Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
Vom Netzwerk:
Ding in den Arm. Sie zwang sich dazu, sich leicht aufzurichten und das kleine Wesen anzusehen, das ihr so viel Kummer und Schmerz bereitet hatte. Beatriz machte sich bereit, es zu hassen.
    Aber dann sah sie ein rundes, rotes Gesicht, noch erschöpft von der Anstrengung der Geburt. Ein zartes, knopfartiges Näschen, unglaublich lange Wimpern, ein fein geschwungener Mund, der sich jetzt zu einem Gähnen öffnete. Schließlich blinzelte das Kind und schlug endgültig die Augen auf. Beatriz sah in blaue, noch etwas umflorte Augen. Später würden sie die Farbe des Meeres spiegeln. Der Kleine schien den Blick seiner Mutter zu suchen.
    Beatriz streichelte über seine weiche Wange.
    »Ja, schau mich nur an, Kleiner!« Sie war unendlich erleichtert, dass ihr Sohn einen klaren, blauen Blick haben würde, nicht die kalten, farblosen Fischaugen seines Vaters.
    Das Kind verzog den Mund, und es wirkte fast wie ein Lächeln.
    Beatriz erwiderte es strahlend. »Sieh mich gut an, ich bin deine Mami!«
    Susanna lächelte triumphierend, als Beatriz das Kind küsste.
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, murmelte sie.
    Und dann überließ sie Mutter und Kind kurze Zeit der Obhut der Zofen, während sie herausging, um es Soraya und dem Rest des Harems zu verkünden.
    Die Sklavin Beatriz hatte ihrem Herrn einen Sohn geboren.
    Beatriz konnte den Besuch ihres Herrn nicht verbieten, so gern sie es auch getan hätte. Noch immer wurde sie von Hass und Ekel geschüttelt, wenn sie an die weichen, feuchten Lippen des alten Mannes auf ihren Brüsten dachte, sein drängendes Geschlecht und sein schlaffes Fleisch. Immerhin würde er sie diesmal sicher nicht anrühren. Wie ein Schutzschild hielt sie ihren kleinen Sohn vor die Brust, als Mammar am dritten Tag nach der Geburt ihr Gemach betrat. Er kam nicht mit leeren Händen. Seit der Geburt des Kindes ließ er Beatriz fast stündlich Geschenke bringen. Sie besaß inzwischen Schmuck von fast unschätzbarem Wert.
    Der alte Mann kam langsam herein und verneigte sich achtungsvoll. Beatriz gab ein Nicken zurück.
    »Ich danke dir von ganzem Herzen für dieses kostbarste aller Geschenke«, sagte Mammar förmlich. »Allah hat uns beide gesegnet. Bitte, gestatte mir einen Blick auf meinen Sohn.«
    Beatriz schlug die goldbestickten Tücher zurück, in die das Baby gewickelt war. Ihr kleiner Sohn half ihr tatkräftig dabei, indem er sich freistrampelte. Dabei zwinkerte er. Das Blau seiner Augen war in den Tagen nach seiner Geburt noch intensiver geworden.
    »Jedes Mal, wenn ich in die Augen meines Sohnes blicke, wird mir der Widerschein deiner Schönheit entgegenstrahlen«, bemerkte Mammar al Khadiz. Zärtlich streichelte er über die Wange des Kindes.
    Beatriz schnaubte. »Ja, er trägt das Kainsmal seiner Herkunft im Gesicht. Jeder wird auf den ersten Blick erkennen, dass er kein Maure ist. Ein Bastard, gezeugt in Schande.«
    Der alte Mann seufzte ergeben. Aber dann straffte er sich.
    »Die Umstände seiner Zeugung gereichen mir nicht zur Ehre«, bekannte er. »Aber das Kind wird nicht darunter zu leiden haben. Es gibt viele hellhäutige Menschen in Granada. Vor Allah sind alle gleich, solange sie sich nur zum Islam bekennen. Zudem ist dein Sohn kein Bastard. Ich erkenne ihn hiermit an. Ali ibn Mammar al Khadiz. Allah möge dich und deine Nachkommen segnen.«
    »Ali?«, fragte Beatriz spitz. »Über seinen Namen habt Ihr also auch schon bestimmt.«
    »Es ist das Vorrecht des Vaters, seinen Sohn zu benennen«, erklärte Mammar. »Und Ali ist ein schöner, altehrwürdiger Name. Der Erste der Kalifen. Vielleicht wird ja auch unser Sohn einmal Begründer einer Dynastie werden.«
    Vorerst angelte der kleine Ali noch vergnügt nach dem Finger seines Vaters. Mammar war entzückt, als das Baby ihn mit seinem Mündchen umfasste und zu saugen begann.
    »Der Sohn einer Sklavin!«, höhnte Beatriz.
    Mammar wandte seine Aufmerksamkeit von dem Kind ab und sah sie offen an. Wie schön sie war! Ihr waches Gesicht, immer noch voller Argwohn und Anspannung, aber von innen heraus leuchtend, wenn sie ihr Kind betrachtete. Die vollen, milchschweren Brüste, die sich unterihrem dünnen Gewand abzeichneten, ihr wieder flacher, aber noch üppiger Leib, die weißen Arme, die das Kind so liebevoll hielten ... Mammar fühlte, wie sich neues, jetzt reiferes Verlangen in ihm regte. Aber diesmal würde er es nicht mit Gewalt und Ungeduld stillen, diesmal würde er ihr Zeit geben. Über die Mutterschaft würde sie zu ihm finden ... sie musste

Weitere Kostenlose Bücher