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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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beeindruckendes »Peng«, welchem ein »Doing« folgt, und dann rennen alle nach vorne, um zu sehen, ob die Kugel ins Schwarze getroffen hat.

    Wenn die Zielscheibe eine Person ist, ertönt normalerweise ein Schrei, z. B. »AAARGHHH!!!«, sowie natürlich das Peng, welchem ein Plumps folgt, da die Person mit etwas zu Boden fällt, was aussieht wie ein über und über mit Spagettisauce bekleckertes Hemd…, was gar nicht schön ist, besonders wenn man selbst das Hemd hinterher waschen muss. Falls du es noch nicht erraten hast: Die Schusswaffe gehört nicht zu den sichersten Erfindungen.
    Das Wichtige an einem Revolver ist, wie die Waffe zu ihrem Namen gekommen ist. »Revolve« heißt »sich drehen«, und der Revolver hat eine Kammer, die sich dreht. Das heißt, sobald eine Kugel abgefeuert wurde, dreht sich die Kammer, und die nächste Kugel befindet sich auf gleicher Höhe mit dem Lauf. Schon kann es wieder losgehen. Das ist ganz praktisch, wenn man plant, eine Bank oder so was zu überfallen, und viele Kugeln in die Decke der Schalterhalle feuern will, damit sich die Leute auf den Fußboden legen und sich überhaupt allgemein nützlich machen. Es ist erstaunlich, wie gern selbst der unfreundlichste Bankfilialleiter seinen Tresor öffnet, wenn er ein bisschen Verputz von der Decke im Haar hat.
    Glücklicherweise sind Revolver auch für Sheriffs und Marshalls und solche Leute ganz nützlich. Sie spüren Bankräuber auf und sperren sie sehr lange wegen Schießens auf unschuldige Decken ein, die sowieso nie jemandem was getan hatten.
    Jedenfalls waren damals, zur Zeit von Eddie Dickens, Revolver eine der neusten der neuen Erfindungen. Vor dem Revolver waren die meisten Schusswaffen Steinschlosspistolen. Die hatten noch nicht mal richtige Kugeln. Man füllte den Lauf mit Schießpulver, fügte kleine Metallkügelchen namens »Schrot« hinzu und hoffte das Beste.

    Eins der Probleme mit einer Steinschlosspistole war, dass man sie jedes Mal, wenn man sie abgefeuert hatte, neu laden musste. Dafür brauchte man etwa so lange, wie die Person, auf die man gerade feuerte, brauchte, um zu einem herüberzukommen und einem mit einem Ast, oder was sie - oder er - sonst gerade in die Finger bekommen konnte, auf den Kopf zu hauen. Ein noch größeres Problem war, dass eine Steinschlosspistole nicht sehr zuverlässig war.
    Wenn Menschen nicht sehr zuverlässig sind, ist das nicht immer aller Tage Abend. Sie sagen, man trifft sich um drei Uhr vor dem Kino, dann kommen sie um halb vier, wenn der Film schon angefangen hat. Das ist zwar ärgerlich, aber morgen ist auch noch ein Tag. Wenn Steinschlosspistolen unzuverlässig sind, erlebt man den »Morgen-ist-auch-noch-ein-Tag«-Teil vielleicht gar nicht.
    Manchmal zieht man vielleicht den Abzug einer Steinschlosspistole, und anstatt dass das Schießpulver den Schuss aus dem Lauf und in den Feind hineinfeuert, sprengt es vielleicht viel lieber die Steinschlosspistole: PENG. Einfach so.
    Wenn man Glück hatte, bedeutete das, dass einem die Freunde zu Weihnachten nur einen Handschuh zu kaufen brauchten und nicht gleich ein ganzes Paar. Wenn man kein Glück hatte, bedeutete das, dass man sich nie wieder einen Hut zu kaufen brauchte…, weil man nämlich keinen Kopf mehr hatte, um ihn draufzusetzen.
    Deshalb fanden Leute, die Waffen mochten, Revolver so eine gute Idee -; die Person, auf die man mit dem Ding zielte, war für gewöhnlich auch die Person, die verletzt wurde, wenn der Abzug gezogen wurde…, weshalb Eddie Dickens sehr, sehr nervös wurde.
    »Ich glaube, Sie schulden mir eine Entschuldigung, Sir«,
sagte der bärtige Fremde. Ein einfaches ›Tut mir Leid‹ würde mir schon genügen. Ist das denn zu viel verlangt?«
    »T-T-T-Tut mir Leid«, sagte Eddie, und das geschah nicht nur aus Höflichkeit. Es tat ihm wirklich Leid; Leid, dass er den Wahnsinnigen Onkel Jack und die Wahnsinnige Tante Maud und ihr ausgestopftes Wiesel Malcolm je zu Gesicht bekommen hatte; Leid, dass er je sein Zuhause hatte verlassen und diese entsetzliche Reise nach Schlimmes Ende hatte antreten müssen. Wer auf Erden nennt aber auch sein Haus Schlimmes Ende? Sein Großonkel und seine Großtante, die nannten ihr Haus Schlimmes Ende. Und warum war Eddie davon nicht mal überrascht?

    »S-S-Sehr Leid«, fügte Eddie hinzu.
    »Du sollst dich gar nicht entschuldigen, Junge«, sagte der bärtige Fremde. »Dieser Herr hier ist’s, der mich beleidigt hat.«
    Eddie hätte den Mann zu gern gefragt, warum, wenn er - Eddie

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