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Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen

Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen

Titel: Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudyard Kipling
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ganz regelmäßig. Ich weiß nicht, was aus den indischen Beamten geworden ist; das Weib aus den Bazaren starb nach einem halben Jahr des schwarzen Rauches, und Fung-Tsching behielt, glaube ich, ihre Fuß- und Armspangen und den Nasenring für sich. Genau weiß ich es aber nicht. Der Engländer trank außerdem noch und gab die Sache schließlich auf. Einer der Perser wurde vor langer, langer Zeit eines Nachts bei einem Straßenkampf neben dem großen Brunnen in der Nähe der Moschee getötet, und die Polizei schüttete den Brunnen zu,weil er die Luft verpestete. Da fanden sie den Perser auf dem Grunde – tot. Wie Sie sehen, sind also nur noch der Chinese, die Halbeuropäerin, die wir die Memsahib nennen (sie lebte früher mit Fung-Tsching zusammen), der andere Eurasier, der eine Perser und ich selbst übrig geblieben. Die Memsahib sieht jetzt sehr alt aus. Ich glaube, sie war noch eine junge Frau, als »das Tor« eröffnet wurde; aber was das anbetrifft, so sind wir alle alt – Hunderte und Hunderte von Jahren alt. Es ist sehr schwer, die Jahre zu zählen, wenn man im »Tor« lebt, und außerdem ist mir die Zeit ganz gleich. Ich beziehe jeden Monat sechzig Rupien. Vor vielen, vielen Jahren, als ich noch durch die Holzlieferungen in Kalkutta meine dreihundertundfünfzig Rupien und Nebeneinnahmen verdiente, hatte ich auch so eine Art Frau. Jetzt ist sie aber gestorben. Die Leute sagen: daß ich mich an den schwarzen Rauch gewöhnte, wäre ihr Tod gewesen. Vielleicht stimmt das auch, aber das ist so lange her, daß es schon ganz gleich ist. Die erste Zeit, als ich das »Tor« besuchte, tat mir die Sache manchmal noch leid; aber das ist nun alles längst vorbei; ich beziehe jeden Monat meine sechzig Rupien, ganz regelmäßig, und bin vollkommen glücklich. Nicht gerade berauschend glücklich, aber immer ruhig und friedlich und zufrieden.
    Wie ich dazu gekommen bin? Ich probierte es ein paar mal zu Hause, nur um es kennenzulernen. Niemals sehr viel auf einmal, aber ich glaube, das war in der Zeit, als meine Frau starb. Wie dem auch sei, ich fand mich eines Tages in dieser Stadt wieder und machte dann die Bekanntschaft von Fung-Tsching. Ich weiß nicht mehr genau, wie es kam; aber er erzählte mir von »dem Tor«, und ich gewöhnte es mir an, dorthin zu gehen, und seitdem bin ich, ich weiß nicht wie, hängen geblieben. Aber vergessen Sie nicht, zu Fung-Tschings Lebzeiten war »das Tor« ein anständigesHaus, wo man sich sehr wohl fühlen konnte, ganz anders als die Höhlen, in denen die Nigger verkehren. Nein; es war dort sauber und ruhig und nicht überfüllt. Natürlich gab es außer uns zehn und dem Wirt noch andere Kunden; aber wir hatten stets eine eigene Matte mit einem wattierten, wollenen Kopfstück, das ganz mit schwarzen und roten Drachen bedeckt war, genau wie in der Ecke der Sarg.
    Nach der dritten Pfeife fingen die Drachen an, sich zu bewegen und miteinander zu kämpfen. Ich habe sie beobachtet, nächtelang, wieder und immer wieder. Ich maß meinen Rauch an ihnen; jetzt braucht es schon ein Dutzend Pfeifen, um sie lebendig zu machen. Außerdem sind sie jetzt alle schmutzig und zerrissen, wie die Matten, seitdem der alte Fung-Tsching nicht mehr lebt. Er starb vor wenigen Jahren und hinterließ mir die Pfeife, die ich jetzt immer rauche – eine silberne, mit allerlei tollem Getier, das sich um den Rauchbehälter unterhalb des Pfännchens windet. Vordem benutzte ich, glaube ich, eine große Bambuspfeife mit einem sehr kleinen, kupfernen Pfännchen und einem Mundstück aus grünem Nephrit. Sie war etwas dicker als ein Bambusspazierstock und schmeckte sehr, sehr süß. Der Bambus schien den ganzen Rauch aufzusaugen. Silber tut das nicht; ich muß die silberne jetzt von Zeit zu Zeit reinigen, das macht natürlich viel Arbeit, aber ich rauche sie trotzdem, um des Alten willen. Er muß ja ganz anständig an mir verdient haben, aber er hat mir stets saubere Matten und Kissen gegeben, sowie das beste Zeugs, was zu haben war.
    Als er starb, übernahm sein Neffe, Tsin-ling, »das Tor«; er nannte es den »Tempel des dreifachen Besitzes« aber wir Alten sprechen immer noch von den »Hundert Leiden«. Der Neffe führt die Sache auf sehr schäbige Art, und ich glaube, die Memsahib muß ihm helfen. Sie lebt bei ihm,wie früher bei dem Alten. Die beiden lassen Gott weiß was für Pack herein, selbst Nigger und dergleichen, und der schwarze Rauch ist nicht mehr so gut wie früher. Ich habe wiederholt verbrannte Kleie in

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