Schleier des Herzens (German Edition)
aber sie stieß ihn mitleidslos in das Becken, das eigentlich dem Abkühlen nach dem Dampfbad vorbehalten war. Doch Amir gab nicht kampflos auf. Schließlich landeten beide in der Kälte und schnappten nach Luft, während Beatriz mit sardonischem Lächeln beobachtete, wie seine Erektion wieder schwand.
»So, genug gelitten!«, bestimmte sie dann. »Ihr dürft mich in ein warmes Bett bringen, mein Herr!«
Amir schüttelte den Kopf. »Nichtsda! Jetzt will ich schwimmen. Komm, Eva, Adam wird dich im Licht des Mondes baden!«
Aus den Bädern des Emir konnte man in das Wasserbecken in seinem Garten hinausschwimmen. Es war flach, und Blütenblätter schwammen auf dem Wasser. Das Mondlicht ließ sie dunkel auf silbernem Wasser wirken. Amir glitt neben Beatriz durch das glitzernde Nass, zog sie in eine Grotte unter einem Mimosenbaum, dessen Zweige fast ins Wasser hingen.
»Hier, hier sind wir ungestört, hier beobachtet uns nicht einmal der Mond«, sagte er zärtlich.
Und diesmal wehrte sie sich nicht mehr, als er sie in die Arme nahm. Sie gab seinen Küssen nach und seinem Drängen, erweckte seine Lanze wieder zum Leben, indem sie einfach ihren warmen Körper an ihm rieb. Nein, diesmal stiegen keine schrecklichen Bilder vor ihr auf, als er in sie eindrang. Sein Leib war dem ihren längst vertraut,sein Geschlecht fand wie selbstverständlich den Eingang zu dem ihren, und sie stöhnte lustvoll auf, als er sich auf ihr zu wiegen begann. Als sie den Höhepunkt der Reise erreichten, lachten und weinten sie vor Lust. Sie fühlten sich wie die ersten Menschen, die diesen Gipfel je erreichten. Adam und Eva im Taumel der Wollust.
Schließlich entstiegen sie dem Teich, an beiden Körpern klebten noch Blütenblätter und es erregte sie erneut, als der jeweils andere sie abpflückte. Aber der Garten war kühl, und bevor sie in ihrer Lust auf den Steinbänken niedersanken, nahm Amir Beatriz in die Arme, trug sie in sein Schlafgemach und bettete sie auf das duftende Laken.
Diesmal schob sich Zarahs aufreizender Duft nicht zwischen sie, diesmal verschmolzen ihre beiden Körper zu einem Leib, einem zärtlichen, aus Liebe geschmiedeten Wesen. Schließlich lag Beatriz auf Amirs Körper, sein Glied noch in sich, aber schon entspannt und glücklich nach einem erneuten Ritt auf den Wellen der Ekstase.
Sie versuchte, ihn ganz und gar zu erspüren, jede Zelle ihres Körpers mit seiner zu verschmelzen.
Ihr Anliegen hatte sie längst vergessen. Zusammengerollt wie ein Kätzchen, ganz und gar eins mit seinem Körper, beschützt und sicher, schlief sie endlich ein.
Amir verspürte unendliche Dankbarkeit. Er wusste nicht, wem oder was er diese Veränderung seiner Geliebten zu verdanken hatte, aber er fühlte sich endlich am Ziel seiner Wünsche. Wie hatte er sich jemals Zarahs Wollust überlassen können, die an ihm zerrte und ihm Fesseln anlegte? Beatriz war Licht und Freiheit, ein Hauch des Windes über der Ebene vor Granada. Er würde ihr einen Duft aus Granatäpfeln mischen lassen. Sie sollte die Königin seiner Stadt sein, die Königin seines Herzens.
Beatrix erwachte in Amirs Armen und von seinen Küssen. Er konnte ihrem Körper nicht widerstehen und zog sie schon wieder an sich. Beatriz folgte ihm gern. Sie war noch verschlafen und langsam, räkelte sich wollüstig und passiver als in der vergangenen Nacht unter seinen Küssen und streichelnden Händen und hielt ihn dann unendlich lange vor den Ufern der Lust fest, erregte ihn in kleinen, langsamen Wellen, statt wie ein entfesselter Sturm an die Gestade des Glücks zu branden. Sie erreichten sie schließlich gemeinsam, strandeten miteinander verschmolzen auf wärmenden, leuchtenden Dünen der Seligkeit.
»Und nun sagst du mir, was gestern geschehen ist!«, forderte Amir Beatriz unvermittelt auf, als sie sich eben, noch widerstrebend nach den letzten Küssen, von ihm losmachen wollte.
»Du hattest einen Grund dafür zu kommen. Wie ich dich kenne, wolltest du etwas von mir. Wir haben es gestern vergessen, das ist gut so. Aber heute will ich es wissen. Was forderst du als Morgengabe?«
Aus Beatriz’ schönem Gesicht wich jede Farbe.
»Das Leben des Mammar al Khadiz.«
»Was?« Amir fuhr auf. »Du setzt dich ein für diesen verräterischen Hund? Was soll das, Beatriz? Ich hätte eher gedacht, du würdest noch heute seinen Kopf fordern !«
»Er ist der Vater meines Sohnes«, sagte Beatriz widerstrebend. »Ich will nicht, dass Alvaro als das Kind eines Verbrechers aufwächst, den
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