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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Severins Sattel? Es sei denn, es war Severin selbst, der ihn aus dem Fenster gestoßen hatte.
    Sie seufzte. Das alles machte keinen Sinn. Es musste ein Unfall gewesen sein. Trotzdem verließ sie an diesem Tag nicht das Bett, sondern verbrachte ihre Zeit damit, das Wandbild anzustarren, an dem ihre Großmutter ihrer Mutter zufolge dreißig Jahre lang gestickt hatte.
    Als Severin später ins Zimmer kam, sah er so strahlend und gesund wie eine starke Eiche aus. Hastings schloss die Augen. Sein Anblick tat zu weh.
    Sie fragte nur: »Hast du das Bein von Lady Marjories Stuhl gerichtet?«
    Stirnrunzelnd sah er sie an: »Geht es dir gut, Hastings? Bist du sicher, dass du ganz bei dir bist? Von was für einem Stuhlbein sprichst du?«
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen, während er den Raum durchquerte und an ihrem Bett stehen blieb. »Gestern Abend saß sie auf meinem Stuhl, weil, wie man mir sagte, der ihre entzwei sei. Hat man den Schaden wieder behoben?«
    »Ich weiß es nicht. Niemand hat mir etwas davon gesagt. Ich möchte, dass du jetzt aufstehst. Wenn du noch länger liegen bleibst, wirst du noch Schimmel ansetzen. Komm jetzt, du musst deinen Pflichten nachkommen. Die Heilerin hat gesagt, du sollst dich ausruhen, aber deswegen brauchst du nicht mit der Matratze verwachsen zu sein.«
    »Vielleicht später«, sagte sie. »Ich bin sehr müde. Ich möchte schlafen.«
    Sorgenvoll betrachtete er ihr blasses Gesicht. »Das gefällt mir gar nicht, Hastings«, meinte er, drehte sich auf dem Absatz um und ging. Trist kroch aus Severins Tunika und sprang mit einem Satz auf das Bett.
    »Wo hat dein Herr die letzte Nacht verbracht?«, fragte sie ihn und streichelte sein weiches Fell. »Warst du bei ihm? War er bei ihr?«
    Trist drückte seinen Kopf unter ihr Kinn, öffnete sein Maul und biss sie.
    »Du meinst also, ich rede dummes Zeug, nicht wahr? Du bist kein Mann, Trist, deshalb gerätst du bei dieser Frau auch nicht in Verzückung. Ihr silbernes Haar bringt dich nicht auf lüsterne Gedanken.«
    Trist biss sie wieder, dieses Mal ein wenig fester. Sie lachte. Sie konnte nicht anders.
    Den ganzen Nachmittag durch schlief sie und Trist blieb an ihrer Seite.
    »Wach auf, Hastings. Du wirst jetzt baden. Die Burschen haben dir Wasser geholt. Komm jetzt und hör endlich auf, die ohnmächtige Burgherrin zu spielen.«
    Hastings ließ sich von Dame Agnes baden. Ließ sich gehorsam anziehen und das Haar bürsten. Sie war nicht überrascht, als Alice ins Zimmer schlüpfte.
    »Ich habe ein Töpfchen Margolis mitgebracht«, sagte sie. »Das wird ein bisschen Farbe auf deine Wangen zaubern. Auch deine Lippen könnten einen Tupfer Rot vertragen.«
    Widerspruchslos duldete Hastings Schminkprozedur. Sie protestierte auch nicht, als die beiden Frauen ihr das Kleid überzogen, das sie am Tag ihrer Hochzeit getragen hatte. Dann war sie fertig.
    »Wie wunderschön du aussiehst!«, rief Dame Agnes und trat einen Schritt zurück, um ihren Schützling besser betrachten zu können. Sie rieb sich die gichtigen Hände. »Findest du nicht, Alice?«
    »Oh ja, die Schönste im ganzen Land.«
    »Ist das Stuhlbein wieder heil, Agnes?«
    »Ich habe mich selbst darum gekümmert«, antwortete Agnes. »Jemand hat das Stuhlbein absichtlich gelockert. Aber jetzt ist es wieder fest.«
    »Ein Stuhlbein und Severins Sattel«, murmelte Hastings nachdenklich. »Wie eigenartig das alles ist.«
    Hastings betrat den Großen Saal gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Severin Marjorie den Stuhl zurechtrückte. Laut sagte sie: »Guten Abend, Mylord.«
    Alle drehten sich nach ihr um. Severins Hand ruhte immer noch auf der Rückenlehne. Marjorie lächelte nur zu ihr herüber. Sie sagte etwas zu Severin, kehrte auf ihren eigenen Stuhl zurück und beugte sich vor, um Eloises Hand zu hätscheln.
    Severin hielt nun den Stuhl für sie bereit, seine Frau. Er rückte ihn sogar noch etwas näher an den Tisch, als sie bereits saß, und berührte kurz ihre Schulter.
    »Du siehst viel besser aus«, meinte er und nahm neben ihr Platz. »Bei den Zähnen des heiligen Andreas, warum sind deine Wangen und dein Mund so rot? Hast du Fieber?«
    »Nein, das ist Alices Versuch, mich nicht so gewöhnlich erscheinen zu lassen.«
    »Es gefällt mir nicht. Du siehst aus wie eine Soldatendirne.« Er griff nach dem Zipfel der Leinentischdecke und hielt ihn ihr hin. »Wisch das ab.«
    Sie gehorchte.
    »Jetzt bist du blass, aber wenigstens siehst du dir wieder ähnlich.«
    »Ja. Ich sehe mir

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