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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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verstreut lag, ging es ihm nicht besser. So war als Nächstes die Laterne an der Reihe, dann der Bierkrug samt Becher. Dass er alles an die Wand warf und das Bier durch den Raum spritzte, schürte nur noch seinen Zorn. Er brüllte seine Wut heraus.
    Der Diener, der in diesem Augenblick den Raum betrat, musste seinen Fehler bemerkt haben, denn er versuchte, sich schnell wieder zurückzuziehen. Thorfinn trat vor ihn und packte ihn an seiner Tunika. Er warf ihn zu Boden, trat ihn mit Füßen und befahl, er solle das Durcheinander aufräumen. Der verdammte Narr hatte noch eine viel größere Strafe verdient. Er hätte doch wissen müssen, dass er nicht so respektlos dreinschauen durfte.
    Er, Thorfinn, war der legitime Sohn von Erengisl Sunesson, und er sollte einmal alles erben. Er sollte der Stellvertreter seines Vaters sein. Er sollte der Zweite nach seinem Vater sein, ihn dort, oder wo immer nötig, vertreten. Stattdessen war dieser Bastard von einem Sohn zurückgerufen worden, um ihm ein Teil seines Erbes und den Rang zu stehlen, den er als einziger Sohn haben sollte. Als einziger Sohn, der zählte.
    Thorfinn riss den Umhang von den Schultern und warf ihn zu Boden. Als der unverschämte Diener ihn wieder anstarrte, waren nur ein paar schnelle Hiebe nötig, damit der Mann wusste, wo sein Platz war – auf dem Boden, zu Thorfinns Füßen. Nur das Klopfen an der Tür ersparte es ihm, dass Thorfinn sich noch weiter mit ihm beschäftigte. Thorfinn stieß den Diener beiseite, ging zur Tür und öffnete selbst. Sein Lehnsmann bat um Erlaubnis, eintreten zu dürfen.
    „Du bist schon lange überfällig“, sagte Thorfinn und holte tief Luft. Seine Wut war jetzt verraucht – die Fäuste zu benutzen, schaffte ihm immer Erleichterung –, und er wollte die Botschaft des Mannes unter vier Augen hören. „Schaff ihn raus und besorge mir Wein.“
    Während Sigurd nach Dienern rief, um Thorfinns Wünsche zu erfüllen, ging dieser zum Fenster und beobachtete die Schiffe im Hafen, wo geschäftiges Treiben herrschte. Seine Gemächer gingen aufs Wasser hinaus, und er konnte die Kaufmannsschiffe und kleineren Kähne sehen, die das Wasser bevölkerten. Als es hinter ihm still wurde, drehte er sich um und streckte die Hand nach dem Becher aus, den er gefordert hatte. Sigurd enttäuschte ihn nicht. Und Thorfinn hoffte, dass er ihn auch nicht enttäuschte, was den Auftrag betraf, den er ihm gegeben hatte. Um seinetwillen wie auch um Thorfinns Pläne willen.
    Der Tisch war wieder aufgerichtet und die Papiere und Bücher wieder an ihrem Platz. Der bestrafte Diener war auch verschwunden, aber das Blut auf dem Boden und das Bier an der Wand musste später noch weggewischt werden. Thorfinn saß in seinem Sessel und wartete auf Sigurds Bericht. Eine kleine Bestrafung, und alle seine Untergebenen benahmen sich zusehendst besser. Zumindest kam es ihm so vor, als Sigurd sich eilig bemühte, kurz und gründlich Bericht zu erstatten.
    Der Bastard Rurik hatte den Ruf seines Vaters erhalten und war jetzt, nach einigen Verzögerungen, auf dem Weg nach Kirkvaw. Thorfinn lächelte bei dem Gedanken an diese Verzögerungen und daran, wie sehr sich sein Vater über sie aufregte. Der Bastard begleitete jetzt tatsächlich Gunnars Tochter hierher zurück. Die Schlampe war ganz unglücklich über „Finns“ plötzliche Abreise.
    Das Beste daran, das, was sein Herz vor Vorfreude über seinen Plan schneller schlagen ließ, waren die vielen Anzeichen dafür, dass er sie erfolgreich geschwängert hatte. Ein Mann Sigurds hatte persönlich mit einer Frau aus dem Kloster gesprochen, die, nachdem er mit starken Armen ein wenig nachgeholfen hatte, ihm den Zustand der Schlampe verriet.
    Nichts würde Gunnar mehr schachmatt setzen als die Schande seiner Tochter. So viele Vereinbarungen würden deswegen gelöst werden, so viel Respekt deswegen verloren gehen, dass Thorfinn wusste, er hatte das Richtige getan. Und obwohl Gunnar wissen würde, dass Thorfinn hinter all dem steckte, konnte Erengisls erster Berater ihm nicht nachweisen, dass er die Hand im Spiel hatte.
    Und Gunnar verdiente all diese Demütigungen, die ihm zugedacht waren. Denn er war es gewesen, der seinen Vater davon überzeugt hatte, den Bastard wieder nach Hause zu rufen. Es war Gunnar gewesen, der andeutete, Rurik wäre ein guter Mann, um Verantwortung zu tragen und in seines Vaters Namen zu regieren. Es war Gunnar, der ihm sein Geburtsrecht und seines Vaters Achtung gestohlen hatte. Und dafür würde Gunnar

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