Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Flugreisen, alles, was …«
    Sie unterbrach ihn. »Was brauchen Sie für den Anfang? Einen Vorschuss? Wollen Sie, dass ich einen Vertrag unterschreibe?«
    »Ich setze eine Vereinbarung auf und schicke sie Ihnen per E-Mail. Die können Sie ausdrucken, unterzeichnen, scannen und mir zurückschicken. Ich habe keine Lizenz als Privatermittler, das heißt, offiziell engagieren Sie mich nicht als Detektiv, sondern als Berater, der das Beweismaterial sichtet und den Stand der Ermittlungen bewertet. Eine Vorauszahlung ist nicht nötig. Heute in einer Woche schicke ich Ihnen eine Rechnung.«
    »Schön. Sonst noch was?«
    »Eine Frage. Vielleicht ein bisschen aus dem Ärmel geschüttelt, aber das beschäftigt mich, seit ich das Video gesehen habe.«
    »Ja?« Wieder stahl sich ein Hauch von Beklemmung in ihre Stimme.
    »Warum waren bei der Hochzeit keine Freunde von Jillian?«
    Sie stieß ein scharfes, kurzes Lachen aus. »Jillian hat keine Freunde eingeladen, weil sie keine Freunde hatte.«
    »Gar keine?«
    »Ich habe Ihnen meine Tochter gestern beschrieben. Schockiert es Sie, dass Sie keine Freunde hatte? Dann muss ich wohl deutlicher werden. Meine Tochter Jillian Perry war eine Soziopathin. Eine Soziopathin .« Sie wiederholte den Begriff, als wollte sie ihn einem Schüler beibringen. »In ihrer Vorstellungswelt gab es keinen Platz für Freundschaft.«
    Gurney zögerte. »Mrs Perry, irgendwie will mir das nicht …«
    »Val.«
    »In Ordnung. Val, irgendwie will mir das nicht so ganz in den Kopf. Ich meine …«
    Wieder fiel sie ihm ins Wort. »Sie fragen sich, warum ich unbedingt den Mörder meiner Tochter … zur Rechenschaft ziehen will, obwohl ich sie offensichtlich nicht ausstehen konnte?«
    »So in etwa.«
    »Zwei Antworten. So bin ich nun mal. Und: Es geht Sie einen feuchten Dreck an!« Sie hielt inne. »Vielleicht gibt es auch noch eine dritte Antwort. Ich war eine saumäßige Mutter, wirklich saumäßig, als Jilli klein war. Und jetzt … Scheiße … Vergessen Sie es. Bleiben wir dabei, dass es Sie einen feuchten Dreck angeht.«

17
Im Schatten der Schlampe
    In den letzten vier Monaten hatte er kaum an die andere gedacht – die unmittelbar vor der Perry-Schlampe, die vergleichsweise Unwichtige, die Überschattete, die noch nicht Entdeckte, deren Stern erst noch aufgehen musste – deren Beseitigung zum Teil auch eine Frage der Zweckmäßigkeit gewesen war. Manche hätten vielleicht von reiner Zweckmäßigkeit gesprochen, aber da täuschten sie sich. Sie hatte ihr Ende verdient, aus allen Gründen, die ihr Geschlecht befleckten:
Der Makel Evas,
ruchloses Herz,
brünstiges Herz,
Herz einer Hure,
im Herzen eine Hure,
auf der Lippe Schweiß,
grunzendes Schwein,
grausiges Stöhnen,
Mund geöffnet,
lüsterne Lippen,
verschlingende Lippen,
zuckende Zunge,
schlüpfrige Schlange,
umschlingende Beine,
glitschige Haut,
schleimige Nässe,
schlammige Schlucht.
Gesäubert vom Tod,
zersetzt vom Tod,
verdorrt vom Tod,
endlich rein,
trocken wie Staub,
harmlose Mumie.
Vaya con Dios!
    Er lächelte. Es war wichtig, öfter an sie zu denken – um ihren Tod lebendig zu halten.

18
Ashtons Nachbarn
    Um zehn Uhr hatte Gurney Val Perry eine Zusammenfassung der Vereinbarung geschickt und es mit den drei Nummern von Ashton probiert, die sie ihm gegeben hatte – Festnetzanschluss zu Hause, privates Handy und die Nummer der Mapleshade Academy –, um ein Treffen auszumachen. Bei den ersten beiden sprach er auf die Mailbox, unter der dritten hatte er eine Nachricht bei einer Assistentin hinterlassen, die sich als Ms Liston vorstellte.
    Um halb elf meldete sich Ashton. Er hatte alle drei Nachrichten bekommen, dazu eine von Val Perry, die ihm Gurneys Auftrag erklärte. »Sie hat gesagt, dass Sie mit mir reden wollen.«
    Ashtons Stimme war ihm vom Video bereits vertraut, aber sie klang voller und weicher am Telefon, auf unpersönliche Weise warm, wie bei der Werbung für ein exklusives Produkt – durchaus passend für einen hochkarätigen Psychiater, wie Gurney fand.
    »Das ist richtig, Sir. Sobald es Ihnen passt.«
    »Heute noch?«
    »Das wäre ideal.«
    »Mittags in der Academy, oder bei mir zu Hause um zwei. Sie können es sich aussuchen.«
    Gurney entschied sich für die zweite Möglichkeit. Wenn er sofort aufbrach, blieb ihm noch die Zeit, sich ein wenig in der Gegend und vor allem in Ashtons Straße umzusehen, und vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Nachbarn zu sprechen. Er suchte die BCI -Vernehmungsliste von Hardwick heraus

Weitere Kostenlose Bücher