Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
keinen Gedanken daran verschwendet. Und ich habe auch Gwents Blick gesehen. Er konnte gar nicht fassen, wie sein Herr sich verhielt, und hat es vermieden, mich anzuschauen. Es war ihm unangenehm.«
    »Wir werden sehen. Du wirst ihm keine Vorwürfe machen. Du wirst ihn beobachten. Hab Geduld!«
    »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht geduldig gewesen.«
    »Ja, das weiß ich. Dann wirst du jetzt damit anfangen. Und du wirst immer hübsch freundlich bleiben.«
    »Freundlich? Zu einer Frau, die Eloise Lügen erzählt? Das wird schwer werden, sehr schwer sogar. Ah, da kommt Lady Moraine. Tretet nur näher. Agnes und ich sprechen gerade über meine abscheuliche Näherei.«
    Lady Moraine nahm die Tunika ihres Sohnes und besah sich die Stiche. »Hm«, meinte sie, »wie es scheint, warst du nicht ganz bei der Sache, als du diesen Stich hier gesetzt hast.« Sie zeigte auf die Stelle und reichte Hastings die Tunika zurück. »Mein Fuß ist verheilt. Ist dir schon aufgefallen, dass ich nicht mehr humple?«
    Hastings nickte.
    »Gwent hat mich noch einmal zur Heilerin begleitet. Alfred ist dem Ärmsten auf die Schulter gesprungen. Um ein Haar wäre Gwent ohnmächtig geworden. Aber immerhin ist es dem Kater nicht gelungen, ihn umzuwerfen. Die Heilerin hat mich gebeten, dir das hier zu geben.« Lady Moraine gab Hastings eine kleine Phiole. In dem Glasgefäß war eine milchig weiße, dickliche Flüssigkeit. »Sie sagte, du sollst einige Tropfen davon in den Wein deines Mannes mischen. Sie meinte, er würde dich dann mit klareren Augen sehen und es würde ihn dazu bringen, für dich das zu empfinden, was du für ihn empfindest.«
    Die Heilerin hatte ihr einen Liebestrank geschickt, vermutlich aus zermahlener Alraunwurzel. Wie hatte sie so schnell von Lady Marjorie und Severin erfahren?
    Demütigend war das. Sie nahm die Phiole und steckte sie in die Tasche ihres Kleides.
    Als Dame Agnes und Lady Moraine das Zimmer verließen, sagte Agnes über die Schulter: »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, Hastings. Ich würde von dem Mittel noch keinen Gebrauch machen. Ich glaube kaum, dass du Grund dazu hast.«
    Aber was wusste Dame Agnes schon von dem Schmerz, der sich in jedem Winkel ihres Körpers einzunisten schien? Was wusste sie von einer Frau, deren Haar so silbrig schimmerte, dass ein Mann sie nur ansehen musste und ihm schon der Mund überging von süßen Worten, die eines Troubadours würdig gewesen waren? Sie schüttelte die Phiole und sah zu, wie die trübe Flüssigkeit ein wenig dunkler wurde.
    Ob Dame Agnes Recht hatte? Sah Severin Lady Marjorie nur mit den Augen eines unreifen Jungen?
    Sie ging zu Vater Carreg, der in einer Ecke des Großen Saals las. Der Wolfshund Edgar hatte den Kopf auf seine Lederschuhe gebettet. Sie nickte ihm nur zu und setzte sich zu seinen Füßen, neben Edgar.
    Beim Abendessen verhielt sich Gwent ungewöhnlich still. Wie Hastings beobachtete auch er, wie der Blick seines Herrn wie gebannt auf der märchenhaft schönen Frau klebte, die seine Anwesenheit gar nicht zu bemerken schien, sondern ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kind widmete und jeden seiner zaghaften Bissen genau verfolgte.
    Trist hatte sich auf Severins Schulter ausgestreckt und schien zu schlafen. Hastings hatte ihm Schweinebraten angeboten, ein besonderes Stück, das MacDear eigens für ihn zubereitet hatte. Trist hatte ihr zwei Brocken aus der Hand gefressen, sich gestreckt und ein leises Fiepen von sich gegeben. Dann hatte er ihre Hand mit der Pfote weggeschoben.
    Eloise hatte er nicht mehr beachtet.
    »Ich hoffe, MacDears Zibethase schmeckt dir«, sagte Hastings zu ihrem Mann, der das Essen auf seinem Zinnteller mit dem Messer von einer Seite auf die andere schob.
    »O ja«, antwortete er schließlich, »er ist ausgezeichnet. Und du hast neue Binsen ausstreuen lassen, es duftet so gut.«
    Also hatte er außer der märchenhaften Lady Marjorie noch etwas anderes bemerkt, gelobt seien die Knie des heiligen Ethelbert.
    »Was du da riechst, ist Rosmarin. Mit ein paar zerstoßenen Rosen vermischt, erfüllt er alles mit einem wunderbar süßen Duft.«
    Was für ein belangloses Zeug sie daherredete, während sie ihren Mann viel lieber küssen und liebkosen und von ihm geliebt werden wollte, wie er nur sie lieben sollte und nicht diese andere Frau aus den unreifen Träumen eines Heranwachsenden.
    Sie aß einen Bissen Hühnchen mit Reis und Mandeln. Es schmeckte wie das Stroh auf dem Steinfußboden. Dann dachte sie an die Phiole, die in

Weitere Kostenlose Bücher