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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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wäre? Weil er wusste, dass die Ewigkeit auf uns wartete? Oder dass es keine gemeinsame Zukunft für uns geben würde?!
    Meine Verzweiflung wuchs. Liebte er mich überhaupt, oder hatte er nur seine Pflicht als Schutzengel erfüllt? Weitere Tränen sammelten sich in meinen Augen. Es gab nur einen, dermeine Fragen beantworten konnte – und der wollte sich nicht zeigen!
    Doch ich war nicht bereit zu warten, bis er es für angebracht hielt, mich aufzuklären. Ich hatte ihn schon einmal gefunden und würde ihn wieder finden: den Zugang zum Schloss der Engel.

Kapitel 22
    Verführerische Spiegelungen
    D ie Landschaft, die am Fenster des Taxis vorüberzog, hatte sich verändert. Der Frühling hielt auch hier seinen Einzug. Die kahlen Bäume erblühten und grüne Blattknospen streckten vorwitzig ihre Fühler aus. Das Land erwachte aus seinem Winterschlaf. Nur der Taxifahrer nicht – für meinen Geschmack fuhr er viel zu langsam.
    Ich konnte es kaum erwarten, wieder ins Internat zurückzukommen. Obwohl mich ab und zu Zweifel quälten, hielt ich an meinem Glauben fest. Es gab eine Welt voller Engel, eine Welt mit Christopher. Es musste sie einfach geben! Andernfalls ...?
    Immer wenn ich diesen Punkt erreichte, beendete ich meinen Gedankengang und dachte darüber nach, warum ich Christophers Duft nur auf der Piazza wahrnehmen konnte. Irgendetwas hatte ich übersehen. Einen Hinweis, der erklären konnte, warum ausgerechnet dort. Inzwischen war mir klar, dass ich Christopher schon davor bemerkt hatte: den Sturm am Abgrund, der die Stimme vertrieb, und die Windböe bei den Steingräbern. Die Totenwächterin hatte Angst gehabt, bevor sie sich in Nebel auflöste – und bestimmt nicht vor Raffael. Dennoch hatte erst Christophers Geruch meine Erinnerungen geweckt.
    Ich kletterte aus dem Auto und sog die klare Luft ein. Der Duft von Narzissen und Tulpen strömte mir in die Nase – das war jedoch nicht das, was ich erhofft hatte. Seit Ostern hatte ich Christopher nicht mehr gespürt. Weder im Traum noch sonst irgendwo.
    Frau Schlatter entdeckte mich und kam unsicher auf mich zu.
    »Hallo Lynn, schön, dass du wieder zurück bist.«
    Sie räusperte sich und lenkte dadurch meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Anscheinend hatte sie mir etwas Unangenehmes mitzuteilen.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber ... nun ... Hannahs Eltern haben angerufen«, brachte sie endlich heraus. »Sie kann nicht mehr richtig schlafen, seit du mit ihr das Zimmer teilst, da du ... nun ja ... Hast du Probleme mit den Polypen?«
    Ich atmete erleichtert auf, da ich fürchtete, dass Hannah mehr von meinen nächtlichen Aktivitäten mitbekommen hatte, als mir lieb sein konnte.
    Obwohl ich nicht wusste, wohin das Ganze führen sollte, spielte ich mit. »Schon möglich.«
    Frau Schlatter schien erleichtert. »Dann kannst du sicher verstehen, dass Hannahs Eltern darum gebeten haben, ihr eine andere Mitbewohnerin zuzuteilen.«
    Ich musste meine Überraschung nicht vortäuschen. Hannah hatte klein beigegeben? Bestimmt nicht. Sicher spekulierte sie darauf, mich aus dem Gelben Haus zu ekeln, um zu verhindern, dass ich mit der Zeit nicht nur von Marisas, sondern auch von ihren Freunden akzeptiert wurde. Schließlich gab es seit Raffaels Auftauchen kein freies Zimmer mehr im Wohntrakt der Elften, und ihr Versuch, mich auszuquartieren, würde mir nicht gerade helfen, nach der Internatssperrstunde einen meiner Mitschüler – wie zum Beispiel Raffael – zu treffen.
    »Also wenn es dir nichts ausmacht, nicht im selben Gebäude wie deine Klassenstufe zu wohnen«, fuhr die Mentorin fort, »kannst du dein altes Zimmer unterm Dach wieder haben. Ein Einzelzimmer scheint uns für dich am besten geeignet.«
    Obwohl ich wahrscheinlich recht hatte, was Hannahs hinterhältige Absichten betraf, zwang ich mich in Gegenwart derMentorin, nicht allzu euphorisch zuzustimmen. Ich durfte wieder im Schloss einziehen, in das Zimmer, das so viele Erinnerungen an meine Zeit mit Christopher barg!
    Doch als ich mit geschlossenen Augen in meinem Bett lag und mir vorstellte, ich wäre im Schloss der Engel, fühlte es sich falsch an. Christopher fehlte. Auch später – in meinen Träumen.
    Ich entschied, noch vor dem Frühstück dem Putzraum einen weiteren Besuch abzustatten. Sachte zog ich die Zimmertür hinter mir zu, um niemanden zu wecken, und spähte auf den düsteren Flur. Mein Herz schlug viel zu schnell, als ich die dunkle Gestalt entdeckte, die lässig an der Wand lehnte. Ich schloss

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