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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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wir erlauben, dass Thorfinn fortfährt, ihren Ruf zu beschmutzen, sollten wir warten, bis Margriet uns unsere Fragen beantworten kann.“
    Thorfinn reagierte, wie es keiner erwartet hätte. Er lachte laut und lange, bis ihm die Tränen über die Wangen liefen. Der Anblick verwirrte sogar Erengisl. „Thorfinn!“, schalt er mit lauter Stimme. „Es ist jetzt wahrhaftig nicht die Zeit, sich über Ruriks Vorschlag lustig zu machen. Wenn du die Wahrheit sprichst, so sind Margriet und auch Gunnar ruiniert.“
    „Aber Vater, es ist doch amüsant, wenn ein Mann, der die Hure während ihrer Reise selbst benutzt hat, jetzt ihre Ehre verteidigt. Auf dem nackten Boden hat er sie genommen, als sie draußen vor Thurso in Old Einars Haus logierten.“
    Rurik konnte sich nicht erinnern, wie er den Abstand zwischen ihm und Thorfinn überwand, aber es brauchte drei Wachleute seines Vaters, um ihn von Thorfinns Kehle loszureißen und ihn dann davon abzuhalten, seinen Bruder erneut anzufallen. Nur der Anblick von Margriets zerschlagenem Gesicht und sein Vater, der Thorfinn beiseite zerrte und wütend auf ihn einflüsterte, hinderten ihn daran, sich wieder auf seinen Bruder zu werfen.
    „Vater, ruft einen Arzt, der nach ihr sehen soll“, übertönte er den Aufruhr. „Sie war krank.“ Im Moment wagte er es nicht, auch noch den Rest der Geschichte zu enthüllen, auch wenn er keine Zweifel daran hatte, dass in Kürze alles herauskommen würde.
    Erengisl stieß Thorfinn in einen Sessel und befahl einer Wache, sich vor ihn zu stellen. Dann begab er sich zu Gunnar, beugte sich zu ihm und sprach so leise mit seinem Berater, dass keiner außer ihnen beiden es hören konnte. Gunnar nickte. Mit einer Handbewegung schickte Erengisl einen Wächter los, um einen Arzt zu holen.
    Lady Agnes, die als Einzige während des ganzen Geschehens die Ruhe bewahrt hatte, blieb an Margriets Seite, bis der Heiler kam.
    „Mylord, mit Eurer Erlaubnis und der Eures Vaters möchte ich sie gern untersuchen“, sagte der Mann. Auf das Nicken seines Vaters hin hoben zwei Männer Margriet auf und trugen sie in einen der kleineren Alkoven. Ein Diener, der den Arzt begleitete, lief eilig wieder hinaus. Wahrscheinlich hatte er den Auftrag erhalten, bestimmte Heilmittel zu besorgen.
    Rurik dachte über den Verlauf dieses Debakels nach. Er erkannte jetzt, wie Thorfinn es in Szene gesetzt hatte. Schon am Abend ihrer Ankunft hatte er Margriet erkannt. Also waren sein Erstaunen und seine Behauptung, sie nicht zu kennen, gespielt. Leider waren seine anderen Behauptungen höchstwahrscheinlich wahr. Wieder stieg ein warnendes Gefühl in Rurik auf, als ihm klar wurde, dass irgendjemand Thorfinn über die Ereignisse während der Reise auf dem Laufenden gehalten haben musste.
    Bald vernahm er, dass Margriet sich rührte. Er hörte, wie der Heiler ihr einige Fragen stellte, und wusste nun, dass sie wenigstens wieder bei Bewusstsein war. Jetzt konnte er nur noch den letzten Teil von Thorfinns Intrige abwarten. Und es gab keinen Weg, Margriet vor dem, was noch kommen würde, zu warnen. Zuerst rief der Heiler Lady Agnes hinter den Vorhang, der den Alkoven vom Gemach abtrennte. Als sie wieder heraustrat, bat sie Gunnar einzutreten.
    Rurik wusste, welche Nachricht Margriet ihrem Vater nun mitteilte, und er beneidete seinen alten Freund nicht um das Entsetzen, das er dabei empfinden würde. Rurik hoffte nur, dass er recht behielt mit seiner Vermutung, Gunnar würde ihr nach ihrem Geständnis helfen und ihr nichts tun.
    Margriet presste das kalte Tuch auf ihr Gesicht und versuchte, die schmerzende, blaue Schwellung zu lindern, die von Finns Schlag herrührte. Doch nichts konnte den Schmerz lindern, den sie nun ihrem Vater zufügen musste. Gunnar erlaubte Lady Agnes hinauszugehen und setzte sich dann zu Margriet.
    „Vater“, flüsterte sie. „Ich bitte Euch, mir zu verzeihen, dass ich Euch solche Schande bereite.“
    Er streckte die Hand aus, streichelte ihre Wange und strich ihr die Haare aus den Augen. Selbst angesichts ihres sündigen Verhaltens war er noch gut zu ihr.
    „Dann ist es also wahr, Margriet? Du lagst ihm bei, wie er es sagt?“ Er fragte es mit zitternder Stimme. Margriet spürte, dass heiße Tränen aus ihren Augen strömten. In diesem Augenblick war sie versucht, sich abzuwenden. Aber sie schuldete ihm mehr als das. „Es war nicht so, wie er sagt. Doch ja, Vater, ich schenkte ihm meine Unschuld.“ Die Verzweiflung in seinem Gesicht und die Art, wie er sich mit der Hand durch die

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