Schleier und Schwert
sich nach Kräften bemühte, wusste er, dass nur das Geräusch der Schritte von Sven und Magnus, die nicht weit hinter ihm gingen, ihn davon abhielt, den Pfad, der zu seinem Platz führte, zu verlassen.
In dieser Nacht, in der Margriet ihm so verlockend erschien, würde er Svens und Magnus Anwesenheit und ihr Wissen von seiner Schwäche als Möglichkeit akzeptieren, gegen Margriets Anziehungskraft anzukämpfen. Im Tageslicht würde er sicher mehr Kraft haben.
Rurik zog die Beinlinge und die Tunika wieder über seine feuchte Haut und wickelte sich ein Tuch um die Schultern. Als er einen Baum mit dickem Stamm fand, setzte er sich hin, legte sein Schwert und zwei Dolche in Reichweite und lehnte sich zurück, um zu ruhen. Mit einem Nicken teilte er die ersten beiden Männer für diese Nacht zur Wache ein. In einiger Entfernung von den Überresten des Feuers bezogen sie Posten. Von dort aus konnten sie das ganze Lager überschauen. Nachdem Sven und Magnus sich auf ihre provisorische Bettstatt gelegt hatten, kehrte Ruhe ein, und bald war die Luft erfüllt von den Geräuschen der Nacht.
Das Glück war mit ihnen, denn das Wetter hielt noch ein paar weitere Tage und erlaubte der Gruppe, Meile um Meile zurückzulegen und stetig vorwärts zu kommen auf ihrem Weg nach Norden. Der Wind wehte jetzt kühler, und nichts mehr ließ die Nonnen ins Wasser fallen oder springen. Rurik wusste nicht, ob er das gut finden sollte oder nicht, denn während der nächsten Tage bekam er von Margriets fröhlicher Seite nichts mehr zu sehen. Jeden Tag plagte sie die Übelkeit, auch wenn sie sich wieder zu erholen schien, sobald sie erst einmal unterwegs waren. Obwohl er dagegen ankämpfte, konnte er dem Bedürfnis nicht widerstehen, sie während ihrer Reise zu beobachten. Er tat es nur etwas vorsichtiger, sodass die anderen es nicht bemerkten. Zumindest versuchte er es.
In vielem erinnerte sie ihn an Connors Frau Jocelyn.
Gewandt.
Tüchtig.
Freundlich.
Und beide besaßen sie eine natürliche Sinnlichkeit, die die Männer anzog, auch wenn keine der beiden es zugeben würde. Auch nicht ihre Schönheit.
Jocelyn schwor immer, sie hätte ein unscheinbares Gesicht. Aber wenn sie je hätte sehen können, wie ihr Gesicht glühte, wenn sie Connor ansah, dann hätte sie festgestellt, wie sehr sie sich irrte. Margriets Habit verbarg einen Großteil ihrer Schönheit, aber Rurik hatte diese Schönheit einen kurzen Moment lang gesehen und erinnerte sich an das rabenschwarze Haar, das ein herzförmiges Gesicht mit einer makellosen Haut umrahmte. Er erinnerte sich an die entzückenden Augen und an Lippen, die dazu geschaffen waren
Oh nein, er würde nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen und an Margriets viele Reize denken, von denen er angezogen wurde wie die Biene vom Nektar. Er blickte zurück, um zu sehen, wie es den Frauen ging. Er erlaubte sich nur einen kurzen, prüfenden Blick, als ihm die Erkenntnis kam.
Schon bei der ersten Begegnung mit Jocelyn war er völlig vernarrt gewesen in sie. Als er am Flussufer hinter ihr herschlich und versuchte, ein wenig mehr bei ihr zu erreichen, wusste er natürlich nicht, dass sie die neue Frau des Lairds war. Doch nachdem sie die Grenzen ihrer Beziehung einmal geklärt hatten, waren er und Jocelyn Freunde geworden. Und das war gut so gewesen, wenn man bedachte, wie es ihr in den folgenden Wochen ergangen war, in denen sie und Connor sich ihren Weg zum Glück erkämpften.
Wenn die Freundschaft mit Jocelyn ihm also geholfen hatte, sich von seinem Verlangen nach ihr zu befreien, würde es bei Margriet vielleicht auch auf die gleiche Weise funktionieren? Es gab so viele Gründe dafür, es einmal zu versuchen: Ihr Gelübde, ihr Vater
sein Vater. Vielleicht konnte er so seinen Körper überlisten?
Rurik sah nach dem Stand der Sonne und schätzte ab, wie weit sie noch kommen würden. Leathen ritt bereits voraus und sah sich nach einem geeigneten Platz für das Nachtlager um. Heute Abend würde Rurik seinen Plan in die Tat umsetzen.
7. KAPITEL
Die Halle des Earls
Kirkvaw
Thorfinn kam von der letzten Audienz seines Vaters und suchte seine eigenen Gemächer auf. Die Wut in ihm wuchs und wuchs, bis er Lust hatte, etwas zu zerstören oder jemanden. Er knallte die Türen hinter sich zu, schickte die Diener fort und ließ dann seinen Gefühlen freien Lauf sein Ziel war der nächste Tisch.
Doch selbst, als er darauf einschlug und alles, was darauf stand, zu Boden fegte, sodass es im ganzen Gemach
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