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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Engelswelt auf mich ziehen. Selbst in Christophers wutfunkelnde Augen zu schauen wäre mir im Augenblick schwergefallen, obwohl ich nichts lieber wollte, als ihn wiederzusehen – unversehrt, mit beiden Flügeln.
    Vom Kirchturm ertönte der erste Glockenschlag. Er fuhr mir tief in die Glieder. Meine Nerven lagen blank, und ich zuckte bei jedem weiteren Schlag zusammen. Und dann noch einmal, als ich den bizarr geformten Baum entdeckte, der seine Wurzeln in den ehemaligen Seegrund geschlagen hatte. Nebelschwaden lagen über den abgestorbenen Pflanzenresten und ersetzten dasWasser. Bei seinem Anblick richteten sich meine Nackenhärchen auf. Wie riesige schwarze Blüten hockten über hundert Krähen reglos in den Ästen und beobachteten mich.
    Ein einzelner Ruf hallte beängstigend laut durch die Nacht. Aron hatte recht. Ich sollte schleunigst ins Internat zurückkehren, mich in mein Bett legen und schlafen – und das Nachdenken auf morgen verschieben.
    Mit angehaltenem Atem lief ich los. Beim zehnten Schlag begann ich zu rennen, am Ufer des ehemaligen Sees entlang. Ein Tosen erfüllte die Luft, verzweifelte Schreie, übertönt von bestialischem Kampfgebrüll. Waren das die Schreie der Irrlichter, die Christopher niedermetzelte?
    Die verblassenden Hilferufe der Sterbenden schnürten mir die Kehle zu. Keuchend blieb ich stehen und presste meine Hände auf die Ohren. Alles nur Einbildung. Nachwirkungen des Totenreichs.
    »Ich schätze Pünktlichkeit.«
    Erschrocken fuhr ich herum und starrte in ein mir völlig fremdes Gesicht. Ebenmäßige, beinahe sanftmütige Züge, schwarze Haare und erstaunlich blaue Augen. Als er meine Verwirrung bemerkte, leuchtete ein vergnügtes Funkeln in seinem jugendlichen Gesicht auf.
    »Ich hoffe, du bist meinetwegen gekommen.«
    »Ich ... nein, ja ... Das kommt darauf an«, stammelte ich, als mir klar wurde, dass der Rätselsteller, der mir das Kreuz geschickt hatte, vor mir stand.
    »Schön, sonst wäre die ganze Mühe umsonst gewesen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob er auf das Päckchen, meine zirkusreife Abseilaktion oder meine Begegnung mit der Totenwächterin anspielte, und erwiderte nichts.
    Mein Gegenüber betrachtete mich aufmerksam. Seine Mundwinkel zuckten. Anscheinend amüsierte ihn meine Sprachlosigkeit.
    »Du hast also mein kleines Rätsel gelöst«, nahm er das Gespräch wieder auf. »Und bist gekommen, um dir mein Angebot anzuhören.«
    Ich nickte. Vielleicht wusste er nichts von meinem kleinen Umweg unter den See. Seine freundliche Art und der Blick, mit dem er mich musterte, machten mich dennoch misstrauisch. Klar, nach allem, was ich in dieser Nacht schon erlebt hatte.
    »Schön. Ich war mir nicht sicher, ob du entschlossen genug bist«, kommentierte er meine Zustimmung. Wieder huschte ein Lächeln über sein Gesicht, als er bemerkte, dass ich meinen Rücken durchdrückte und die Hände zu Fäusten ballte.
    »Verrate mir, warum du einen Weg zum Schloss der Engel suchst?«
    Warum? Was sollte ich ihm antworten? Wie viel konnte ich ihm anvertrauen? Auf welcher Seite stand er? Ich ermahnte mich zur Vorsicht.
    »Ist das Warum entscheidend für Ihre Hilfe?«
    »Hilfe«, er dehnte das Wort genüsslich aus. »So siehst du mein Entgegenkommen also.«
    Ich schwieg und versuchte, meine Verunsicherung mit einem Lächeln zu überspielen. Aron würde mich auf der Stelle erwürgen, wenn er herausfand, dass ich nicht in meinem Bett lag, sondern darüber nachdachte, ob mein Gegenüber mir einen Weg in die Welt der Engel zeigen konnte.
    »Nein, es ist nicht entscheidend«, beantwortete er meine Frage. »Aber ich bin ausgesprochen neugierig. Ist deine Liebe zu ihm wirklich so groß?«
    »Ja, das ist sie!«, antwortete ich, ohne darüber nachdenken zu müssen.
    »Und seine zu dir?«
    Ich zögerte. Was sollte ich sagen? Christopher hatte mich aus dem Reich der Totenwächterin gerettet, doch der Blick, den er mir zuwarf, als er mich zu Aron schickte, war mehr als eineDrohung. An das, was er davor zu mir gesagt hatte, wollte ich gar nicht erst denken. Er würde Aron helfen, mich zu erwürgen.
    »Du weißt es also nicht.« Enttäuschung blitzte in den Augen meines Gegenübers auf. Gab es außer mir noch jemanden, der daran glaubte, dass ein Engel einen Menschen lieben konnte?
    »Und trotzdem bist du bereit, mein Angebot in Betracht zu ziehen. Für die Hoffnung auf die Liebe eines Racheengels?!« Beim letzten Wort klang seine Stimme spöttisch.
    »Sind Sie gekommen, um sich über mich lustig zu

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