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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Vertraulichkeit. Ausnahmen gibt es nicht.«
    Gurneys Adrenalinspiegel stieg. »Interessiert es Sie vielleicht, was das Problem ist?«
    »Ich höre.«
    »Angenommen, wir haben Grund zu der Vermutung, dass Jillian nicht das einzige Opfer ist.«
    »Wovon reden Sie da?«
    »Angenommen, wir haben Grund zu der Vermutung, dass Jillian nur eine von mehreren Mapleshade-Absolventinnen war, auf die es Hector Flores abgesehen hatte.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Es gibt anekdotische Hinweise darauf, dass einige Mapleshade-Absolventinnen, die mit Hector Flores befreundet waren, unauffindbar sind. Unter diesen Umständen sollten wir dringend nachforschen, wie viele von Jillians Klassenkameradinnen zum jetzigen Zeitpunkt erreichbar sind und wie viele nicht.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie da sagen? Woher stammen diese ›anekdotischen Hinweise‹ überhaupt?«
    »Die Quelle steht hier nicht zur Debatte.«
    »Natürlich steht sie zur Debatte. Es geht um die Glaubwürdigkeit.«
    »Und möglicherweise um Menschenleben. Das sollten Sie sich durch den Kopf gehen lassen.«
    »Das mache ich.«
    »Ich würde vorschlagen, am besten gleich.«
    »Ihr Ton gefällt mir nicht, Detective.«
    »Glauben Sie wirklich, mein Ton ist das Problem? Dann täuschen Sie sich. Denken Sie doch mal an die Möglichkeit, dass Absolventinnen Ihrer Schule wegen Ihrer kostbaren Vertraulichkeit sterben. Denken Sie daran, wie Sie das der Polizei erklären wollen. Den Medien. Und den Eltern. Und wenn Sie darüber nachgedacht haben, melden Sie sich wieder. Ich muss noch andere Leute anrufen.« Er unterbrach die Verbindung und holte tief Luft.
    Mit schiefem Lächeln musterte ihn Madeleine. »Auch ein Ansatz.«
    »Weißt du einen anderen?«
    »Eigentlich hat mir deiner gut gefallen. Soll ich das Essen aufwärmen?«
    »Klar.« Wieder atmete er tief durch, als könnte er auf diese Weise das Adrenalin loswerden. »Savannah hat mir die Namen und Telefonnummern der Eltern der Mädchen gegeben – der Frauen, sollte ich sagen –, die angeblich verschwunden sind. Meinst du, ich sollte sie gleich anrufen?«
    »Ist das deine Aufgabe?« Sie nahm die Teller und trug sie zur Mikrowelle.
    »Gute Frage.« Er setzte sich an den Tisch. Irgendwas an Ashtons Haltung ging ihm an die Nieren und trieb ihn dazu, impulsiv zu reagieren. Doch als er sich jetzt zwang, ruhig nachzudenken, musste er einsehen, dass für das weitere Vorgehen im Hinblick auf die »vermissten« Mapleshade-Absolventinnen die Polizei zuständig war. Für die Erfassung »Vermisster« und den Eintrag von personenbezogenen Informationen in staatliche und bundesweite Datenbanken mussten bestimmte Verfahren eingehalten werden. Außerdem spielte der Personalaufwand eine große Rolle. Sollte sich herausstellen, dass zahlreiche Personen mit Verdacht auf gewaltsame Entführung oder Schlimmeres verschwunden waren, dann war ein einsamer Ermittler nicht das Mittel der Wahl. Die Besprechung mit dem Bezirksstaatsanwalt und dem BCI -Vertreter morgen bot eine gute Gelegenheit, Savannahs Anruf zu erörtern und die Angelegenheit weiterzugeben.
    Und in der Zwischenzeit wäre es vielleicht interessant, sich mit Alessandro zu unterhalten.
    Gurney holte sein Notebook aus dem Arbeitszimmer und stellte es auf seinen Platz am Esstisch.
    Eine Internetsuche im Telefonverzeichnis von New York fördert zwölf Personen mit dem Nachnamen Alessandro zutage. Natürlich handelte es sich wohl eher um einen Vornamen oder einen Künstlernamen, der ein bestimmtes Image vermitteln sollte. Doch in keiner Kategorie, die für eine Anzeige infrage kam – Fotografie, Werbung, Marketing, Grafik, Design, Mode –, fand sich ein Firmeneintrag mit dem Namen Alessandro.
    Es schien merkwürdig, dass ein kommerzieller Fotograf so schwer greifbar sein sollte – außer er war so erfolgreich, dass die wichtigen Leute schon wussten, wie sie ihn erreichen konnten, und seine Unsichtbarkeit für die Massen war Teil seiner Anziehungskraft, wie bei einem Nachtclub ohne Schild.
    Gurney fiel ein, dass Ashton Alessandros Nummer haben musste, wenn er Jillians Foto direkt von dem Fotografen bekommen hatte. Aber der Zeitpunkt, ihn darum zu bitten, war nicht der günstigste. Möglicherweise wusste ja Val Perry etwas oder kannte sogar Alessandros vollen Namen. Wie auch immer, er musste die Sache auf morgen verschieben. Vor allem war wichtig, dass er unvoreingenommen blieb. Dass zwei frühere Mapleshade-Schülerinnen, die Ashtons Assistentin nicht erreichen konnte, für

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