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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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Schauspieler, die Zeilen eines Stückeschreibers namens Shakespeare zu zitieren, und das nicht nur, wenn sie sich auf der Bühne mitten in einem Stück von Shakespeare befinden, sondern wann immer sich die Gelegenheit bietet. Eine Zeile von Shakespeare, die Schauspieler am allerliebsten zitieren, lautet: »Die Welt ist eine Bühne.« Das hältst du zwar vielleicht nicht für die brillanteste Zeile der Welt - und vielleicht findest du, so was wäre dir auch eingefallen -, aber Shakespeare ist es zuerst eingefallen, und nur darauf kommt es an.
    Wer weiß denn noch, wie der zweite Mensch hieß, der die Mondoberfläche betrat? Wer weiß noch, wer letzte Woche die zweitbeste Erdkundearbeit geschrieben hat? Wer weiß noch, dass überhaupt eine geschrieben wurde? Nein, Shakespeare war der Erste, der diese Worte niedergeschrieben hat, und weil es da um die Schauspielerei geht, werden diese Worte von Schauspielern ganz besonders gern zitiert.
    Denke noch mal an das, was Eddie gerade gesagt hat, und du kannst dir vorstellen, wie entzückt Mr Pumblesnook gewesen sein muss, als er das gehört hat.
    Die Leser, die zu faul sind, 22 Zeilen weiter oben noch mal nachzulesen, erinnere ich gern an das, was Eddie gerade gesagt hat: »Sie stehen jetzt aber nicht auf der Bühne…, Sir.«
    Kein Wunder, dass sich Mr Pumblesnooks Blick erhellte. Eddies Kommentar gab ihm die ideale Gelegenheit zu erwidern: »Aber, um es mit den Worten des unsterblichen Barden zu sagen, ›die Welt ist eine Bühne‹, mein lieber Junge!«

    Und Eddie war beeindruckt. Er hatte keine Ahnung, wer oder was »der unsterbliche Barde« war - woher sollte er auch wissen, dass es die Streunende-Theaterleute-Bezeichnung für Shakespeare war -, aber ein sachdienliches Zitat beeindruckte ihn immer.
    »Für einen großen Schauspieler ist es wichtig, sich in seine Rolle einzufühlen«, erklärte Mr Pumblesnook. »Es ist wichtig, eine Rolle zu entwickeln -, lange bevor sie ein Publikum erreicht. Als ich mich zum Beispiel auf meine Rolle als Lachs in ›Wir kleinen Fische‹ vorbereitete, verbrachte ich einen ganzen Monat in der Badewanne und ernährte mich ausschließlich von Wattwürmern und Ameiseneiern.«
    Er kletterte die Kutsche hinauf und hinein und setzte sich neben die Wahnsinnige Tante Maud, die wieder dort saß, wo sie vorher gesessen hatte. Malcolm war wieder auf ihrem Schoß, und es war ihm nicht anzusehen, dass er gerade als Waffe gedient hatte. »Ich erinnere mich noch, wie Sie sich auf Ihre Rolle als Entführer in ›An Hand und Fuß gefesselt‹ vorbereitet haben«, sagte sie, und Bewunderung schwang in ihrer Stimme. »Wie Sie es geschafft haben, den echten französischen Botschafter in Ihren Keller zu locken und als Geisel zu halten - das war ein Geniestreich! Eine Schande, dass Sie noch vor der Premiere verhaftet wurden.«
    »Ein Verlust für das Theater«, pflichtete ihr der Theaterdirektor bei und schüttelte traurig den Kopf.
    Eddie setzte sich und schloss den Wagenschlag. Er hatte ein schreckliches Gefühl, so als versänke er. Mr Pumblesnook war offenbar ein guter Freund seiner Großtante und seines Großonkels…, und das legte den dringenden Verdacht nahe, dass er genauso wahnsinnig war wie sie.

FOLGE 6
    Waisenhaus
    In welcher Rom von Gänsen gerettet wird

    J ede Geschichte wird aus einem bestimmten Blickwinkel erzählt. Der Erzähler der Geschichte - ich, ich, ICH in diesem Fall - erzählt eine Geschichte auf eine bestimmte Weise und bleibt dann dabei.
    Vom gelegentlichen Abstecher auf Mr und Mrs Dickens’ Klo abgesehen, wird diese Geschichte bisher aus dem Blickwinkel erzählt, dass man beim armen kleinen Eddie bleibt. Wo er hingeht, da gehen wir auch hin. Als er in die Kutsche stieg, sind wir mit eingestiegen. Als er die Nacht im Stall des Ausspanns »Zum Ausspann« verbrachte, haben wir ebenfalls
die Nacht dort verbracht. Als er in den Lauf eines nachgemachten Revolvers starrte, sind wir nicht weggerannt und haben ihn nicht im Stich gelassen -
    -, aber wir wollen nicht allzu stolz darauf sein, dass wir nicht von der Stelle gewichen sind. Wenn der Revolver ein echter Ballermann gewesen und eine Kugel abgefeuert worden wäre, wäre Eddie derjenige gewesen, den es getroffen und der geblutet hätte, und nicht wir. Ich könnte vielleicht ein Buch erfinden, welches eine Kugel auf seine Leser abschießt, wenn sie auf die Seite 49 umblättern, aber stell dir mal die Schweinerei vor, die so was in Buchhandlungen oder Leihbüchereien verursachen

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