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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Morgen das Haus zu verlassen, um sich im Palast den Belangen des jungen Emirs zu widmen.
    Amir bemerkte, dass sein Wesir immer bleicher und magerer wurde.
    »Was ist los, Mammar al Khadiz? Beanspruchen die Regierungsgeschäfte Euch so sehr, dass Ihr keinen Schlaf mehr bekommt?«, fragte er schließlich, als Mammar eines seiner AnHegen schon zum dritten Mal unbearbeitet ließ.
    Mammar suchte gequält nach einer Antwort, aber der junge Hammad, inzwischen Amirs oberster Heerführer, nahm sie lachend vorweg.
    »O nein, man hört anderes. Dein Wesir, so sagt man, habe eine neue Sklavin, ein feuriges Kätzchen. Hat sie Euch nicht kürzlich einen Sohn geboren, Mammar?«
    Mammar nickte – hin und her gerissen zwischen Stolz und Verzweiflung. Hier wusste man also auch schon um seine völlige Hingabe an eine Frau. Wenn er sich nicht eisern beherrschte, würde man auch bald herausfinden, um welche Frau es sich handelte. Mammar zerbiss sich die Lippen. Die Sache mit Amirs Liebesleid war eine weitere Lanze der Angst in seinem Herzen. Nach wie vor trauerte der Emir um ein Mädchen, das ihm schon so nah erschienen war – und das ihm das Schicksal dann doch entrissen hatte. Ein Mädchen aus Kastilien. Ein Mädchen mit rotblondem Haar. Eine Sklavin, verkauft von Ibn Saul an einen Kaufmann aus dem Osten.
    Was würde geschehen, wenn der Emir sie im Harem seines Wesirs entdeckte?
    »Respekt, Mammar! Dieses Kind wird das Licht Eures Alters sein. Und nun bemüht Ihr Euch, dem Mädchen gleich das nächste zu zeugen?«, scherzte Amir angestrengt. »Recht so, Mammar. Aber gelegentlich solltet Ihr Euch auch einmal Ruhe gönnen. Ihr seid nicht mehr der Jüngste!«
    Der Wesir hörte die Mahnung hinter den freundlichen Worten. Amir brauchte einen Verwalter, auf den er sich verlassen konnte. Der Harem sollte der Entspannung des Herrn dienen, Obsession galt als Schwäche.
    Auch Soraya blieb das neu erwachte Interesse ihres Gatten an der kastilianischen Sklavin nicht verborgen. Sie machte sich Sorgen um seinen Ruf und seine Stellung.Auf die Dauer würde ganz Granada wissen, dass sich der Wesir für eine hübsche Larve zum Narren machte. Aber auch ihre eigene Stellung war in Gefahr – und schlimmer noch die ihres Sohnes. Soraya konnte sich nicht erinnern, dass Mammar bei der Geburt ihres eigenen Kindes, Achmed, so bemüht und engagiert gewesen war. Sicher, auch sie hatte kostbare Geschenke erhalten und war hoch geehrt worden. Aber damals hatte es noch ausgesehen, als wäre Achmed lediglich der Erste in einer langen Reihe von Stammhaltern, die Al Khadiz zu zeugen gedachte.
    Den kleinen Ali dagegen, den Nachkömmling, begriff Mammar als besonderes Geschenk Gottes. Er besuchte das Kind jeden Tag, kaufte goldene Rasseln und bunte Spielzeuge, für die Ali im Grunde noch viel zu klein war. Er schwärmte von Alis Klugheit, seiner schönen Gestalt, seinem aufmerksamen Wesen – dabei war das Kind gerade einen Monat alt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Mammar seinen zweiten Sohn nicht nur anerkennen, sondern Achmed auch rechtlich gleichstellen würde. Und wer weiß, womöglich würde er ihn ihrem Sohn sogar vorziehen!
    Soraya sah jetzt schon, wie ihr Einfluss im Harem schwand. Die blonde Sklavin hatte die Zeit der Schwangerschaft genutzt, sie lernte! Und zurzeit spielte sie mit Mammar in der Manier einer erfahrenen Odaliske. Wenn Beatriz wollte, konnte sie alles erreichen – und Soraya fand einfach nicht heraus, was es war, das sie wollte ! Eine Erhebung in den Stand der Zweiten Gemahlin. Das auf jeden Fall, aber das hatte Mammar ihr doch längst versprochen. Warum also nahm sie nicht endlich den Islam, heiratete und befreite Mammar von den Fesseln seiner Lust? Machte es ihr Spaß, mit ihm zu spielen? Gehörte sie zu den Frauen, die Freude daran fanden, Männer zu quälen? Oder wollte sie Macht? Soraya spürte fast körperlich,wie Beatriz’ Einfluss wuchs und ihr eigener abnahm. Die Kastilierin war ständig von Zofen und Freundinnen umgeben, ein Wort von ihr ließ die Mädchen springen – während man sich neuerdings Zeit ließ, Sorayas Befehle zu befolgen.
    Sorayas Nerven waren zum Äußersten gespannt, und als Achmed ihr schließlich sein Leid klagte, fasste sie einen schweren Entschluss.
    »Ich weiß nicht, was mit Vater los ist, aber nichts kann ich ihm recht machen!«
    Soraya empfing ihren Sohn in ihren Gemächern. Es machte ihr Freude, ihn ab und zu hier zu haben und mit den Leckereien seiner Kindheit verwöhnen zu dürfen. Der junge Mann,

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