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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Jungs meiner ehemaligen Schule uns Mädchen in regelmäßigen Abständen ihre aufrichtige Liebe beteuerten, beließ ich es – nach meinen Erfahrungen mit Philippe – bei kameradschaftlicher Freundschaft. Was ich jedoch in Christophers Armen empfunden hatte, fühlte sich unendlich richtig an.
    Ein Blick zu ihm half mir, zurückzufinden. Vor ein paar Minuten war Christopher mir so vertraut erschienen. Nun spürte ich deutlich die Distanz, die sich zwischen uns ausbreitete.
    Der kalte Nachtwind drang durch meinen Pulli und legte sich mit eisiger Kälte auf meine Haut. Ich begann wieder zu zittern.
    »Du frierst.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Ohne Zögern zog Christopher seine helle Lederjacke aus und reichte sie mir. In seinem Blick lag Besorgnis – nicht mehr.
    Nicht mehr?! Weshalb hatte er mich dann nicht früher losgelassen? Bevor ich begonnen hatte, mich bei ihm wohlzufühlen? Wieso hatte er mich überhaupt berührt? Ein paar tröstende Worte hätten doch genügt. Am besten wäre er mir gar nicht erst hinterhergekommen. Ich hätte mich auch allein wieder eingekriegt.
    Ich spürte Wut in meinem Bauch aufsteigen, obwohl Christopher eigentlich nichts Schlimmes getan hatte. Im Gegenteil, er war nett gewesen, hilfsbereit. Dennoch war ich sauer. Ich wusste nur nicht, ob auf ihn oder auf mich.
    Susan saß wartend auf der steinernen Treppe, die zum Eingang des Schlosses führte. Sie sprang auf, als sie uns entdeckte.
    »Da seid ihr ja endlich!« Mitfühlend schlang sie ihre Arme um mich und hielt mich fest. »Lynn, ich weiß genau, wie du dich fühlst.« Tränen schimmerten in ihren Augen.
    Mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete, schob sie mich die Treppe zum Eingang hinauf. Ich blickte zurück, zu Christopher, doch er war bereits verschwunden.
    Susan versorgte mich mit leckeren Schinken-Käse-Sandwiches, Schokolade und heißem Tee, nachdem sie mich ins Bett gesteckt und mit einer zusätzlichen Decke umwickelt hatte. Ich schlürfte dankbar das dampfende Getränk, das himmlisch nach Vanille, Mandeln und weiteren Zutaten roch, die ich nicht näher bestimmen konnte. Die Wärme breitete sich wohlig in meinemInneren aus, und auch wenn es noch nicht spät sein konnte, schloss ich müde die Augen – vielleicht befand sich in dem Tee mehr als nur eine Mischung aus Gewürzen.
    Susans warme Finger glitten über meine eisigen Hände und nahmen mir die Tasse ab. »Heute Nacht werde ich über dich wachen«, hörte ich sie flüstern, aber ich fragte mich, ob ich das nicht schon träumte.
    Ein melodisches Geräusch weckte mich. Susan trällerte leise vor sich hin. Ich lauschte der fremden Melodie. Susan besaß eine traumhaft schöne Sopranstimme.
    »Ich weiß, dass du wach bist. Du kannst mir nichts vormachen, Lynn.«
    Ich fühlte mich ertappt und bemühte mich um ein entschuldigendes Lächeln.
    »Geht es dir jetzt besser?«
    »Ja«, antwortete ich, und es war nicht einmal gelogen. Ich fühlte mich tatsächlich ausgeruht, erholt – und irgendwie glücklich. Misstrauisch beäugte ich Susan, die sich inzwischen auf meiner Bettkante niedergelassen hatte.
    »Was hast du mir in den Tee gemischt?!«
    Susans Augenbrauen zogen sich zusammen. »Wieso beschwerst du dich? Offensichtlich hat es dir gutgetan.« Um ihre Worte zu unterstreichen, legte sie prüfend ihre Hand auf meine Stirn. »Deine Temperatur liegt jetzt im Normalbereich. Du warst ziemlich unterkühlt, als du zurückkamst. Ich werde wohl ein ernstes Wort mit Christopher reden müssen.«
    Mein Pulsschlag schnellte nach oben, als Susan Christopher erwähnte. Die Erinnerung an seinen Geruch kehrte zurück und natürlich das Gefühl, von ihm umarmt zu werden ...
    »Schließlich hatte er die Aufgabe, sich um dich zu kümmern.«
    ... und wieder losgelassen zu werden. Eine Pflichtumarmung also. Meine Wut kehrte zurück. Diesmal war ich mir sicher, dass sie Christopher galt.
    »Und nicht, dich in der Kälte erfrieren zu lassen.« Susans Stimme klang ungewohnt hart.
    Ich musterte sie verstohlen und versuchte, die Gründe für ihre veränderte Stimmung zu verstehen, doch Susan hüpfte mit einer geschmeidigen Bewegung vom Bett und kehrte mir den Rücken zu.
    »Zieh dir heute eine Jacke an, bevor du rausgehst. Und beeil dich! Die Hälfte deines Vormittagsunterrichts hast du bereits verpasst. Und versäum nicht wieder die Schulversammlung«, mahnte sie.
    Dann verschwand Susan und ließ mich allein mit meinen Fragen: Schulversammlung? Vormittagsunterricht? Wie lange

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