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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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angebrüllt hatte.
    Die Situation hatte das Potenzial, bedenklich zu werden. Gurney blieb natürlich die Möglichkeit, einfach kehrtzumachen, aber das wollte er nicht. Er spürte den irren Drang, sich mit diesem Irren zu messen. Schließlich hob er einen ovalen, ungefähr zwei Zentimeter langen Stein auf. Er rieb ihn langsam zwischen den Handflächen, als wollte er ihn wärmen, und schnippte ihn in die Luft wie eine Münze, um ihn dann in der rechten Faust aufzufangen.
    »Was soll der Scheiß?« Der Mann machte einen kleinen Schritt nach vorn.
    »Schsch«, machte Gurney leise. Finger um Finger öffnete er langsam die Faust und fixierte angestrengt den Stein. Dann warf er ihn grinsend über die Schulter.
    »Was soll …?«
    »Entschuldigung, Calvin, wollte Sie nicht ignorieren. Aber auf diese Weise treffe ich meine Entscheidungen, und da muss ich mich stark konzentrieren.«
    Der Mann riss die Augen auf. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Sie kennt doch jeder, Calvin. Oder soll ich Sie lieber Mr Hard-on nennen?«
    »Was?«
    »Also bleiben wir bei Calvin. Einfacher. Netter.«
    »Wer sind Sie, verdammte Kacke? Was wollen Sie?«
    »Ich will wissen, wo ich Hector Flores finden kann.«
    »Hec… was?«
    »Ich suche nach ihm, Calvin. Und ich werde ihn finden. Ich dachte, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen können.«
    »Wie zum Henker … wer … Sie sind kein Cop, oder?«
    Gurney schwieg und ließ sein Gesicht zur Maske eines Killers mit totem Blick erstarren.
    Harlens Augen wurden noch größer. »Der Spaniole … dem sind Sie auf den Fersen?«
    »Können Sie mir weiterhelfen, Calvin?«
    »Weiß nicht. Wie?«
    »Vielleicht erzählen Sie mir einfach alles, was Sie wissen … über unseren gemeinsamen Freund.« In die letzten drei Worte packte er so viel bedrohliche Ironie, dass er schon fürchtete, zu dick aufgetragen zu haben.
    Doch Harlens einfältiges Grinsen zerstreute alle derartigen Bedenken. »Ja, klar. Warum nicht? Was möchten Sie denn zum Beispiel wissen?«
    »Zuächst mal, wo er herkam.«
    »Von der Bushaltestelle im Dorf, wo diese Spaniolen immer aussteigen und rumhängen. Lungern da so rum.« Bei ihm klang es, als würden sie öffentlich masturbieren.
    »Und davor? Haben Sie eine Ahnung, wo er herstammt?«
    »Irgendein mexikanisches Kaff. Wo diese Penner alle herkommen.«
    »Er hat es Ihnen nie erzählt?«
    Harlen schüttelte den Kopf.
    »Hat er Ihnen überhaupt was erzählt?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Irgendwas. Haben Sie je mit ihm geredet?«
    »Einmal. Am Telefon. Mit ein Grund, warum ich weiß, dass der Kerl nur Scheiße im Hirn hat. Letzten Oktober, weiß nicht, vielleicht auch November. Hab Dr. Ashton angerufen wegen dem Schneepflügen, aber der Spaniole war dran. Hab ihm gesagt, dass ich mit dem Doktor sprechen will, wie komm ich dazu, mich mit ihm rumzuschlagen? Da erzählt er mir, dass ich ihm sagen soll, worum es geht, dann richtet er es dem Doktor aus. Ich sag ihm, dass ich nicht mit ihm reden will – soll er sich doch ins Knie ficken, der Scheißer. Für wen hält der sich überhaupt? Diese mexikanischen Drecksäcke, kommen hier an, schleppen ihren Schweinepest-Aids-Lepra-Scheiß ein, lassen sich von der Sozialhilfe durchfüttern, klauen uns die Arbeit, zahlen keine Steuern, nichts, diese bescheuerten, kranken Schweine. Eins sag ich Ihnen, wenn mir der schleimige kleine Scheißer noch mal unter die Augen kommt, jag ich ihm eine Kugel in den Kopf. Aber zuerst schieß ich ihm noch die schimmligen Eier weg.«
    Mitten in Harlens Tirade fing einer der Hunde wieder zu bellen an. Kopfschüttelnd wandte sich Harlen zur Seite und spuckte auf den Boden. »Schnauze, verdammt!« Das Bellen brach ab.
    »Und der andere Grund, warum Sie wissen, dass er Scheiße im Hirn hat?«
    »Was?«
    »Sie haben gesagt, das Telefongespräch mit Flores war mit ein Grund, warum Sie wissen, dass er Scheiße im Hirn hat.«
    »Stimmt.«
    »Inwiefern Scheiße im Hirn?«
    »Der Wichser tanzt hier einfach an, kann kein Wort Englisch. Ein Jahr später redet er wie ein verdammter … keine Ahnung … wie wenn er alles weiß.«
    »Aha, und deswegen glauben Sie … was, Calvin?«
    »Ich glaube, dass das alles nur Quatsch war, Sie wissen schon.«
    »Erklären Sie es mir.«
    »Niemand lernt so schnell Englisch.«
    »Sie meinen, er war gar kein Mexikaner?«
    »Ich meine, das war bloß Verarschung, alles reine Show.«
    »Das heißt?«
    »Ist doch klar, Mann. Wenn er so verdammt schlau ist, warum kreuzt er dann beim Doktor auf und fragt

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