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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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bereit.
    Der Aufenthaltsraum erschien mir genau der richtige Ort, um meine Stellung zu behaupten. Ich ließ mich laut in einen der schwarzen Clubsessel fallen – direkt gegenüber von Hannah, die auf der überdimensionalen Lümmelcouch mit ein paar Jungs flirtete.
    »Was machst du denn hier?«, platzte sie heraus, als sie mich bemerkte.
    »Warum? Hast du Angst, ich könnte dir in die Quere kommen? Keine Sorge, ein Internat kann nur eine Xanthippe verkraften.«
    »Du meinst doch nicht etwa mich?«, trällerte Hannah. »Wenn ich mich nicht irre, bist du hier das No-go, für das sich keiner interessiert und das niemand vermisst. Also verschwinde – du bist hier nicht erwünscht!«
    Die Gespräche in dem gut gefüllten Raum verstummten angesichts der drohenden Auseinandersetzung. Abschätzende Blicke trafen mich, die klarmachten, dass niemand mir zutraute, gegen Hannah zu bestehen. Das spornte mich an.
    »Auch wenn du wahrscheinlich daran gewöhnt bist, dass alles so läuft, wie du es gerne hättest, werde ich nicht nach deiner Pfeife tanzen. Ob dir das passt oder nicht!«
    Mit verschränkten Armen trotzte ich Hannahs hochnäsigem Blick. Es würde ihr nichts anderes übrigbleiben, als meine Gegenwart zu akzeptieren. Kampflos ergab sie sich natürlich nicht.
    »Da hat wohl jemand seinen ganzen Mut zusammengenommen. Aber bleib nur hier – Asylantenkind.«
    Darauf kannst du Gift nehmen, Prinzessin Viel-zu-lange-verwöhnt. Ich verbiss mir meinen Kommentar. Sollte sie doch glauben, etwas Besseres zu sein, weil ihre Eltern offenbar nicht nur das Internat bezahlen, sondern, ihrer Kleidung nach zu urteilen, es sogar kaufen konnten. Mich ließ das kalt – sollte es zumindest. Aber als sich zu der Gruppe um Hannah noch einige Mädchen scharten, die mich mit unverhohlener Abneigung anstarrten, fühlte ich mich schon ein wenig allein auf meinem Sessel. Trotzdem blieb ich sitzen.
    »Das hast du gut gemacht. So was hat sie schon längst verdient«, flüsterte mir jemand ins Ohr.
    Ich zuckte zusammen.
    »Ich bin’s nur, Marisa. Komm, lass uns von hier verschwinden, bevor ihr Hofstaat sich zusammenrottet.«
    »Ich kann nicht – noch nicht.« Marisa nickte. Sie verstand, dass ich nicht klein beigeben wollte, und setzte sich auf den Hocker neben mir.
    Marisa und ich waren nicht die Einzigen, die mit Hannah ein Problem hatten. Juliane, Florian und Max – allesamt Freunde von Marisa – hatten anscheinend nur darauf gewartet, dass jemandden Mut aufbrachte und sich vor gesammelter Mannschaft gegen sie stellte.
    »Willkommen im Anti-Hannah-Club«, begrüßte mich Max. »Du hast schneller als ich herausgefunden, wie sie tickt.«
    »Kein Wunder. Sie muss ja auch ein Zimmer mit ihr teilen«, erklärte Juliane, ein hellhäutiges Mädchen mit aschblonden Haaren und einem schmalen Gesicht. »Du tust mir echt leid«, tröstete sie mich. »Aber wir haben immer einen Platz in unserem Zimmer, falls du es nicht mehr mit ihr aushältst.«
    Eine halbe Stunde später kam ich auf das Angebot zurück, und wir machten es uns bei Juliane und Marisa gemütlich, knabberten Chips, tranken Fruchtshakes und beschnupperten uns. Sie waren okay. Alle vier.
    Als Hannah lange nach mir unser Zimmer betrat, lag ich bereits in meinem Bett und stellte mich schlafend. Am nächsten Morgen würde mein Durchsetzungsvermögen erneut auf die Probe gestellt werden.
    Ich hatte wahllos einen von Hannahs Pullovern aus ihrem Schrank gezogen – meiner hatte rote Kirschsaftflecken und meine anderen Sachen waren noch nass. Eine ihrer Jeans anzuprobieren, konnte ich getrost vergessen: Ihren ausgeprägten XXL-Rundungen hatte ich nur sanfte Hügel entgegenzusetzen.
    Nach einem Blick in den Spiegel bereute ich jedoch meine voreilige Entscheidung. Der raffinierte Ausschnitt enthüllte mehr, als er verbarg, doch es war zu spät – Hannah kam gerade aus dem Badezimmer zurück.
    »Was fällt dir ein?!«, fauchte sie. »Zieh sofort meinen Gucci-Pullover aus!«
    »Das würde ich ja gerne, aber leider hab ich nichts zum Anziehen. Irgendwer hat gestern meine Kleider ruiniert.«
    »Kleider? No-names! Los, her mit meinem Pulli!«
    »Bist du dir sicher? Bestimmt interessiert es die Internatsleitung,wie meine neue Mitbewohnerin mich aufgenommen hat.«
    Hannah erblasste. Doch sie fasste sich schnell wieder und drohte mir: »Das wagst du nicht!«
    Ihr Blick wurde mörderisch. Die Folgen, wenn ich petzte, wollte ich mir lieber nicht ausmalen, aber zurückstecken konnte ich auch nicht.
    »Und warum

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