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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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niemanden, dem ich mehr vertraute. So nahm ich Simon mit zu meinesgleichen – was ihm zum Verhängnis wurde.«
    Ich atmete auf – vor Erleichterung. Ich war froh, dass Simon nicht Simone hieß, doch das Jadegrün, das in Christophers Iris aufblitzte, brachte mich zur Besinnung. Hier ging es um mehr als Eifersucht.
    »Er verliebte sich in Gabriella. Die Entscheidung, bei ihr zu bleiben, fiel Simon nicht leicht – er wusste genau, was sie war –, und er befürchtete, damit unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen.«
    Ohne mich aus den Augen zu lassen, beantwortete Christopher meine unausgesprochene Frage. Jedes Stirnrunzeln, jede Gefühlsregung schien von Bedeutung.
    »Es gibt einen Grund, warum jedem von uns ein eigenes Territorium zugeteilt ist: Wir kommen nicht besonders gut miteinander aus, um es vorsichtig zu formulieren.«
    Ich nickte. Wenn alle über so viel Macht verfügten wie Christopher, konnte ich mir lebhaft vorstellen, wie hitzig eine Auseinandersetzung unter seinesgleichen – was genau auch immer das hieß – ausfallen würde.
    »Gabriella und ich begegneten uns öfter als vorgeschrieben, und als ich erkannte, dass Simon in ihr tatsächlich seine wahre Liebe gefunden hatte, begann auch ich, sie zu akzeptieren – wasnicht immer einfach war.« Christophers Blick legte sich auf den Engel aus Stein, verhärtete und verlor sich in der Vergangenheit.
    »So beeinflusste ich auch ihr Schicksal. Mein ehemaliger Lehrmeister nutzte die Gelegenheit, sie zu sich einzuladen, während Simon mich besuchte. Er hofierte sie, umgarnte sie und zog sie in das Netz, das er einst auch für mich ausgelegt hatte. Als sie das erkannte, war es zu spät, denn dieses Mal hatte er dafür gesorgt, dass im Falle eines Misserfolgs sein Opfer nicht überleben würde: Gabriella wurde des Hochverrats beschuldigt.
    Als sie zu den roten Säulen des Dogenpalastes geführt wurde, verlor Simon die Kontrolle und stürzte sich auf die Wachen. Ich konnte ihn gerade noch zurückhalten und ihm zur Flucht verhelfen, bevor er einen von ihnen tötete. Doch sein Los war besiegelt. Simon wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt, und mein einstiger Lehrmeister stürzte sich förmlich auf die Aufgabe, ihn zu jagen – er wusste schon immer, wie er mich am besten verletzen konnte.«
    Ein eisiges Frösteln durchzog meinen Körper. Christopher sprach nicht nur von seelischer Grausamkeit, und ich wagte nicht, mir auszumalen, was er bei seiner Ausbildung ertragen musste. Doch gleichzeitig wusste ich, dass sein Eingeständnis einen Grund hatte, der mir ganz bestimmt nicht gefallen würde. Sorge erfasste mich, als ich bemerkte, dass Christopher mich wieder beobachtete. Trotz seiner undurchdringbaren Maske spürte ich, dass er meine Erkenntnis begrüßte.
    »Obwohl ich die Jagd auf Simon unterstützen sollte, versuchte ich, ihn zu schützen, und gewährte ihm alle Hilfe, die ich aufbringen konnte. Für mich gab es glücklicherweise eine andere Aufgabe, die ich zu übernehmen hatte.«
    Christophers Haltung veränderte sich. Für einen kurzen Moment wirkte er gealtert – und gebrochen. Mir schauderte vor dem, was kommen würde.
    »Um mich von meiner Aufgabe zu locken, wählte er Simon als Köder. Unsere Bindung bestimmte seinen Tod. Er quälte, verstümmelte und folterte ihn. Ich kam zu spät. Er starb in meinen Armen.«
    In Christophers Augen spiegelten sich Wut, Trauer und Selbstvorwurf. Ich wollte widersprechen – er kam mir zuvor.
    »In dieser Nacht verlor nicht nur Simon sein Leben. Da ich meine Aufgabe vernachlässigt hatte, starb eines der sechs Engelskinder, die den Nachfolger auswählen, weshalb die Gefahr, dass er in die falschen Hände geraten könnte, weiter steigt. Und ohne die richtige Erziehung ist er verloren.«
    Ich wich Christophers unheilvollem Blick aus. Sein Versagen und der Verlust seines Freundes hatten ihn verhärtet. Er war nicht bereit, ein weiteres Mal seine Gefühle zu investieren – und schon gar nicht in mich.
    »Wirst du ihn suchen?«
    »Nein. Das ist unmöglich.«
    »Weshalb verlässt du dann das Schloss?«
    Christopher antwortete nicht – es war offensichtlich, warum. Dennoch brauchte ich seine Bestätigung.
    »Meinetwegen, nicht wahr?«
    Ich sah ein Ja in seinen Augen und wusste, was ich zu tun hatte.
    »Das musst du nicht. Die Schule braucht dich – auf mich kann sie verzichten. Sicher gibt es einen anderen Ort, wohin ich gehen kann. Ich werde Aron fragen.« Am besten sofort! Die Kapelle barg zu viele Erinnerungen und

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