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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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wenn: Es würde dir nicht gefallen!« Ich wich seinem durchdringenden Blick aus und starrte erneut zum Fenster hinaus. Von ganzem Herzen sehnte ich das Ende der Stunde herbei.
    »Lynn, bitte«, Christophers Stimme klang eindringlich. »Lass es mich erklären.«
    »Das brauchst du nicht. Du weißt ja, Taten sagen mehr als Worte.« Ich hatte meine Stimme erhoben. Wieder schauten alle zu mir herüber.
    »Chris, bitte zeige Linde, wie es sich anfühlt, wenn du deinen Geist entspannst.« Kassandra Klar wurde mir soeben unsympathisch. Sie hatte mich bestimmt absichtlich Linde genannt!
    Christopher schnappte sich meine Hände und zog sie an seine Schläfen.
    »Lass das«, zischte ich aufgebracht. Ich war kurz davor, ihn zu ohrfeigen.
    »Das gehört zur Aufgabe«, erklärte er, ohne mich loszulassen.
    Ich fühlte Wut in mir aufsteigen. »Bislang waren dir deine Aufgaben doch auch nicht so wichtig. Warum gerade jetzt?«
    Christopher zuckte zusammen, kaum merklich, aber trotzdem spürbar für mich – noch immer hielt er meine Hände fest.
    »Gut, wie du meinst.« Er ließ mich los und unternahm keinen weiteren Versuch, mit mir zu reden oder mich zu berühren.
    Und ich schloss die Augen, wie Susan neben mir, und blendete jeden Gedanken an Christopher, seinen Duft und den brennenden Abdruck, den seine Finger auf meinen Handgelenken hinterlassen hatten, aus.
    Endlich beendete Frau Klar den Unterricht. Ohne mich noch einmal umzudrehen, eilte ich zum Kursraum hinaus.
    »Lynn, Lynn, warte. Lynn, bitte!«, rief Susan hinter mir her.
    Innerlich völlig aufgewühlt, hielt ich an.
    Susan holte mich ein und blieb verunsichert vor mir stehen. »Was war das denn gerade eben?«
    Ich täuschte Unwissenheit vor und zuckte die Schultern. »Was meinst du?«
    »Erzähl mir nicht, dass nichts passiert ist! Du hattest Streit«, sagte sie, als mein vernichtender Blick sie traf.
    »Was dachtest du?«, fragte ich gefährlich leise. Dass ich Christopher im Wald anmachen wollte?
    »Ach nichts, ich hab mich wohl getäuscht«, wand sie sich heraus.
    Ich beließ es dabei und wechselte das Thema. Das ging niemanden etwas an. »Jetzt findet die Schulversammlung statt, nicht wahr?«
    Susan nickte. »Ja, und du wirst heute auf alle Fälle dabei sein!«
    Die anderen Teilnehmer des Feriencamps waren bereits versammelt, als wir gemeinsam die Aula betraten. Das leise Murmeln verstummte, da ein dunkelhaariger Mann aus der Menge trat und uns mit einem herzlichen: »Schön, dass ihr alle gekommen seid« begrüßte.
    »Das ist Coelestin, unser oberster Boss«, raunte Susan mir ins Ohr. »Abgesehen von seinem Haarschnitt und der gruseligen Narbe ist er ganz okay.«
    »Heute darf ich euch zwei neue Gesichter vorstellen«, fuhr er fort.
    Ich riss mich von den drei langen Schnitten los, die Coelestins linke Gesichtshälfte entstellten, und linste neugierig durch die Reihen.
    »Lynn Beerwang und Markus Hasper. Bitte kommt nach vorne.«
    Ich presste meine Lippen zusammen und unterdrückte einen Aufschrei. Ich hasste solche Auftritte! Nachdem Susan meinem Zögern mit einem kräftigen Stoß in den Rücken ein Ende gesetzt hatte, bemühte ich mich, nicht allzu dämlich dreinzuschauen, während ich vorne neben Herrn Coelestin stand und er erklärte, Markus wäre seit heute und ich seit zwei Tagen auf dem Internat.
    Zwei Tage? Wohl eher drei! Bestimmt hatte er den Donnerstag nicht mitgerechnet. Aber warum war das eigentlich so wichtig?Waren nicht die meisten der Campteilnehmer vor zwei Tagen angereist?
    Um meine Anspannung – und die auftauchenden Kopfschmerzen – zu vertreiben, versuchte ich nicht länger darüber nachzudenken und stattdessen gleichmäßig ein- und auszuatmen. Christophers Duft stieg mir in die Nase. Ausgerechnet dieses Verärgerungsmittel! Ich zwang mich zur Ruhe. Sein Anblick machte mich wütend, und dass er nach Heimat und Geborgenheit roch, noch viel mehr.
    Endlich wurde ich entlassen und durfte wieder in der Masse untertauchen. Ich kehrte nicht zu Susan zurück, sondern blieb dort stehen, wo das Gedränge am dichtesten war: vor der nach Schokoladencreme duftenden Kuchentheke, wo es im Anschluss an die Schulversammlung etwas zu essen gab. Ich schaltete ab, vergaß Herrn Coelestin und konzentrierte mich stattdessen auf die verführerische Schokoladentorte.
    Aron schob sich zu mir herüber. »Ich hol dich heut Abend um acht.«
    »Ich kann nicht«, wehrte ich automatisch ab.
    »Und ob du kannst! Ich kenne deinen Stundenplan, schließlich bin ich dein

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