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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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nicht? Weil du dann dafür sorgst, dass ich von der Schule fliege?« Ich lachte. »Glaub mir, das wäre mir so was von egal!« Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und ließ die fassungslose Hannah einfach stehen.
    »Wow! Du hast dich aus Hannahs Kleiderschrank bedient?«, begrüßte mich Juliane in der Kantine.
    Nicht nur ihre Augen blieben auf dem Oberteil hängen. Ich versuchte, den Ausschnitt unauffällig nach oben zu ziehen.
    »Lass das«, raunte Marisa leise und setzte sich mit Toast, Frühstücksei und Kaffee neben mich. »Du siehst aufsehenerregend aus. Hannah ist schon ganz grün vor Neid.«
    Mit einem Kopfnicken deutete sie zum Nachbartisch. Und tatsächlich starrte auch Hannah mich an – stocksauer! Ich musste zugeben, dass mir ihre Reaktion gefiel, auch wenn es bestimmt nur an dem Schaut-her-was-ich-zu-bieten-habe-Pulli und den damit verbundenen Blicken der Jungs lag.
    Mein Mathelehrer, Herr Julzke, war weniger begeistert – vielleicht hielt er auch nur Mädchen mit aufreizender Kleidung für unbegabt in Mathe. Er liebte es, zu Beginn jeder Stunde ein paar Aufgaben zu stellen, bei denen Kopfrechnen gefragt war – nicht gerade meine Stärke.
    »Im Süden Europas nimmt man’s wohl nicht so genau mit dem Rechnen. Da musst du noch etwas nacharbeiten«, verkündete er betont nachsichtig, während er mir den Test zurückgab.
    Ich unterdrückte eine bissige Bemerkung über seine Vorurteile,beschloss, ihn von meinen mathematischen Fähigkeiten zu überzeugen, und meldete mich besonders oft – Integralrechnung kannte ich schon.
    Englisch war besser. Frau Kupferberg, eine quirlige Mittdreißigerin, war ganz zufrieden mit meinen Sprachkenntnissen, vor allem mit meiner Aussprache. Gut, dass meine italienische Lehrerin in Oxford studiert hatte.
    »Habt ihr ihn schon gesehen?« Juliane war ganz aufgekratzt, als Marisa und ich sie auf dem Weg zur Schulversammlung aufgabelten. Ihr ansonsten so fahles Gesicht schimmerte rosig, was ihr ausgesprochen gut stand.
    »Wen?«
    »Den Neuen!«
    Marisa runzelte die Stirn. Julianes überschwängliche Begeisterung überraschte sie. »Noch nicht. Aber wie’s aussieht, hat er bei dir einen bleibenden Eindruck hinterlassen – und das, nachdem ich schon dachte, dir müsste erst noch einer gebacken werden. Bist du auch so kompliziert?«, fragte sie mich.
    »Eigentlich nicht – nur wählerisch.« Ziemlich wählerisch, also genau betrachtet: kompliziert.
    »Anscheinend habt ihr Konkurrenz bekommen«, zog Marisa Max und Florian auf, die in der Aula auf uns warteten.
    Max, der nicht gerade Modelmaße besaß, grinste breit. Florian hingegen warf Marisa einen missmutigen Blick zu – irgendwie hatte ihre Behauptung ins Schwarze getroffen. Der Neue musste wahrlich ein Prachtexemplar sein, sonst hätte der durchtrainierte Florian, der sicher schon vielen Mädchen den Kopf verdreht hatte, anders reagiert.
    Nicht nur ich wurde neugierig. Fieberhaft suchte Marisa mit ihren wasserblauen Augen die Reihen ab, und auch ich begann Ausschau nach unserem Neuen zu halten.
    Massenweise verdrehte und verrenkte Mädchenhälse entdeckte ich, nur keinen, an dem ihr Blick klebte. Selbst Hannah,die mit ihrer Röhrenjeans und der eng anliegenden Bluse ihre Kurven besonders gut zur Geltung brachte, schaute sich um, anstatt einfach dazustehen und die Blicke auf sich zu ziehen.
    Frau Germann eröffnete die Schulversammlung und zog die gesammelte Aufmerksamkeit auf sich – zumindest die der Mädchen –, da sie nicht allein erschienen war. Sie hatte Raffael Montecelli, den neuen Schüler, mitgebracht. Er kam mir irgendwie bekannt vor, was wohl daran lag, dass er aus Italien kam – wie ich.
    Juliane entfuhr ein leiser Seufzer, und auch ich musste zugeben, dass der Typ seinem vorausgeeilten Ruf gerecht wurde. Wie er da so lässig und souverän mit seinen halblangen, schwarz gewellten Haaren neben der Direktorin stand, hatte schon etwas Anziehendes an sich. Er war breitschultrig, hatte dennoch schmale Hüften und überragte unsere großgewachsene Direktorin beinahe um einen Kopf.
    »Sieht er nicht umwerfend aus?«, fragte Juliane, ohne den Blick von Raffael zu wenden.
    Ich grummelte ein »Ja, der ist schon ganz okay«, woraufhin sich Florians Gesichtszüge deutlich entspannten.
    »Ganz okay? Brauchst du eine Brille?« Juliane warf mir einen verständnislosen Blick zu und wandte sich an Marisa – mein Kommentar war wohl zu wenig begeistert ausgefallen. »Aus der Nähe sieht er noch besser aus. Und

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