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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Erhöhung.
    Beatriz schien allerdings gar nicht so begeistert von Amirs Zuwendungen. Sie ließ die Blumen herausschaffen und warf das Geschenk, kostbare Ohrgehänge, achtlos in ihre Schmuckschatulle.
    Erst Mustafas Vortrag schien ihr Interesse zu wecken.
    Mustafa erfuhr tiefstes Glück, als es ihm tatsächlich gelang, ein Lächeln auf ihrem schönen Gesicht erblühen zu lassen.
    »Das war wunderhübsch, Léon.« Beatriz übergab ihm ein Goldstück als Zeichen ihrer Wertschätzung. »Du hast eine so schöne Stimme, und du legst all deine Seele in deinen Vortrag. Hast du das hier gelernt oder in Kastilien?«
    Beatriz genoss es, in ihrer Muttersprache mit dem Jungen zu plaudern. Léon war freundlich und höflich, seine Umgangsformen entsprachen denen, die sie in Kastilien gewöhnt war. Vor allem war dies endlich ein Mann, vor dem sie sich nicht in Acht nehmen musste. Und ausnahmsweise war es ihr egal, ob sie dies dem radikalen föngriff des maurischen Wundarztes zu danken hatte oder der sorgfältigen Erziehung des spanischen Granden.
    Léon seinerseits fand nach so vielen Jahren zurück in die Rolle des wohlerzogenen Pagen. Bei Beatriz brauchte er die Fallstricke maurischer Höflichkeit nicht zu fürchten,sondern konnte sich ganz so geben, wie es seine Mutter einst erfreut hatte.
    Gemessen beantwortete er ihre Fragen, erzählte von seinem früheren Herrn, aber nicht von dessen nächtlichen Ausschreitungen. Beatriz sollte annehmen, er sei bei einem freundlichen Gönner aufgewachsen. Die Höflichkeit verbot ihr zu fragen, warum dieser Mann ihn schließlich entmannt und verstoßen hatte ...
    Léon war auch eine freundliche und unaufdringliche Begleitung, als Beatriz sich gegen Abend auf einen Spaziergang durch die Gärten begab. Wenn schon ein Leibwächter, dann dieser servile Jüngling. Vor den schweigenden, schwergewichtigen Nubiern, die Hassan sonst auf ihre Spuren setzte, hatte sie dagegen immer ein bisschen Angst. Sie würde dem Obereunuchen morgen bestellen lassen, dass sie Léon zu ihrem Leibdiener zu ernennen gedachte.
    Mustafa folgte ihr glücklich durch die Gärten, pflückte ihr hier eine besonders wohlriechende Blüte und wies sie dort auf raffinierte Wasserspiele hin. Wenn sie mit anderen Frauen sprach, hielt er sich vornehm im Hintergrund oder holte beiden schnell eine Erfrischung.
    »Er ist so süß!«, lachte Ayesha über Beatriz’ Neuerwerbung. »Oh, dieses weiche, hellbraune Haar ... und sein Fleisch muss noch fest sein, er hat sich den Freuden des Weines und der Süßigkeiten noch nicht ergeben, denen so viele unserer entmannten Freunde verfallen. Ach, ich wüsste mehr mit ihm anzufangen als einen Spaziergang durch die Gärten ... Aber lass dir das ja nicht einfallen, Beatriz, der Emir ließe ihn vierteilen!«
    Beatriz schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Ayesha, das ist ein Kind! Ich käme niemals auf den Gedanken ... eine Affäre mit einem Eunuchen ... Das wäre ... absurd!«
    Ayesha lächelte, aber ihr Ausdruck hatte auch etwas Sorgenvolles.
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass andere das nicht gänzlich verschieden sehen ...«, murmelte sie.
    Mustafa wanderte an Beatriz’ Seite durch das Paradies, aber er wusste noch nicht, wie bald er auch die Schlange darin kennen lernen sollte.
    In seinem Glückstaumel dachte er sich nicht viel dabei, als Zarah, die Gemahlin des Emirs, ihn am Abend rufen ließ. Sie schickte dazu den jungen Eunuchen, der bei Hassans Vortrag neulich so tief erblasst war. Der Mann begleitete ihn zu Zarahs Gemächern, als wollte er ihn beschützen, aber dann ließ er ihn doch allein.
    »Viel Glück, mein Freund«, sagte er leise.
    Mustafa trat ein, als eine dunkle Stimme auf sein Klopfen antwortete.
    Zarah saß auf ihrem Diwan, bekleidet mit einem Gewand aus schwarzer Gaze, das die Kurven ihres Körpers weicher machte und betonte, aber nicht das Geringste verborgen hielt. Sie hatte ihr Haar gelöst, und schwere Locken fielen über ihre Schultern. Ihr Empfangsraum war mit Samtvorhängen und weinroten Kissen ausgestattet, betäubende Düfte erfüllten die gesamte Wohnung. In einer Ecke hockte eine kleine Harfnerin und spielte langsame, betörende Tonfolgen. Das Mädchen wagte nicht einmal aufzusehen, als Mustafa eintrat.
    »Ah, der junge Kastilier, den man seiner Manneskraft beraubt hat, aber nicht seiner Verführungskünste«, begrüßte ihn Zarah. »Wie ich vernommen habe, gebraucht dich mein Gatte als Liebesbote. Also lass hören, was er zu sagen hat.«
    Mustafa errötete. Amirs

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