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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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geordnetes Denken bilden. Sicher war es klüger, die Zeit zum Schlafen zu nutzen. Doch kaum hatte er sich ausgezogen und war neben Madeleine ins Bett geschlüpft, als ihn das Läuten seines Handys zurück in die Küche rief.
    Die Stimme am anderen Ende klang vornehm und gebieterisch. »Hier spricht Dr. Withrow Perry. Sie haben angerufen. Ich habe genau drei Minuten für Sie.«
    Gurney brauchte einen Moment, bis er sich orientiert hatte. »Danke für den Rückruf. Ich untersuche den Mord von …«
    Withrow unterbrach ihn jäh: »Ich weiß, was Sie tun. Ich weiß, wer Sie sind. Was wollen Sie?«
    »Ich hätte einige Fragen, die mir helfen könnten …«
    »Schießen Sie los.«
    Gurney unterdrückte den Impuls, sich zum Ton seines Gesprächspartners zu äußern. »Haben Sie eine Ahnung, warum Hector Flores Ihre Tochter getötet hat?«
    »Nein. Und nur um das klarzustellen, Jillian war nicht meine Tochter, sondern die meiner Frau.«
    »Kennen Sie irgendjemand anders, der vielleicht einen Groll gegen sie hatte – einen Grund, ihr Schaden zuzufügen oder sie zu töten?«
    »Nein.«
    »Ihnen fällt wirklich niemand ein?«
    »Niemand und wahrscheinlich jeder.«
    »Das heißt?«
    Perry lachte – ein harter, unangenehmer Laut. »Jillian war eine verlogene, manipulative Zicke. Bestimmt bin ich nicht der Erste, der Ihnen das erzählt.«
    »Was ist das Schlimmste, was sie Ihnen je angetan hat?«
    »Dazu möchte ich mich nicht äußern.«
    »Aus welchem Grund wollte Dr. Ashton sie wohl heiraten?«
    »Fragen Sie ihn.«
    »Ich frage aber Sie.«
    »Nächste Frage.«
    »Hat sie je von Flores geredet?«
    »Mit mir sicher nicht. Wir hatten überhaupt keine Beziehung zueinander. Ich darf mich klar ausdrücken, Detective. Ich rede nur deshalb mit Ihnen, weil meine Frau sich diese inoffiziellen Ermittlungen in den Kopf gesetzt und mich gebeten hat, Sie zurückzurufen. Eigentlich habe ich nichts beizusteuern. Außerdem betrachte ich dieses Unterfangen meiner Frau als reine Verschwendung von Zeit und Geld.«
    »Wie stehen Sie zu Dr. Ashton?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Mögen Sie ihn? Bewundern Sie ihn? Haben Sie Mitleid mit ihm? Verachten Sie ihn?«
    »Nichts davon.«
    »Was dann?«
    Perry seufzte vernehmlich. »Ich interessiere mich nicht für ihn. Sein Leben geht mich nichts an.«
    »Aber irgendwas an ihm stört Sie doch?«
    »Nur die naheliegende Frage, die Sie in gewisser Hinsicht schon gestellt haben.«
    »Welche?«
    »Warum wollte ein so kompetenter Akademiker ein Wrack wie Jillian heiraten.«
    »So sehr haben Sie sie gehasst?«
    »Ich habe sie nicht gehasst, Mr Gurney – ebenso wenig, wie ich eine Kobra hassen würde.«
    »Würden Sie eine Kobra töten?«
    »Eine kindische Frage.«
    »Tun Sie mir den Gefallen.«
    »Ich würde eine Kobra töten, die mein Leben bedroht, genau wie Sie.«
    »Hatten Sie je den Wunsch, Jillian zu töten?«
    Er lachte humorlos. »Ist das ein Kindergartenspiel?«
    »Nur eine Frage.«
    »Sie verschwenden meine Zeit.«
    »Besitzen Sie noch Ihr Weatherbygewehr Kaliber .257?«
    »Was soll das mit dem Ganzen zu tun haben?«
    »Ist Ihnen bekannt, dass eine Woche nach Jillians Ermordung mit einer Waffe dieser Art auf Scott Ashton geschossen wurde?«
    »Mit einem Weatherby .257? Um Himmels willen, Sie wollen doch nicht andeuten … wie kommen Sie dazu … was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich habe nur eine Frage gestellt.«
    »Eine Frage, die äußerst beleidigende Schlüsse impliziert.«
    »Darf ich annehmen, dass das Gewehr noch in Ihrem Besitz ist?«
    »Nehmen Sie an, was Sie wollen. Nächste Frage.«
    »Können Sie mit Sicherheit angeben, wo das Gewehr am 17. Mai war?«
    »Nächste Frage.«
    »Hat Jillian je Freunde mit nach Hause gebracht?«
    »Nein – man muss Gott auch für Kleinigkeiten danken. Ich fürchte, Ihre Zeit ist abgelaufen, Mr Gurney.«
    »Letzte Frage. Kennen Sie zufällig den Namen oder die Adresse von Jillians leiblichem Vater?«
    Zum ersten Mal zögerte Perry. »Ein spanisch klingender Name.« Widerwillen lag in seiner Stimme. »Meine Frau hat ihn einmal erwähnt. Ich habe ihr klargemacht, dass ich ihn nie wieder hören will. Cruz vielleicht? Angel Cruz? Seine Adresse kenne ich nicht. Vielleicht hat er gar keine. Angesichts der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Methamphetaminabhängigen ist davon auszugehen, dass er schon seit mehreren Jahren tot ist.«
    Ohne ein weiteres Wort unterbrach er die Verbindung.
    Einzuschlafen erwies sich als schwierig. Wenn Gurneys Verstand nach

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