Schloss aus Glas
hermarschierten, und wenn wir Leute trafen, verdrehten wir die Augen, um ihnen zu verstehen zu geben, dass wir genau ihrer Meinung waren: Die Frau mit dem Wäschesack auf dem Kopf sah ganz schön merkwürdig aus.
Die Scheiben des Waschsalons waren völlig beschlagen, und drinnen war es so warm und feucht wie in einem türkischen Bad. Mom gab uns Münzen, die wir in die Waschmaschinen steckten, dann kletterten wir auf sie drauf und setzten uns. Die Hitze aus den rumpelnden Geräten wärmte uns den Po und durchströmte unseren ganzen Körper.
Als die Wäsche fertig war, luden wir sie in die Trockner um und schauten dann zu, wie sie herumwirbelte, als würde sie Karussell fahren. Als der Trockengang zu Ende war, zogen wir die sengend heiße Wäsche heraus und vergruben unsere Gesichter darin. Wir breiteten die Sachen auf den Tischen aus und legten die Hemden und Blusen und Hosen ordentlich zusammen und steckten die Socken paarweise ineinander. Zu Hause falteten wir unsere Sachen nie, aber im Waschsalon war es so schön warm und gemütlich, dass uns jeder Vorwand recht war, noch länger zu bleiben.
Als es im Januar wärmer wurde, freuten wir uns zunächst, doch dann schmolz der Schnee, und das ganze Holz im Wald war völlig durchnässt. Wir brachten nicht mehr als ein Qualmen und Zischen im Ofen zustande. Wenn das Holz zu nass war, übergossen wir es manchmal mit Kerosin, das wir für die Lampen verwendeten. Für Dad waren Anzünder wie Kerosin unter seiner Würde. Kein echter Pionier würde sich zu so was herablassen, sagte er. Es war nicht billig, und da es nicht lange brannte, war eine Menge davon erforderlich, bis das Holz Feuer fing. Außerdem war es gefährlich. Dad sagte, wenn man nachlässig mit Kerosin umging, konnte es explodieren. Doch manchmal, wenn das Holz so nass war, dass es einfach nicht brennen wollte, und wir alle froren, gossen wir trotzdem ein bisschen drauf.
Einmal stiegen Brian und ich den Hang hoch, um trockenes Holz zu suchen, während Lori im Haus das Feuer schürte. Als wir ein paar viel versprechende Äste entdeckt hatten und gerade den Schnee abschüttelten, hörten wir einen lauten Knall aus dem Haus. Ich drehte mich um und sah hinter den Fenstern Flammen aufzüngeln.
Wir ließen unser Holz fallen und liefen den Hang hinunter. Lori taumelte im Wohnzimmer umher, ihre Augenbrauen und ihr Pony waren versengt, und es roch nach verbrannten Haaren. Sie hatte Kerosin ins Feuer gegossen, und es war explodiert, genau wie Dad gesagt hatte. Außer Loris Haaren hatte nichts im Haus Feuer gefangen, aber die Explosion hatte ihr Mantel und Rock weggerissen, und die Flammen hatten ihr die Oberschenkel verbrannt. Brian holte Schnee von draußen, und den packten wir auf Loris Beine, die dunkelrosa waren, aber am nächsten Tag hatte sie an den ganzen Oberschenkeln Blasen.
»Merk dir eins«, sagte Mom, nachdem sie die Blasen inspiziert hatte. »Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.«
»Wenn das stimmt, müsste ich inzwischen Herkules sein«, sagte Lori.
Als die Blasen Tage später platzten, lief die klare Flüssigkeit daraus bis runter auf Loris Füße. Wochenlang hatte sie vorn an den Beinen offene Stellen, die so empfindlich waren, dass sie unter Wolldecken nur schlecht schlafen konnte. Aber inzwischen waren die Temperaturen wieder gefallen, und wenn sie die Decken wegkickte, fror sie.
In diesem Winter besuchte ich eines Tages ein Mädchen aus meiner Klasse, um für ein Schulprojekt zu arbeiten. Garrie Mae Blankenships Vater arbeitete in der Verwaltung des McDowell County Hospital, und ihre Familie wohnte ii, einem Backsteinhaus auf der McDowell Street. Das Wohnzimmer war orangebraun tapeziert, und die Vorhänge hatten das gleiche Karomuster wie die Polstergarnitur. An der Wand hing eine Gegenlichtaufnahme von Carrie Maes älterer Schwester in ihrer Robe während der Highschool-Abschlussfeier.
Außerdem war an der Wand neben der Wohnzimmertür ein kleiner Plastikkasten mit einem Hebel angebracht, auf dem eine Reihe winziger Zahlen stand. Als Carrie Mae gerade nicht im Zimmer war, sah ihr Vater, wie ich den Kasten genauer in Augenschein nahm. »Das ist ein Thermostat«, sagte er zu mir. »Wenn man den Hebel verstellt, wird das Haus wärmer oder kälter.«
Zuerst dachte ich, er wollte mich auf den Arm nehmen, aber als er den Hebel bewegte, hörte ich, wie im Keller ein gedämpftes Dröhnen einsetzte.
»Das ist der Heizkessel«, sagte er.
Er führte mich zu einem Lüftungsschlitz im
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