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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Dunkelheit.
    »Und was hatte endlich die Sache mit Marjories Kleid zu bedeuten?«
    »Es ist nicht Marjories Kleid. Es gehört mir, und sie wird es mir zurückgeben. Sie hat gesagt, dass du es ihr gegeben hast.«
    »Das stimmt. Damit sie etwas anzuziehen hat. Dame Agnes fand nichts Schlimmes daran, ihr das Kleid zu überlassen. Was hast du dagegen, Hastings?«
    »Ich will nicht, dass sie etwas nimmt, das mir gehört.«
    »Aber es ist doch nichts als ein bisschen Stoff.«
    Sie antwortete nicht. Dann hörte sie ihn atmen, hörte, wie sein Atem flacher wurde. Er schlief wohl langsam ein.
    »Verdammt, Trist«, flüsterte sie und strich dem Marder über den Kopf. »Verdammt, verdammt. Was soll ich nur tun?« Sie war weit davon entfernt, sich in Geduld zu üben, wie Dame Agnes ihr geraten hatte. Sie platzte einfach sofort mit allem heraus. Und Severin hatte sie angesehen, als wäre sie so verrückt wie einst einmal seine Mutter.
    Zwei Tage später ritt Hastings auf Marella ins Dorf. Sie hielt sich nicht damit auf, die Stute in der Gasse anzubinden, sondern ließ sie vor der Tür zu Thomas' Bäckerei stehen. Ellen rannte ihr entgegen und umarmte sie. Als sie Hastings in der Gasse liegen gesehen hatte, war sie voller Angst gewesen, sie könne tot sein.
    »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Vater hat dich in die Backstube getragen, und ich bin zur Burg gelaufen. Lord Severin kam sofort. Er hat mich sogar auf seinem Pferd mitgenommen.«
    »Ich danke dir, Ellen. Wusstest du, dass es Lord Severins Sattel war, der auf mich gefallen ist?«
    Ellen hatte es schon gehört. Wahrscheinlich war es bereits allgemeines Gesprächsthema im Ort. Der Mann hatte eine reiche Erbin geheiratet, und nun war eine sagenhafte Schönheit auf Burg Oxborough eingezogen. Und seine Frau, die Erbin, war auf einmal im Weg. Hastings konnte das Gerede förmlich hören und ihr Magen zog sich zusammen. Sie schüttelte den Gedanken ab. »Ich will wissen, was passiert ist. Wie kann ein Sattel einfach so aus dem Fenster fallen? Das ergibt keinen Sinn.«
    Ellen sah, wie ihre Mutter im hinteren Teil der Backstube von ihrer Arbeit aufsah und senkte die Stimme. »Glaubst du, jemand hat es absichtlich getan? Um dich zu töten? Mit einem Sattel? Komm schon, Hastings, das ist lächerlich. Niemand würde so etwas für möglich halten. Es mag ja sein, dass einige hier denken, dass es mit Absicht geschehen ist, aber längst nicht alle. Höchstens die Hälfte aller Leute meint, es sei kein Zufall gewesen.«
    Mit Absicht. Kein Zufall. Aber nicht in der Absicht, sie zu töten. Sondern? Um ihr Angst zu machen? Aber warum?
    »Du meinst, der Täter oder die Täterin stieß wie von ungefähr auf den Sattel, gerade in dem Moment, als ich zufälligerweise unter dem Fenster vorbeiging und schon fällt er mir, mir nichts, dir nichts auf den Kopf?« Es klang völlig aberwitzig, und trotzdem ... »Ich möchte gern mit den Lehrbuben sprechen.«
    »Ja, gut, ich werde dich begleiten.«
    In der Werkstatt des Sattlers Robert roch es nach süßlichen Ölen, gegerbten Häuten, weichem Leder und Schweiß. Meister Robert hatte einen Gesellen und drei Lehrlinge, die alle in der Werkstatt arbeiteten. Der Meister, ein kleiner, rundlicher Mann mit einer schmutzigen Schürze vor dem Bauch, stürzte ihnen entgegen, verbeugte sich tief und sagte: »Lady Hastings, liebes Kind, wie froh ich bin, Euch wieder wohlauf zu sehen! Zu denken, dass es der Sattel Eures Lords war, der Euch getroffen hat! Was für eine schreckliche Vorstellung! Ich bin untröstlich, dass es ausgerechnet mein Fenster war, aus dem der Sattel fiel. Ich würde alles für Euch tun, alles, was in meiner Macht steht. Sagt mir Euren Wunsch, und ich bin Euer Sklave.«
    Seit den frühesten Kindertagen war Hastings mit Meister Robert vertraut, deshalb gönnte sie ihm nur ein kurzes, herablassendes Nicken, von dem sie wusste, dass es ihn zumindest für eine Weile zum Schweigen bringen würde.
    »Mein Wunsch ist es, mit Euren Leuten zu sprechen, Meister Robert.«
    Eine Stunde später kaute Hastings ein Mandelbrötchen, das der Bäcker Thomas ihr frisch aus einem seiner Ofen geholt hatte. »Niemand hat irgendetwas gesehen. Es scheint, als seien an jenem Tag ein halbes Dutzend Soldaten von der Burg beim Sattler gewesen. Ich werde wohl mit Gwent sprechen müssen.«
    »Ja, er ist ein guter Mann«, meinte Thomas. »Nimm noch ein Brötchen, Hastings, für unterwegs.«
    Als Hastings nach Oxborough zurückkam, sah sie Severin mit Marjorie

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