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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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verraucht.
    Oder war das einer von Arons üblichen Scherzen? Argwöhnisch beobachtete ich meinen Lehrer, wie er einen Mitschüler korrigierte. Sicherlich kannten sich Aron und Christopher. Hatten sie über mich gesprochen? Gelästert?
    Mit wachsender Unruhe schoss ich meine Pfeile. Einer rutschte mir von der Sehne und flog unkontrolliert über die Wiese, worauf mir unverzüglich die gesammelte Aufmerksamkeit der Gruppe zuteilwurde. Ich ignorierte die Blicke der anderen, widmete mich meinem Bogen und verwandte große Sorgfalt auf das Anlegen des nächsten Pfeils.
    »Das Wichtigste beim Schießen ist, dass du dein Ziel erfasst.« Arons klangvolle Stimme ließ mich aufschrecken. Natürlich war ihm mein Fehlschuss nicht entgangen.
    Ich stöhnte innerlich auf – so viel Aufmerksamkeit war erheblich zu viel! Immerhin hatte er mir bereits die letzte halbe Stunde gewidmet und ausführlich erklärt, worauf ich achten sollte.
    »Dein inneres Auge muss sehen, was du treffen möchtest. Berühren, worauf dein Blick gerichtet ist.«
    Ich nickte, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte, auch wenn ich nicht wusste, wie ich aus dreißig Metern Entfernung die Scheibe berühren sollte.
    »Gut. Dann schließ die Augen und richte deine innere Sicht auf das Wesentliche.«
    Kaum hatte ich die Lider geschlossen, sah ich – Christopher! Meine Hände bebten, als ein unbekanntes Flattern in meinem Magen auflebte. Auch das noch!
    »Der Punkt, den du anvisieren sollst, liegt vorne. Der rote Kreis in der Mitte der Strohscheibe ist dein Ziel.« Arons Belustigung über meine Reaktion war nicht zu überhören.
    Ich öffnete verstört die Augen und starrte auf die gelbe Scheibe mit den bunten Kreisen. Hatte ihm Christopher alles erzählt? Röte stieg mir ins Gesicht. Mein Pfeil sauste in hohem Bogen über die Scheibe hinweg. Ich war sauer, auf Christopher. Gut so! Vielleicht würde Wut mich zur Besinnung bringen.
    Am Ende des Bogenunterrichts war ich mir sicher, dass es funktionierte. Christopher hatte nichts getan, weshalb ich verärgertsein sollte. Dann allerdings eröffnete mir Aron, dass er von nun an Christophers Aufgabe übernehmen würde, und stellte sich als mein neuer Tutor vor.
    »Ich hoffe, das macht dir nichts aus. Ihm war es lieber so.«
    Natürlich brauchte ich nicht nachzufragen, wen er mit ihm meinte, und beeilte mich, ein »Nein, nein, überhaupt nicht« hervorzustammeln. Doch in mir brodelte es. Ich fühlte mich mies – wie aufgerissen und anschließend weggeschmissen. Auch wenn ich es irgendwie verdient hatte: Ich wusste, dass ich zu weit gegangen war. Schließlich hatte ich die Kontrolle verloren, während Christopher nur seiner Pflicht nachgekommen war, und hatte mich – mal wieder ganz die Klette – an ihn gehängt. Offenbar war ihm das äußerst unangenehm. Warum sonst hätte er Aron gebeten, sein Tutorat zu übernehmen?
    War ich wirklich so nervtötend, wie es aussah? Anscheinend. Da half nur eins: vollständiger Rückzug.
    Susan nahm mich nach der Stunde beiseite. »Ich hab gehört, dass Aron Chris ablöst.« Ihre Augen funkelten.
    War sie etwa froh, dass Christopher nicht mehr mein Tutor war? Ich ignorierte den bohrenden Stich und nickte.
    »Ja, du hast ganz richtig gelauscht, Aron ist jetzt mein Tutor.«
    Mit dem Argument, nicht gefrühstückt zu haben, würgte ich ein weiteres Gespräch über Christopher ab und drängte zum Gelben Haus. Susan begleitete mich – schweigend. Trotzdem war ich froh, nicht allein zu sein.
    Mein Blick schweifte durch die vollbesetzten Reihen. Ich fand, wonach ich nicht suchen wollte. Christopher saß mit einer Gruppe von Schülern am Tisch und unterhielt sich angeregt. Einen von ihnen kannte ich vom Chor. Als hätte ich ihn laut beim Namen gerufen – möglicherweise hatte ich das ja tatsächlich?! –, schaute Christopher zu mir herüber. Prompt schoss mein Puls in die Höhe, doch Christopher war schon wieder inseine Unterhaltung vertieft, bevor ich meine Frage zu Ende gedacht hatte.
    Mürrisch stocherte ich in meinem Essen herum, nachdem meine Gabel das Gemüse auf meinem Teller zu einem unansehnlichen Brei zerquetscht hatte. Ich musste mich zusammenreißen, wenn ich nicht auch noch Susan vergraulen wollte.
    »Und, ist Aron immer so umsichtig? Oder ist er das nur bei mir?«, versuchte ich ein Gespräch in Gang zu bringen.
    Susan starrte mich für einen kurzen Augenblick an, bevor sie ihr Besteck beiseitelegte. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Ich befürchtete schon, dass sie aufstehen und

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