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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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für ihre Herrin und Amir.
    Sie waren ziemlich ernüchtert, als Beatriz ihr Geplapper mit der Frage nach Mustafa unterbrach.
    »Vorhin habe ich ihn noch gesehen. Aber er wirkte ganz in sich gekehrt und traurig«, meinte Susanna. »Sicher vermisst er dich. Sollen wir ihn rufen lassen?«
    Ayesha war leichter aus ihren Illusionen zu reißen. Sie schaute betroffen von den Stoffproben für ihr Hochzeitskleid auf.
    »Bei Allah, wir hätten uns eher darum kümmern müssen. Wenn du ihn in die Gemächer des Emirs bestellt hättest, wäre er sicher gewesen. Aber so ... Zarah wütet, fürchte ich! Blodwen läuft auch mit einem Ausdruck herum, als schwebte das Schwert des Henkers über ihr. Sie war gestern in Zarahs Gemächern, aber sie musste nur die Harfe spielen. Sie sagt, Zarah habe die ganze Nacht reglos auf dem Teppich gesessen, die Augen umwölkt, wie in Trance. Dazu habe sie das Licht abgedunkelt und seltsame Kräuter verbrannt. Es sei beängstigend gewesen. Blodwen meinte, ihr Kopf müsse platzen von der Hitze und den Gerüchen.«
    »Du meinst, Zarah habe einen Zauber gewirkt?«, fragte Susanna sensationslüstern.
    Beatriz lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    Ayesha zuckte die Achseln. »Ich habe gelernt, nicht an Zauber zu glauben. Drogen ja, die mögen Menschen willenlos machen. Auch Gifte natürlich, die Giftmischerei ist eine Kunst, in der man Zarah durchaus unterrichtet haben mag. Aber Zauber? Nein, das ist Aberglaube. Wenn sie sich darauf beschränkt, Geister zu beschwören und Beatriz durch die Kraft ihrer Gedanken zu bannen, ist sie keine Gefahr ...«
    »Sehr tröstlich«, sagte Beatriz. »Aber wer gibt mir die Gewähr, dass sie sich darauf beschränken wird?«
    Beatriz schlief wenig in dieser Nacht, sie schrak immer wieder aus wirren Träumen. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und schlich sich auf den Korridor vor Zarahs Gemächern. Schreie waren diesmal nicht zu hören, nur die klagenden Laute der Harfe, die um Blodwen weinte. Und dann ein seltsam hoher, flehender Gesang, in einer Sprache, die sie nicht verstand. Schließlich gelang es ihr immerhin, sie zu identifizieren. Halb vergessenes Kirchenlatein, ein Choral, die verzweifelte Bitte einer Seele um Befreiung. Er brach ab, als ein Lachen erklang, Beatriz meinte, stoßweises Atmen und Schreie der Ekstase zu vernehmen, während sich die Musik zu einem unwirklichen Crescendo aufbäumte.
    Beatriz hielt sich die Ohren zu und flüchtete zitternd.
    Sie musste mit dem Emir reden. Diesem gespenstischen Treiben musste ein Ende gemacht werden!
    Das Blut und der Schweiß ihrer Opfer löschten die glühende Wut, die Zarah lähmte. Ihre Schreie betäubten die Stimmen in ihrem Kopf. Am Morgen fühlte sie sich kaltund leer, ein Gefäß der Rache. Sie würde Amir nicht kampflos aus ihren Fängen lassen. Die Kastilierin musste sterben. Es würde jedoch nicht leicht sein. Der übliche Giftmord kam nicht infrage. Erstens ließ Amir Beatriz bewachen, zweitens würde die Spur zuerst zu ihr führen. Am besten wäre ein Unfall. Ob es ihr gelänge, Beatriz von den Zinnen des Frauenturms zu stoßen? Nein, sicher nicht. Die Kastilierin war jünger, mochte kräftiger sein. Zudem brauchte sie erst mal einen Vorwand, sie aufs Dach zu locken, und dann müsste sie auch noch mit ihr allein sein. Die Gefahr, entdeckt zu werden, war zu groß. Zarah überlegte lange, kam aber zu keinem Ergebnis. Das beunruhigte sie jedoch nicht. Rache ist ein Gericht, das man kalt genießt. Und Zarahs Herz war jetzt kalt wie Eis. Sie würde sich alle Zeit der Welt nehmen, Beatriz zu beobachten, ihren Tageslauf zu studieren und festzustellen, wann sie allein und verletzlich war. Am Ende würde sie triumphieren. Und wenn sie diesmal mit Amir fertig war, würde er vor ihr am Boden kriechen!
    Mustafa erschien bleich wie ein Geist, Blodwen machte den Eindruck zu schwinden. Die ohnehin kleine Harfnerin, deren zarte Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbarte, schien ganz mit ihrem Instrument zu verschmelzen. Sie sprach kaum mehr, nur die Harfe verriet ihre Qualen.
    Beatriz war fest entschlossen, noch am selben Abend mit Amir zu reden, aber dann wurde der Emir abberufen. In Malaga war ein Gesandter aus Afrika eingetroffen, der nach Portugal weiterziehen und mit dem König über irgendwelche Handelsbeschränkungen beraten wollte. Der neue Wesir riet Amir dringend, den Mann in einem der örtlichen Paläste zu empfangen und fürstlich zu bewirten. Es war sinnvoll herauszufinden, wie seine Mission

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