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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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verstand sich nicht nur auf die dunkelsten Künste der Nacht. Wer immer sie geschult hatte, musste ihr noch anderes Wissen vermittelt haben. Amir zitterte vor Sorge um Beatriz. Wie konnte er Zarah von ihr fern halten? Wie konnte er sie hindern, ihr etwas anzutun? Oder vermochten die Kräfte der Hexe gar ausreichen, dieses Kind der Sonne zu sich über den Abgrund zu ziehen?
    »Ist das jetzt nicht etwas übertrieben?«, fragte Beatriz in einer Mischung von Ärger und Verwunderung, als eine demütige kleine Dienerin darauf bestand, jeden Bissen ihrer Speisen vorzukosten.
    Das Mädchen verbeugte sich tief. »Ein Befehl unseres Herrn. Er will Euch vor jeder Gefahr geschützt wissen.«
    »Der Emir sollte lieber seine Versprechungen halten. Mit solchen Spielchen macht er auf mich keinen Eindruck! Wer sollte mich schon vergiften wollen?« Beatriz nahm eine der für sicher befundenen, kandierten Früchte.
    »Nimm die Sache nicht zu leicht«, warnte dagegen Ayesha. Die Freundinnen hatten sich zum gemeinsamen Lautespiel in Beatriz’ Räumen getroffen und erholten sich jetzt mit Erfrischungen von der Übungsstunde. Ayesha war eine weit strengere Lehrerin als Fatima, und Beatriz’ Finger schmerzten. »Der Emir wird wissen, was er tut. Niemand weiß Genaueres, aber man hört hässliche Andeutungen über Zarah, seine erste Gemahlin. Ihre Mutter soll eine Hexe gewesen sein, die sie in alle Künste der Verführung,aber auch des Mordens und der Manipulation eingewiesen hat. Ich will das alles nicht wissen, und es geht mich ja auch nichts an. Aber so manches Mal, wenn ich bei Banketten des Emirs aufspielen musste und spät in der Nacht zurückkam, sah ich junge Mädchen oder auch Eunuchen wie geprügelte Hunde aus ihren Gemächern schleichen. Oder ich hörte Lachen und Schreien. Diese Zarah hat Geheimnisse, und wenn sie sich von dir bedroht fühlt ...« Ayesha ließ den Satz unvollendet.
    »Von mir droht ihr keine Gefahr. Ich will ihren Amir nicht. Sie scheint ihn ja fest im Griff zu haben, wenn er schon auf Zuruf zu ihr kriecht, gleich nachdem er mir die süßesten Worte zugeflüstert hat. Soll sie ihn behalten ...« Beatriz sprach kühl, aber tatsachlich brodelte es in ihr. Eine Hexe, ausgebildet in den dunkelsten Künsten des Harems. Eine Frau, die Männer willenlos machen konnte. War Amirs gestriger Verrat vielleicht doch eine lässliche Sünde?
    Und wenn sie, Beatriz, es wirklich darauf anlegte – würde sie die Zauberin schlagen?
    In Beatriz’ Meeraugen blitzte es mutwillig auf.
    »Warum heiratet ein Emir eine Hexe?«, fragte sie betont beiläufig.
    Ayesha lächelte. Beatriz hatte den Köder offensichtlich geschluckt.
    »Eine dynastische Ehe. Die ersten Ehen granadinischer Adliger werden in aller Regel arrangiert, das habe ich dir doch schon einmal erklärt. Und in so einem Fall ist es schwierig, die Verbindungen wieder zu lösen, wenn sie den Mann nicht glücklich machen.«
    »Macht sie ihn denn nicht glücklich? Ich denke, er vergeht in ihrem Bett vor Ekstase?«, bemerkte Beatriz spitz.
    Ayesha seufzte. »Ach, Kleines, Ekstase ist nicht der Schlüssel zum Glück. Das meinst du nur, das hat man dirgepredigt, weil eine Frau bei euch Christen dem Mann alles geben soll: Liebe, Glück, Ekstase, Kinder ... Hier bei uns sehen wir das anders. Mädchen wie ich werden zum Beispiel sorgfältig geschult, einen Mann an die Gestade der Wollust zu treiben. Aber das hat nichts mit Liebe zu tun. Es dient nur seinem körperlichen Wohlbefinden. Dazu lernen wir, ihn zu unterhalten, kluge Gespräche zu führen, Gedichte zu rezitieren, Lieder zu singen. Dies zu seinem seelischen Wohlbefinden. Am Ende soll immer ein zufriedener, ausgeglichener Herr stehen. Kommt dann noch persönliche Sympathie dazu, umso besser. Entspringt dem Akt ein Kind, so wird der Herr es lieben und die Mutter ehren. Entwickelt sich gar Liebe, so sind beide gesegnet. Wichtig ist jedoch nicht Ekstase, sondern Entspannung. Und nun sieh dir den Emir an, wenn er von seiner Zarah kommt: Er ist müde, schlecht gelaunt, seine Diener fürchten ihn, und die Verurteilten, die ihn an diesen Tagen um Gnade bitten, brauchen nicht zu hoffen, dass ihnen das Beil des Henkers erspart bleibt. Frauen wie Zarah halten ihre Herren in Anspannung und Angst. Du siehst selbst das Ergebnis: Nach der Nacht mit ihr lässt er deine Speisen vorkosten, und sicher steht vor deinen Gemächern ein Leibwächter, der jeden deiner Schritte überwacht. Der Emir fürchtet um dein Leben, Beatriz!«
    »Aber warum

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