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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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jetzt mit niemandem reden, sie brauchte Ruhe und frische Luft. Es war die Tageszeit, in der die Sommerhitze langsam abendliche Dämpfung erfährt, weit entfernt von Kühle; aber mit der sinkenden Sonne und den längeren Schatten verlor die brütende Schwüle des Augusttages in Granada doch an Kraft. Auch die Wasserspiele boten Erleichterung. Beatriz ließ die bevölkerten Teile des Harems schnell hinter sich und fand einen alten, mit großen, Schatten spendenden Bäumen und Blumenbtischen bewachsenen Garten. Ein langes Wasserbecken in der Mitte war ebenfalls von üppigem Grün überwuchert, Seerosen trieben träge im dunklen Nass, ein steinerner Springbrunnen speiste das Becken mit einem stetigen kleinen Rinnsal aus einer üppig überschwellenden Muschel aus Stein.
    »Ich habe davon geträumt, Euch eben hier zum ersten Mal zu begegnen ...«
    Beatriz iuhr erschrocken herum. Am Eingang zu dem verschwiegenen Garten stand der Emir, die schlanke Gestalt in ein einfaches, weißes Gewand gehüllt.
    »Bevor Ihr kamt, war dieser Ort umschattet, nur die Morgensonne überwindet die Hecken und Bäume. Aber der Glanz Eurer Schönheit lässt die Blumen zu mehr Leuchtkraft erwachen, als ein Stern es jemals könnte.«
    Beatriz suchte nach einem Fluchtweg. Es war fahrlässig gewesen, allein in die Gärten zu laufen. Wenn er hier über sie herfiel, würde niemand sie hören. Andererseits würde ihr aber ohnehin niemand helfen. Dieser Schmeichler dawar ihr Herr, ihr Besitzer ... wo auch immer sie sich aufhielt, ihre Ehre war abhängig von seiner Gnade.
    Sie versuchte, sich zu beherrschen, und blickte zu ihm auf. Vielleicht würde ihr eine harte Entgegnung einfallen, die ihn verletzte und abkühlte.
    Aber in den Augen des Mannes spiegelte sich keine Gier, sondern nur Bewunderung und fast etwas Erbarmen.
    »Beatriz, schau mich nicht an wie ein gehetztes Tier! Ich habe dich gesucht, ja, aber ich wollte dich hier nicht in die Ecke treiben ...«
    »Du hast mich gesucht?«, fragte sie mit schneidender Stimme. »Wo warst du denn, als man mich an einen alten Lüstling verschacherte? Ich höre noch deine schmeichelnde Stimme, als du mir sagtest, ich solle keine Angst haben, du würdest mich nicht allein lassen ... Aber als es ernst wurde, hast du mir nur deinen Handlanger geschickt. Und ihm nicht mal genug Geld in die Hand gedrückt, um erfolgreich mitzusteigern. Für wie billig hast du mich eingeschätzt – mein Emir ?« Beatriz spuckte die Worte förmlich aus.
    Amir schüttelte betreten den Kopf. »Meine Morgensonne, ich hätte alles Geld der Welt für dich gegeben, mein Reich und mein Leben. Aber ich wusste nichts von dieser unseligen Versteigerung – ich dachte, ich hätte Zeit ... und ich war außer Landes ...«
    »Um noch mehr von meinen Freunden und Verwandten abzuschlachten?«
    Amir senkte den Blick. Was wusste sie von ihrem Vater?
    »Beatriz ...« Der junge Emir näherte sich ihr fast bittend, aber sie zog sich wie geschlagen zurück, als er nur ihre Schulter berührte. Amir seufzte und versuchte dann, all seine Liebe und Überzeugungskraft in seine nächstenWorte zu legen. »Beatriz, entspann dich! Ich werde dir nichts tun. Wenn du es nicht willst, werde ich dich nicht einmal anrühren. Aber bitte, setz dich hierher und höre mich an!«
    Der Emir wies auf ein paar Ruhebänke aus Stein, verborgen in einem Meer von Mimosen und Bougainvillea.
    Beatriz fühlte sich plötzlich schwach. Nicht noch ein Kampf, nicht noch eine Verführung, der sie nicht entkommen konnte. Widerspruchslos ließ sie sich auf eine der Bänke sinken. Amir setzte sich ihr zu Füßen.
    Mit sanften Worten schilderte er den Ruf seines Vaters, unterließ es allerdings, die Rolle Alvaro Aguirres in der Geschichte zu erwähnen. Er sprach von Heimlichkeiten und Intrigen – inzwischen hatte er herausgefunden, dass Ibn Saul die Versteigerung auf Wunsch höherer Mächte vorverlegt hatte. Er hatte den alten Emir im Verdacht, aber für Vorwürfe und Fragen war es jetzt zu spät. Wenn, dann hatte sein Vater ohnehin nur aus Liebe und Sorge um seinen Sohn und sein Land gehandelt. Er hatte ja nicht wissen können, wie glühend das Feuer war, das Amir verbrannte.
    »Glaub mir, meine Morgensonne, als ich dich verlor, irrte ich im Dunkeln umher. Ich suchte dich in meinem ganzen Reich, ich fand keinen Schlaf vor Sorge um dich, und meine Schuld nagte an mir ...«, endete er schließlich seine Erzählung. »Du musstest denken, ich hätte dich verraten. Für mich eine ständige Folter.

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