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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Gedicht war für Beatriz bestimmt gewesen, für sie allein. Aber wie machte er das dieserFrau klar, die auf ihrem Diwan hockte wie eine Spinne in ihrem Netz?
    In seiner Not begann er, ein anderes Gedicht zu rezitieren. Eine arabische Weise. Das Mädchen an der Harfe schlug den Takt dazu. Sie war unzweifelhaft eine begnadete Musikerin.
    »Betrüg mich nicht!« Schneidend unterbrach Zarahs klare Stimme den Vortrag. »Das ist nicht der Text, den mein Gatte für die Sklavin auswählte. Ich warne dich – versuch nicht mich zu foppen!«
    Mustafa fuhr zusammen und sah die Harfnerin Hilfe suchend an. Sie beachtete ihn nicht, sondern hielt den Blick auf ihr Instrument gerichtet, als hinge ihr Leben davon ab.
    »Ich schwör bei der Liebe derer, die mich verschmäht: Die Nacht des von Liebe Verzehrten hat kein Ende ...«, setzte Mustafa an. Er versuchte, die Verse ohne Betonung herunterzuleiern. Das Herz dieser Frau sollte vom Geschenk des Emirs nicht berührt werden.
    Dafür bestand allerdings wenig Gefahr. Zarahs Herz war längst erkaltet.
    »Das war besser. Aber du hältst dich nach wie vor mit deinen Künsten zurück. Sieht aus, als müsste ich da nachhelfen. Dir fehlt es an gesellschaftlichem Schliff. Gieß mir Likör ein!«
    Zarah wies auf die Karaffe auf einem ihrer Tischchen.
    Mit zitternden Fingern füllte Mustafa ein Glas, stellte es auf ein Tablett und kredenzte es der Herrin, wie er es gelernt hatte. Aber auf dem Weg zu ihr stolperte er, ein mit Hennaranken bemalter, kräftiger Frauenfuß brachte ihn zu Fall. Der Likör ergoss sich über den Rist. Mustafa warf sich zu Boden und stammelte eine Entschuldigung.
    Zarahs Stimme klang zunächst gelassen, gewann dann aber immer mehr an Schärfe. »Ich sage ja, kein Schliff.Nun mach mich sauber, mein kleiner, entmannter Freund ...«
    Mustafa suchte verzweifelt nach einem Tuch. Aber Zarahs Fuß stieß ihn zu Boden.
    »Nimm dein eigenes Werkzeug. Oh ja, man raubte dir die Lanze, aber du hast doch noch die Zunge, nicht wahr? Die so schöne Verse sprechen kann, auch wenn sie es hier nicht zeigen mag. Mal sehen, ob wir sie anderweitig in Bewegung bringen!«
    Tiefrot vor Scham beugte sich Mustafa über den Fuß der Herrin. Der Likör schmeckte süß, berauschend, aber auf Mustafas Zunge brannte nur die Qual seiner Schande.
    Im weiteren Verlauf der Nacht sollte sie seinen ganzen Körper erfassen. Mustafa wurde von Scham und Angst zerrissen, während Zarah ihn in Besitz nahm. Am Ende war seine Seele befleckt, sein Körper mit Striemen und Blutergüssen übersät. Zarah gefiel es, ihre Sklaven zu strafen. Sie steigerte sich in einen Rausch von Gier und Wut, ließ allen Hass an dem Jüngling aus, der sie erregte, den sie Amir aber nur am Rande spüren lassen konnte. Was sie mit ihrem Gatten anstellte, war ein Spiel. Dies hier stillte ihr wahres Verlangen. Und zu all dem erklang die Harfe. Klar und süß, so schwierige Läufe, dass die kleine Harfnerin dabei nicht aufsehen konnte.
    Ihr Gesicht war jedoch von Tränen überströmt, als Zarah die beiden endlich gehen ließ.
    »Hab keine Angst, ich verrate dich nicht«, sagte das Mädchen, löste einen ihrer Schleier und tupfte dem Jüngling sanft Blut, Schweiß und Tränen vom Gesicht. Mustafa war im Gang niedergesunken, erleichtert, aber überwältigt von Schwäche und Scham.
    »Ich weiß, dass du das nicht wolltest, niemand will es. Ich gehe da auch nicht freiwillig hin, aber was soll ich machen? Was solltest du machen? Versuch, es zu vergessen.«
    Mustafa bemühte sich, einen Rest von Würde zu wahren, aber die Tränen strömten ihm über das Gesicht.
    »Wie kann ich das vergessen?«, brach es aus ihm heraus. »Und was ist, wenn sie es wieder tut?«
    Das Mädchen seufzte. »O ja, sie wird es wieder tun. Aber meistens bestellt sie nicht einen allein, sie ergötzt sich zu gern daran, anderen bei schamlosen Handlungen zuzusehen. Und wehe, du wehrst dich ... Sieh ...« Das Mädchen schob ihr Gewand herab und entblößte eine Schulter. Ihr Rücken war mit vernarbten Striemen bedeckt.
    »Wenn ich es Hassan sage ...« Mustafa suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    »Dann sagt sie, du lügst. Oder du wolltest sie verführen. Oder sie verrät die Mädchen, mit denen du es machen musst. Die Sache vor zwei Jahren ... Der Eunuch wurde getötet, das Mädchen verkauft. Das hat sie eingefädelt. Und ein paar Tage danach fiel das Mädchen auf dem Sklavenmarkt einem mysteriösen Unfall zum Opfer. Seitdem schweigen alle ...«
    »Wie viele sind

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