Schloss aus Glas
der Spüle zu einem massiven Eisblock gefror und das schmutzige Geschirr, das wir drin gelassen hatten, feststeckte, als wäre es einzementiert worden. Selbst der Topf mit Wasser, den wir immer für den Abwasch am Ofen stehen hatten, war meistens zugefroren. Wir trugen unsere Mäntel auch im Haus und wickelten uns zusätzlich in Decken ein. Sogar im Bett behielten wir unsere Mäntel an. Das Schlafzimmer bekam kein bisschen Wärme ab, und ich konnte noch so viele Wolldecken auf mich häufen, ich fror trotzdem. Nachts lag ich wach, rieb mir die Füße mit den Händen, um sie aufzuwärmen.
Wir stritten uns darum, bei wem die Hunde schlafen durften - Tinkle, der Jack Russell, und Pippin, ein Mischling mit lockigem Fell, den Brian irgendwo aufgelesen hatte. Sie waren so schön warm. Meistens krochen sie zu Mom ins Bett, weil sie den massigeren Körper hatte und ihnen auch kalt war. Brian hatte sich bei G. G. Murphy, einem Billigladen auf der McDowell Street, eine Eidechse gekauft, weil sie ihn an die Wüste erinnerte. Er nannte sie Iggy und legte sie sich nachts auf die Brust, damit sie es warm hatte, doch als er eines Morgens wach wurde, war sie trotzdem erfroren.
Wir mussten den Wasserhahn unter dem Haus tropfen lassen, damit die Leitung nicht zufror. Bei richtig klirrender Kälte passierte das aber manchmal dennoch, und dann hing am nächsten Morgen ein langer Eiszapfen unter dem Hahn. Wir versuchten die Leitung aufzutauen, indem wir mit einem brennenden Stück Holz daran entlangfuhren, aber das nützte meist nichts, und wir mussten abwarten, bis es wieder wärmer wurde. Wenn die Leitung so fest zugefroren war, schmolzen wir Schnee oder Eiszapfen in dem Blechtopf auf dem Ofen, damit wir Wasser hatten.
Einige Male, als nicht mehr genug Schnee auf der Erde lag, schickte Mom mich nach nebenan, um bei den Freemans einen Eimer Wasser zu borgen. Mr. Freeman, ein stets sauertöpfisch dreinschauender Bergarbeiter in Rente, wohnte mit seinem Sohn und seiner Tochter zusammen, Peanut und Prissy, die beide schon erwachsen waren. Er lehnte meine Bitte niemals glattweg ab, sondern blickte mich einen langen Augenblick schweigend an, schüttelte dann den Kopf und verschwand im Haus. Wenn er dann wiederkam und mir den Eimer reichte, schüttelte er erneut angewidert den Kopf -auch wenn ich ihm vorher versichert hatte, dass er im Frühling so viel Wasser von uns haben könnte, wie er wollte.
»Ich hasse den Winter«, sagte ich zu Mom.
»Jede Jahreszeit hat auch ihr Positives«, sagte sie. »Kaltes Wetter tut dir gut. Es tötet die Bakterien ab.«
Und das stimmte anscheinend, denn keins von uns Kindern wurde je krank. Aber selbst wenn ich irgendwann morgens mit hohem Fieber aufgewacht wäre, hätte ich Mom nichts davon gesagt. Denn wenn ich krank geworden wäre, hätte ich in unserem eiskalten Haus bleiben müssen, statt es den ganzen Tag in der Schule mollig warm zu haben.
Gut an dem kalten Wetter war auch, dass es unangenehme Gerüche auf ein Minimum reduzierte. Zwischen dem ersten Schneefall im November und dem Neujahrstag hatten wir unsere Anziehsachen nur ein Mal gewaschen. Im Sommer hatte Mom so eine Wringwaschmaschine gekauft wie die in Phoenix, und wir stellten sie in der Küche auf. Wenn wir Strom hatten, wuschen wir die Wäsche und hängten sie auf der Veranda zum Trocknen auf. Selbst bei warmem Wetter dauerte es Tage, bis sie trocken war, weil es am Nordhang des Berges immer klamm war. Als es dann kalt wurde, gefror die Wäsche, die wir auf die Veranda hängten. Wir holten sie ins Haus - die hart gewordenen Socken hatten die Form von Fragezeichen, und die Hosen waren so steif, dass man sie an die Wand lehnen konnte - und schlugen sie gegen den Ofen, damit sie etwas weicher wurde. »So brauchen wir wenigstens keine Stärke zu kaufen«, sagte Lori.
Trotz der Kälte stanken wir im Januar dermaßen, dass Mom den Zeitpunkt für gekommen hielt, uns mal richtig was zu leisten: Wir würden in den Waschsalon gehen. Wir stopften unsere Schmutzwäsche in Kopfkissenbezüge und schleppten sie den Berg hinunter auf die Stewart Street.
Mom trug ihren Wäschesack auf dem Kopf, wie die Frauen in Afrika, und wollte, dass wir das auch so machten. Sie sagte, es wäre besser für unsere Körperhaltung und würde die Wirbelsäule nicht so belasten, aber das kam für uns Kinder nicht in Frage. Wir wollten doch nicht mit Wäschesäcken auf dem Kopf gesehen werden. Stattdessen trugen wir die Wäsche auf der Schulter, während wir hinter Mom
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