war, dass sie beim Unfall mit ihrem Motorrad eben noch gedacht hatte, das sei ihr Ende, nun aber in einer Restaurantküche auf einer Kiste saß und Jean-Marc Dansant auf den Kopf blickte. Jedenfalls hatte sie einen exzellenten Beobachtungspunkt, während er – eine Hand um ihre Wade gelegt – vor ihr kauerte und die bösen Wunden an ihren Knien inspizierte.
    Das könnten wir eigentlich doch auch tun, wenn ich heil und unversehrt bin, oder?
    Dansants langes, schwarzes Haar löste sich allmählich aus seinem Pferdeschwanz, und Strähnen umgaben sein Gesicht in malerischer Unordnung. Sie musterte seinen Schopf eine Weile lang wie die wichtigste Sache der Welt und blinzelte erst, als ihre Augen zu brennen begannen … nur um gleich darauf wieder in Starren zu verfallen.
    Schließlich schüttelte Rowan ihre untypische Begeisterung für sein Haar ab, empfand dabei aber eine eigenartige Orientierungslosigkeit, als wäre die Zeit stehen geblieben und als hätte sie vergessen, wo sie war und was sie tat.
    Was ist los mit mir?
    Offenbar hatte sie sich den Kopf beim Unfall heftiger gestoßen als vermutet und war zu einem Halbzombie geworden. Ihr war klar, woran sie hätte denken sollen: daran, was nun zu tun wäre und wie sie aus dieser Nummer herauskäme, aus diesem Restaurant, diesem Unfall, dieser Stadt – aus dem ganzen Schlamassel. Jemand hatte sie von hinten touchiert, und fast wäre sie als blutige Leiche auf dem Kühlergrill eines Volvos gelandet. Stattdessen hatte sie überlebt, war nun aber ausgerechnet dort gestrandet, wo sie auf keinen Fall hatte stranden wollen.
    Bescheuert wie sie war, hatte sie zudem Dansant – einen gutgläubigen Fremden – den von ihr verursachten Schaden begleichen lassen und war ihm in sein Restaurant gefolgt. Und nun ließ sie sich von ihm berühren und erlaubte ihm, sich um sie zu kümmern, als wären sie beste Freunde. Und saß da und tat nichts, als wäre es das Normalste auf der Welt. Als könnte sie nicht mehr eigenständig denken.
    Dabei dachte sie ja etwas, allerdings immer nur das eine.
    Mein Gott, ist der schön
.
    Dansant schien mit kompletter Luxusausstattung auf die Welt gekommen zu sein: mit golden schimmernder, makelloser Haut, energischem Kiefer, umwerfenden Lippen, perfekter Nase, von Künstlerhand modellierten Wangenknochen, himmlisch blauen Augen und sanft geschwungenen Brauen. Rowan hatte nie viel von gut aussehenden Männern gehalten – die meisten waren zu sehr in ihr Spiegelbild verliebt –, doch Dansant wirkte fast zu schön, um ein Mensch zu sein, und war ganz sicher kein durchschnittlicher Typ. Immer wieder versuchte sie, einen Makel an ihm zu entdecken, etwas, das ihn weniger himmlisch erscheinen ließ.
    Doch es schien sie nicht zu stören, dass dies misslang. Vielleicht liegt das an seinen Engelsaugen, dachte sie und holte tief Luft.
    Seine Augen waren so morgenhimmelblau wie seine Haare mitternachtsschwarz, und nur das war merkwürdig. Männer mit derart dunklem Haar hatten normalerweise auch die passende Augenfarbe. Von ihrem Platz aus roch sie Blumen, Gewürze und Hitze, wusste aber nicht, ob all das von seinen Haaren oder seinem Körper aufstieg oder aus der Restaurantküche kam. Oder von allem gleichzeitig. Auch sein Blumenaroma erschien ihr betörend vertraut, obwohl sie nicht hätte sagen können, welchen Duft er benutzte.
    Wenn das sein Rasierwasser ist, kauft er in der falschen Abteilung
. Vielleicht stach ihr der Duft ja deshalb nicht so unangenehm in die Nase wie andere Herrendüfte, obwohl er überall zu sein schien: an ihm, in der Luft ringsum – selbst an
ihrer
Kleidung.
    Sie erinnerte sich nicht, dieses Restaurant in ihren New Yorker Jahren bemerkt zu haben, und doch hatte sie seit der Querung des Hudson

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