Schleier und Schwert
bezahlen müssen.
Thorfinn umklammerte den Becher so fest, dass er Abdrücke in seiner Hand hinterließ. Während er in langen Zügen den Wein trank, versuchte er, ein Zittern zu unterdrücken. Sein Kopf war voller Bilder von der reizenden, aber dummen Margriet.
Gunnars Tochter war direkt in Finns Arme gelaufen. Und sie hatte seine Annäherungsversuche gern zugelassen und seine Worte von Liebe und gemeinsamer Zukunft geglaubt. Als dumme Schlampe, die sie war, würde sie das Instrument zum Untergang ihres Vaters sein. Sogar noch besser und sehr befriedigend war, dass er auch den Bastard umbringen würde, und dann wäre er mit ihnen allen fertig.
Jetzt musste er nur noch die Saat des Misstrauens säen, bevor sie ankamen. Und er musste Vorbereitungen treffen, um wieder von seinem Vater anerkannt zu werden.
Thorfinn trank den Rest des Weins und schickte Sigurd mit einer Handbewegung und dem Auftrag, weiterzumachen wie geplant, fort. Als sein Blick auf den befleckten Boden und die bespritzte Wand fiel, wurde ihm bewusst, dass das nur ein Vorzeichen für Dinge war, die noch kommen würden.
Blut würde vergossen werden. Und größere Verwüstungen als diese hier würden beseitigt werden müssen, bevor er mit Gunnar, seiner Schlampe von einer Tochter und dem Bastard, den Gunnar unterstützte, abgerechnet hatte.
Sie verdienten das alles, denn sie standen ihm im Weg.
8. KAPITEL
Margriet beobachtete ihn, wie er schon wieder rund um das Lager lief. Alle saßen beim Feuer und aßen, während er um sie herumging und dabei sein Essen zu sich nahm. Irgendwie hatte er es geschafft, sie wieder mit einem warmen Mahl zu versorgen. Der herzhafte Fischeintopf und das grobe Brot schmeckten würzig und waren sättigend und waren völlig unerwartet. Als er gekommen war, um sie zu holen, hatte sie geglaubt, sie müsste auf der Reise getrocknete Beeren und Hafer essen. So war ein tägliches warmes Mahl ein wahrer Segen.
Nach fast sechs Reisetagen hatten sie erst die Hälfte der Strecke bis zur Küste hinter sich gebracht. Aber nun gewöhnte sich ihr Körper mehr und mehr an das Reiten. Gewiss, am Ende des Tages tat ihr alles weh, und um die Wahrheit zu sagen, sie glaubte nicht, dass ihr Hinterteil und ihre Beine sich je von den Strapazen erholen würden. Trotzdem war jeder Tag ein wenig leichter zu bewältigen als der vorherige. Selbst die morgendliche Übelkeit, die sie beim Erwachen plagte, ging zurück. Und das war sehr gut so.
Wieder ging Rurik an ihr vorbei, und diesmal verlangsamte er seinen Schritt, als habe er vor, stehen zu bleiben. Doch im letzten Moment ging er weiter, während er einen Blick in ihre Richtung warf und etwas murmelte. Dann drehte er sich abrupt um und setzte sich neben sie. Seine mächtige Gestalt nahm viel Platz ein auf dem umgefallenen Baumstamm, der Margriet und Elspeth als provisorische Bank diente. Deshalb raffte Margriet ihr Habit an sich und rückte zur Seite.
Ich möchte mit Euch über etwas sprechen, begann er. Nach einem kurzen Zögern, das ihn jedes Mal befiel, wenn er sie ansprach, fügte er Schwester hinzu.
Jetzt folgte eine noch längere Pause, bevor er wieder sprach. Um ihn zu ermutigen, räusperte sich Margriet. Sie merkte, dass Elspeth so weit wie möglich von ihnen abrückte, um nicht in das Gespräch mit einbezogen zu werden. Margriet wünschte sich nur, sie hätte das Gleiche tun können.
Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten.
Dabei sah er ziemlich verlegen aus. Vielleicht hing das mit dem Anliegen zusammen, das ihn zwang, sie um etwas zu bitten. Rurik errötete, während er nach den richtigen Worten zu suchen schien. In dem Moment merkte Margriet, dass nicht nur Elspeth, sondern auch alle anderen sich von ihnen entfernt hatten. Jetzt waren sie fast unter sich.
Das war sicher kein gutes Zeichen.
Schwester, einige der Männer sprechen kein Norn. Das müssen sie aber, wenn sie nach der Reise auf den Orkneys bleiben wollen.
Er mied immer noch ihren Blick.
Und wollen sie das?
Ja. Könnt Ihr sie unterrichten?, platzte er heraus. Während des Ritts, oder wenn wir abends lagern?, fügte er hinzu. Sein Blick erinnerte sie an die Augen des Sohns der Köchin, wenn er irgendetwas angestellt hatte. Ihr Funkeln ließ ihn viel jünger erscheinen
und machte sie neugierig.
Wie alt seid Ihr?, fragte sie unvermittelt.
Er zuckte stirnrunzelnd die Achseln, und Margriet dachte, dass er ihr keine Antwort geben würde. Dann sah er sie an und antwortete
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