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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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Sankt-Fürchterlich-Heim für undankbare Waisen umzuändern, als ich davon erfuhr.«
    »Wir müssen eine Sammlung veranstalten, um das sofort durchzuführen!«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack, der sich, sobald er eine Idee lieb gewonnen hatte, auf sie stürzte und rasch handeln wollte. »Es sollte doch nicht kostspielig sein, das zu ändern. Man muss lediglich vor Ort einen Schildermaler finden, der die Buchstaben ›u‹ und ›n‹ vor dem Wort ›dankbare‹ auf dem Schild über dem Tor einfügt… Ich nehme doch an, dass sich ein Schild über dem Tor befindet?«
    »Ja, dort befindet sich in der Tat eins, Sir«, nickte der Greifer.
    »Gut. Ich könnte mir vorstellen, dass ein ›u‹ und ein ›n‹
nicht allzu teuer sind«, sinnierte Eddies Großonkel. »Ich erinnere mich, vor einigen Jahren eine Gravur auf der Rückseite einer Uhr für meine wunderschöne Gattin anfertigen lassen zu haben, und die hat nur einen Viertelpenny pro Buchstabe gekostet…, wobei mir einfällt: Ich nehme doch an, dass Sankt Fürchterlich Briefpapier mit Briefkopf hat?«
    Der Greifer nickte respektvoll. Dieser Kutschenkutscher war kein gewöhnlicher Kutschenkutscher. Er war offensichtlich ein Gentleman.
    »Also wird das Briefkopfbriefpapier ebenfalls von ›dankbar‹ in ›undankbar‹ abgeändert werden müssen«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack. »Das stellt jedoch keinerlei Problem dar. Das könnten einige der undankbaren Waisenkinder selbst erledigen. Morgens um fünf aus den Federn, ein paar ›un‹s vor ein paar ›dankbare‹s auf die Briefköpfe schreiben und dann hinauf in den Schlot oder hinunter in den Schacht mit ihnen, oder was die undankbaren kleinen Bälger sonst machen müssen, um sich ihren Unterhalt zu verdienen.«
    »Eine hervorragende Lösung, Sir«, strahlte der Greifer. Schließlich war es seine Idee gewesen, den Namen in Sankt-Fürchterlich-Heim für undankbare Waisen umzuändern, und hier war nun ein echter Gentleman, der ihm rückhaltlos zustimmte.
    »Lassen Sie mich Ihnen einen Beitrag für die Kampagne mit dem Ziel der Namensänderung geben«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack.
    »Nun, Sir«, sagte der Greifer etwas zögerlich. Wie alle Polizisten musste er sehr aufpassen, wenn es darum ging, Bestechungsgelder entgegenzunehmen. Was der eine vielleicht als echten Beitrag für ein gerechtfertigtes und wichtiges Anliegen sieht, das sieht vielleicht eine Aufsichtsbehörde als Bestechung
mit dem Ziel, dass man etwas tut - oder lässt. Dann wiederum wollte der Greifer diesen feinen Herrn auch nicht verärgern, indem er den jeweiligen Betrag, den dieser aus der Tasche zog, zurückwies. Zehn Shilling? Ein Pfund? Einen getrockneten Zitteraal.
    Einen getrockneten Zitteraal?
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen keinen Heilbutt geben kann«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack, »aber meinen letzten habe ich im Ausspann ›Zum Ausspann‹ ausgegeben.«
    Der Polizist ließ ihm einen Seitenblick zuteil werden, wie ihn besonders Polizisten und Polizistinnen beherrschen. Es ist dies ein Blick, der zu sagen scheint: »Ich weiß nicht, was du im Schilde führst, aber ich weiß, dass du etwas im Schilde führst, und ich habe vor herauszufinden, was es ist.« Man hatte den Greifer sein Lebtag noch nicht so beleidigt. Ein getrockneter Zitteraal? Das war die schlimmste Bestechung seines Lebens. Man hatte ihm schon einmal einen halben Apfel gegeben, doch den hatte er immerhin an den Hund auf der Wache weitergeben können…, aber einen getrockneten Zitteraal? Und zu denken, dass er gedacht hatte, dies wäre ein Gentleman!
    Die Einstellung des Greifers gegenüber dem Wahnsinnigen Onkel Jack kühlte sich entschieden ab. »Ich muss die Kutsche nach dem Waisenkind durchsuchen«, sagte er, wobei er sich das »Sir« schenkte. »Haben Sie irgendwelche Einwände dagegen?«
    »Aber überhaupt nicht. Überhaupt nicht«, strahlte Eddies Großonkel. Er hatte keine Ahnung, dass er den Greifer beleidigt hatte, und dachte, sie wären immer noch »Busenfreunde«.
    »Und wer, dürfte ich fragen, befindet sich im Innern der
Kutsche?«, fuhr der Greifer fort und näherte sich einer der beiden Türen.
    »Meine Frau Maud, der berühmte Theaterdirektor Mr Pumblesnook und Edmund, der Sohn meines Neffen.«
    »Verstehe«, sagte der Greifer. »Und sonst niemand?«
    »Nur Sally«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack.
    »Ein Dienstmädchen?«, fragte der Greifer.
    »Ein ausgestopftes Wiesel«, erklärte der Wahnsinnige Onkel Jack.
    »Verstehe…«, sagte der Greifer.

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