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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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paar Schritte zurück, bevor es mich wieder anfassen konnte. Meine Reaktion verwirrte das Christopher-Trugbild. Schließlich änderte es seine Taktik – und wurde zutraulich.
    »Lynn, vielleicht habe ich einen Fehler gemacht und dich unterschätzt. Aber bitte, mach du nicht den gleichen Fehler bei der Totenwächterin. Wir müssen sofort von hier verschwinden. Sie wird jeden Augenblick hier sein, und ich fürchte, sie wird nicht allein kommen.« Es griff nach meiner Hand, doch ich zog sie weg, bevor es mich berühren konnte.
    »Ich werde warten. Im Gegensatz zu dir traut sie sich nicht, mich zu berühren.«
    Christophers nachgemachte Jadeaugen verengten sich zu Schlitzen. »Und seit wann nicht?«
    Ich holte das Kreuz unter meinem Pullover hervor. Vielleichtschreckte mein Gegenüber ebenso sehr davor zurück wie die Totenwächterin.
    »Sie mag meinen Anhänger nicht.«
    Auf dem Gesicht des Christopher-Doubles zeigte sich Überraschung. Wirklich sehr authentisch. Ein elektrisierendes Kribbeln zwischen Schock und Anziehung lief mir den Rücken hinunter. Das Täuschungsgeschöpf der Wächterin wurde noch besser. Wie Christopher hatte es sich schnell wieder unter Kontrolle. Ich wappnete mich für weitere Finessen.
    »Gib es mir. Es schadet mehr, als es nützt.«
    »Ach ja?« Ich schüttelte den Kopf und begann zu lachen. »Netter Versuch. Wirklich, sehr dicht am Original. Aber sag der Wächterin, dass wir eine Abmachung haben und ich ihr den Anhänger erst gebe, wenn ich sicher bin, dass sie ihr Versprechen auch einhält.«
    »Lynn!«, herrschte mich der nun wieder wütende Pseudo-Engel an. »Komm endlich zur Vernunft.«
    Ich steckte das Kreuz unter meinen Pullover und trat noch ein wenig weiter zurück. Der Schein-Engel, der mir gegenüberstand, wirkte jetzt wirklich bedrohlich.
    »Ich möchte nur ungern Gewalt gegen dich anwenden, aber wenn es sein muss ...« Er ließ den Satz offen.
    »Seit wann so zurückhaltend? Dein Vorgängermodell war nicht so zimperlich.«
    Ich war nicht schnell genug, um ihm auszuweichen. Hart packte mich der Engel an den Schultern und zwang mich, ihn anzusehen.
    »Was hat sie mit dir gemacht?« Eine Zornesfalte, wie Christopher sie hatte, wenn er wütend war, erschien. Ich sah zur Seite. Das war selbst mir zu viel.
    Abrupt ließ er mich los und schob mich hinter sich. Mein Protest erstarb, als ich sah, was auf uns zukam: die Totenwächterin mit ihrem Gefolge. Umgeben von gehörnten, gefiederten,zwei- oder vierbeinigen Kreaturen – alle ausgestattet mit scharfen Klauen, Fängen oder anderen todbringenden Waffen –, ritt die Totenwächterin auf einem schwarzen, von Nebelfetzen durchzogenen Hengst.
    Ich presste die Hände vor den Mund, um meinen Schrei zu dämpfen. Aus jedem Grab, das sie passierte, stieg neuer Nebel, der sich zu einem dämonischen Kämpfer formierte. Ein siegessicheres Leuchten erhellte die Gesichtszüge der Totenwächterin, als ich ihren Triumphschrei hörte.
    »Das wird dich deine Flügel kosten!«
    Ihre Worte griffen wie eisige Finger in mein Herz. Erst jetzt erkannte ich, wer wirklich neben mir stand. Doch zur Flucht war es nun zu spät. Zitternd stellte ich mich hinter Christopher. Das waren selbst für ihn zu viele.
    »Ich werde sie aufhalten. Am anderen Ende des Friedhofs ist ein Teich. Dahinter erwartet dich Aron.«
    Ich rührte mich nicht von der Stelle. Panik lähmte meine Beine. Hier würde ich nie wieder wegkommen – und Christopher auch nicht.
    Er drehte sich zu mir um. Ungeduld lag in seinen Zügen.
    »Sieh genau hin«, befahl er und verschloss meine Augen mit seiner Hand.
    Ich sah nichts – außer Dunkelheit. Dann lichtete sich das Schwarz, und ich erkannte, was tatsächlich auf uns zukam: Irrlichter. Ich hatte sie schon einmal gesehen. Im Wald, als ich mich verlaufen hatte. Sie sahen unscheinbar aus, wie kleine, tanzende Flammen. Doch waren sie das auch?!
    »Sie werden mir nichts tun, aber für dich ist es Zeit, zu verschwinden.«
    »Ich gehe nicht ohne dich.«
    »Dieses Mal wirst du meinen Rat befolgen. Ich kann nicht ...« Christopher stockte, was mir zeigte, wie schwer es ihm fiel, mir den Grund zu verraten. »Ein kämpfender Racheengel ist dasLetzte, was ein Sterblicher sehen sollte. Geh jetzt. Sofort!« Die Farbe seiner Augen veränderte sich. Wurde kälter. Härter. »Und wage nicht noch einmal, einen Fuß in meine Welt zu setzen, wenn du nicht den Zorn eines Racheengels am eigenen Leib erfahren möchtest.«
    Seine Wut trieb mich fort – nicht die

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