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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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tausend Facetten blitzenden Iris, aber er sah auch Verletzung und Angst im Blick der jungen Frau, fühlte eine seltsame Ahnung von Verständnis und Verwandtschaft.
    Hassan sprach ein paar Begrüßungsworte auf Arabisch.
    Mustafa hätte sie nicht ganz korrekt in Spanisch wiedergeben können, aber andere, ebenso süße Worte in seiner alten Sprache perlten wie selbstverständlich von seinen Lippen.
    »Wir, die wir in den Mauern dieses Harems leben, sind gesegnet. Gott gewährt uns einen Blick auf den Himmel Kastiliens und das Meer der Levante in den Augen eines Engels. Nie wieder wird es Winter werden, denn das Sonnenlicht von Al Andalus ist eingefangen in Eurem Haar.Jedes Lächeln von Euch wird unsere Seelen erwärmen. Seid Willkommen, Herrin, es wird uns adeln, Euch zu dienen.«
    Beatriz lächelte ob des Überschwangs seiner Rede. Hassan schaute zufrieden. Es hieß, diese Blume des Harems sei nicht leicht zum Erblühen zu bringen. Der Obereunuch hatte zwar kein Wort des Neuen verstanden, aber er schien die Kunst der schönen Rede zu verstehen. Anerkennend nickte er ihm zu, aber Mustafa hatte nur Augen für Beatriz.
    »Du sprichst meine Sprache so geschliffen wie ein Edelmann«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang eine Frage mit.
    Mustafa senkte den Blick und sprach mit leiser, brechender Stimme. »Ich wurde als Ritter geboren, Herrin, aber das Schicksal hat es anders bestimmt. Ich werde Gott bis ans Ende meines Lebens dafür danken, denn sonst hätte ich Eure Schönheit vielleicht nie zu Gesicht bekommen.«
    In Beatriz’ Augen stand jetzt tiefes Mitleid. So viel Schmerz, verborgen in einer derart süßen Rede. Sie spürte ein vages Schuldgefühl. Auch sie trauerte um ihre verlorene Heimat, aber sie lebte immerhin in Luxus, war begehrt und umworben. Was hatte man dagegen diesem Knaben angetan ...
    »Ich würde mich freuen, mitunter mit dir über die Schönheit Kastiliens zu plaudern ...«, bemerkte sie freundlich und wandte sich dann an Hassan.
    »Ich danke dir für die freundliche Begrüßung in den schönsten Worten meiner Sprache. Es würde mir gut tun, wenn dieser Junge mir öfter aufwarten würde. Wie ist sein Name?«
    Hassan strahlte vor Stolz über seinen Einfall und die brauchbare Neuerwerbung, als die Mustafa sich soeben herausgestellt hatte.
    »Wir nennen ihn Mustafa«, sagte er mit einer Verbeugung.
    Die Augen des Jungen umwölkten sich.
    »Wie heißt du richtig?«, fragte ihn Beatriz in seiner Heimatsprache.
    Dankbar verlor sich sein sanfter, grüner Blick in den Tiefen ihrer Meeraugen.
    »Léon.«

Zehntes Kapitel
    Während Beatriz ruhte und ihr Kind stillte, begab sich Susanna auf einen ersten Ausflug durch die Gärten und Innenhöfe des Harems. Bei ihrer Rückkehr war sie des Lobes voll.
    »Ihr müsst Euch das ansehen, Herrin! Diese Gärten, der Duft ... die Wasserspiele sind ein Wunder. Manchmal meint man, an kühlen Bächen entlang zu wandern, die sich dann plötzlich zu Wasserfällen sammeln und mit unvergleichlichem Wohlklang über bunte Steine ergießen. Und Ihr sitzt hier herum und blast Trübsal! Man könnte meinen, Ihr trauert um Euren alten Herrn!«
    Beatriz musste lachen.
    »Das nun doch nicht, Susanna. Aber ich mache mir Sorgen wegen des neuen. Wann wird er kommen und Dienste einfordern, die ich nicht leisten will? Und wie würde er es aufnehmen, wenn ich hier gleich herumwandelte und mich heimisch fühlte? Ich möchte ihn auf keinen Fall ermuntern ...«
    »Ihr seid verrückt! Gut, bei dem alten Mammar war Euer Spiel vielleicht ganz erfolgreich. Aber dies ist der Emir! Noch höher könnt Ihr nicht steigen, es sei denn, er macht Euch dem König von Kastilien zum Geschenk, aber darauf würde ich nicht hoffen!
    Und was das Ermuntern angeht – Seht doch mal in den Spiegel! Ihr müsstet Euch die Haut vom Gesicht reißen, wenn Ihr verhindern wolltet, dass ein Mann Euch begehrt!« Energisch legte Susanna ein meerblaues, weites Gewand für Beatriz bereit. »Los, zieht das an und seht Euch um. Danach seid Ihr vielleicht ein bisschen dankbar dafür, dass Euch der Emir erwählte!«
    Beatriz bezweifelte das zwar, ließ sich aber willig das Kleid überstreifen und in hauchdünne, türkisblaue Hosenhelfen. Susanna hatte Recht, es war kindisch, sich einzuschließen.
    Neugierig verließ sie ihre luxuriösen Räume und wanderte durch die Flure und Gemächer des Harems. In den Aufenthaltsräumen beäugten die anderen Mädchen sie misstrauisch und neugierig, aber Beatriz hielt die Augen gesenkt. Sie wollte

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