Schleier des Herzens (German Edition)
zitternden Fingern eine BougainvilleaBlüte ab und ließ sie in seine gebräunte Hand gleiten. Hände, die sie sich bisher nur hart und heftig vorgestellt hatte und die nun so sanft und behutsam die Blüte umfassten. Amir führte die Blume an die Lippen, küsste die Blätter, die Beatriz zuvor berührt hatte, und begann dann, die Blüte mit der Zunge zu liebkosen, tastete sich mit zartem, behutsamen Spiel seiner Lippen zu ihrem Inneren vor, schien den Nektar trinken zu wollen.
Beatriz beobachtete ihn bebend. Sie meinte, seine Lippen und seine Zunge auf ihrer eigenen, rot leuchtenden geheimen Blume zu spüren, fühlte sie erblühen, feucht und schwer werden. Sie wurde von Schauern erfasst, als der Mann die Blüte schließlich noch einmal küsste und dann ganz vorsichtig, wie ein Windhauch, zu ihrer Scham führte. Beatriz schluchzte vor Lust, als er Blume an Blume legte. Nicht mehr als ein flüchtiger Kuss der roten Blätter, aber Beatriz bäumte sich im Höhepunkt auf, explodierte in einem Meer von roten Blüten, badete im Duft der Bougainvillea.
Amir sah ihr mit zärtlichem Lächeln zu. Nach wie vor verrieten nur sein schnelles Atmen, das heftige Pulsierender Adern an seinem Hals und das Glühen seiner Augen seine Erregung. Als Beatriz wieder atmen und ihn anschauen konnte, hob er die Blüte noch einmal dankend zu den Lippen und deutete eine Verbeugung an.
»Es war mir eine Freude, Euch dienen zu dürfen«, sagte er galant. »Ich hoffe, ich habe Euch zu Gestaden führen können, die weit begehrenswerter sind als die Mauern eines Schlosses in Kastilien.«
Beatriz rang immer noch nach Luft, aber sie war weit davon entfernt, sich geschlagen zu geben.
»Und Ihr? Was macht Ihr nun, um Eure Erregung zu stillen? Wer ist die Auserwählte? Eine erfahrene Odaliske? Oder ein halbes Kind, an dessen Unschuld Ihr Euch weiden könnt?«
Amir schüttelte beleidigt den Kopf.
»Herrin, wenn am Morgen die Sonne nicht aufgeht, würde ich mich dann mit einem Öllämpchen bescheiden? Wenn es mich nach Wein dürstete, könnte Wasser das Verlangen stillen? Nein, da erwarte ich lieber einen Sommertag oder pflege meinen Weinberg.
Ich will dich, Beatriz. Erst wenn du mich erhörst, wird mein Schmerz gelindert werden. Solange ertrage ich ihn in Würde.«
Der Emir stand auf.
»Es wird dunkel, meine Sonne. Lass mich dir den Weg zurück ins Haus weisen. Ich hoffe, ich konnte ein paar deiner Ängste zerstreuen, du sollst dich sicher fühlen in deinen neuen Gemächern ...«
Beatriz ordnete ihr Gewand. Noch immer klopfte ihr Herz wie rasend.
Ja, ein paar Ängste hatte er zerstreut, aber Wege zu neuen geöffnet. Diese schmeichelnden Worte, die List mit dem Mimosenzweig. Wie nah sie daran gewesen war, ihm nachzugeben. Aber das sollte nicht geschehen. Vielleichtkonnte sie nicht nach Kastilien heimkehren, aber sie würde ihr Versprechen Diego gegenüber auch nicht brechen. Niemals würde sie einen anderen lieben. Dies hier war nicht mehr als Lust.
Amir beobachtete mit sanftem Lächeln, wie sie fast beiläufig die Bougainvillea-Blüte aufnahm und in ihrem Ärmel versteckte ...
In Beatriz’ Gemächern erwartete sie eine Überraschung. Ausgestreckt auf ihren Sitzkissen räkelte sich ihre Freundin Ayesha, knabberte Gebäck, plauderte mit Susanna und kitzelte den kleinen Alvaro, der vergnügt krähend zwischen den Frauen auf dem Boden lag.
Beatriz umarmte die Lautenspielerin mit echter Wiedersehensfreude. Obwohl fast etwas wie Eifersucht an ihr nagte. Ob Amir auch Ayesha im Garten verwöhnt hatte? Aber halt, war die Freundin nicht eigentlich für den Harem des alten Emir erworben worden?
»Gut siehst du aus ... Umm Ali!!« Aus dem Mund der Odaliske klang der Ehrenname spöttisch. »Und, was habe ich gesagt? Letztlich bist auch du im Harem des Emirs gelandet!«
»Wie du«, gab Beatriz etwas patzig zurück. »Erst der Vater, dann der Sohn?«
Ayesha lachte. »Bist du eifersüchtig? Oh, Beatriz, das sieht ja aus, als würden sich die Sehnsüchte des Emirs bald erfüllen! Nein, keine Sorge, weder der alte noch der junge Emir zeigten Interesse an mir als Bettgenossin. Im letzteren Falle leider, obwohl ...« Sie ließ den Satz unausgesprochen. »Auf jeden Fall schätzt man mich als Lautenspielerin. Der alte Emir, der junge, und auch die hochgeborene Herrscherin dieses Harems, Zarah Abenzera. Meine Stellung hier ist gesichert. In jeder Beziehung.«
Letzteres klang bedeutsam, aber Beatriz überhörte es. Sie war jedenfalls beruhigt.
»Mein
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