Schleier und Schwert
Bord kommen sah, verging Margriet die Lust, mit jemandem zu sprechen, der so glücklich war.
Er war gekommen, nachdem alle anderen bereits reisefertig waren. Und außer einem kurzen Wort zum Kapitän und zu Sven sprach er mit niemandem. Nachdem sie den Hafen verlassen hatten, war er zum Bug des Schiffes gegangen und hatte sich dort hingestellt, das Gesicht nach Norden gewandt. Jetzt, nach drei Stunden, stand er immer noch dort. So, wie Margriet zur gleichen Zeit am Heck stand und sich den Wind um die Nase wehen und ihren angegriffenen Zustand beruhigen ließ.
Und wenn sie hundert und mehr Jahre lebte, nie würde sie den verletzten Ausdruck in Ruriks Augen vergessen, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Er fühlte sich verraten. Was noch schlimmer war, Margriet würde immer wissen, dass diese Sünde zusammen mit so vielen anderen auf ihren Schultern lastete. Es war nicht wichtig, warum sie es getan hatte. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, würde Mutter Ingrid sagen. Wichtig war nur, dass sie Rurik dazu gebracht hatte, ihr alles anzubieten, was er besaß und ihn dann zurückgewiesen hatte.
Der Stolz keines Mannes konnte einen solchen Schlag verkraften und ihm erlauben, ihr zu verzeihen. Noch nicht einmal Ruriks augenscheinliche Ehre, so wie Margriet sie kennengelernt hatte, würde das zulassen. Der Schmerz, der ihr eigenes Herz zerriss, sagte ihr, dass sie ihm ihre Wahrheit sagen und ihn aus jeder Verantwortung, was sie beide betraf, entlassen musste. Aber die Distanz, die jetzt zwischen ihnen herrschte und größer und tiefer war als das Meer, auf dem sie segelten, hielt sie davon ab.
Als sie an den roten Sandsteinklippen von Hoy vorbeifuhren, wusste sie, dass sie nur noch wenig Zeit hatte. Bald würden sie zwischen den Inseln hindurch Richtung Osten Kurs auf Orphir nehmen. Sie wandte sich um, ignorierte die missbilligenden Blicke der Männer und sah zu Rurik hinüber. Der Wind zerstörte Elspeths Versuch, Margriets Haar für die Reise zu flechten. Deshalb hielt sie es mit der Hand zusammen, während sie den ersten Schritt auf Rurik zutat.
Die Männer äußerten jetzt laut ihre Missbilligung, und Margriet konnte Satzfetzen verstehen. Sie fragten sich, wieso sie nun nicht wie eine Nonne, sondern wie eine Edelfrau gekleidet war. Es hätte schlimmer sein können.
Anstatt sie beide für zwei törichte Frauen zu halten, die nichts Besseres zu tun hatten, als zu glauben, sie könnten sich durch eine Verkleidung schützen, hätte den Männern auch Margriets Schande bekannt werden können. Rurik hätte ihnen die ganze Wahrheit sagen können. Dann würde die Kunde jetzt von Mann zu Mann gehen. Und wenn sie den Fuß an Land gesetzt hätte, hätte die Nachricht sich wie ein Feuer in einer Zunderkiste ausgebreitet.
Selbst jetzt beschützte er sie noch.
Margriet versuchte im Wind, der nun von hinten kam, ihr Gleichgewicht zu halten und kämpfte gegen das Schlingern des Schiffs. Sie war erst einige Schritte gegangen, als Sven erkannte, welches Ziel sie hatte, und sich ihr in den Weg stellte.
Mylady, ich würde Euch davon abraten, sich ihm zu nähern. Er sprach mit gesenkter Stimme, sodass kein anderer seine Warnung hören konnte. Er möchte mit niemandem reden.
Das glaube ich, Sven. Aber das wird mich nicht abhalten.
Schwester
Mylady, sagte Sven und schüttelte den Kopf. Ich kann mich nicht dafür verbürgen, dass
Die Worte erstarben auf seinen Lippen. Aber sein finsteres Gesicht drückte aus, was er hatte sagen wollen.
Sven, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm, Er wird mir nichts tun.
Ich sorge mich nicht um Euch, Mylady, antwortete er. Es war zu erkennen, dass er sich viel mehr um seinen Freund Sorgen machte.
Was wisst Ihr?, fragte sie. Was hat er Euch erzählt?
Ihr kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemals etwas sagen würde, flüsterte Sven wütend. Aber selbst Ihr, die Ihr ihn erst kurz kennt, braucht ihn nur anzusehen, um den Schaden zu erkennen, den Eure Lügen angerichtet haben.
Seine Wut überraschte sie. Bis jetzt hatte er während der Reise immer ein angenehmes Verhalten gezeigt. Ja, er hatte unter den Männern fast die Rolle des Spaßvogels gespielt. Nach der Entführung Elspeths und der darauf folgenden Heirat hätte es sie eigentlich nicht erstaunen dürfen, dass er tiefer Gefühle fähig war.
Diesen Schaden möchte ich mildern, Sven. Lasst mich vorbei.
Er schwieg, und in diesem Augenblick wusste
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