Schloss der Liebe
dass sie es kaum ertragen konnte. Und nun kam auch noch Marjorie, die sie gleich mit ganzen Breitseiten an Schadenfreude versorgte.
»Ich kann es kaum erwarten, Euch heute beim Abendessen an den Wolfshund gefesselt zu sehen. Ob Severin mich wohl auf Eurem Stuhl sitzen lassen wird?«
»Wenn er das tut...« Hastings verstummte. Severin war in den Saal gekommen. Er war verschwitzt, sein
Haar klebte ihm am Kopf. An seinen Kleidern war Blut. Er grinste zufrieden. Gwent folgte ihm auf dem Fuß und klopfte ihm auf die Schulter.
»Ich habe ein Wildschwein erlegt und es MacDear gegeben. Geh bitte in die Küche und kümmere dich darum, Hastings. Alice! Bring uns Bier!«
Wortlos verließ Hastings den Großen Saal. Später ging sie in ihr Zimmer, um die Phiole der Heilerin zu holen. Sie würde ihm einen Kelch von dem guten, süßen Wein reichen, den Lord Graelam mitgebracht hatte, und in diesen Kelch würde sie den Liebestrank schütten. Sie würde dafür sorgen, dass keine andere Frau in der Nähe wäre. Zahm wie ein Lamm würde sie ihn um Verzeihung bitten, dass sie ihm die Wasserschale an den Kopf geworfen hatte, und würde versuchen, sich nicht an ihren zuckersüßen Worten zu verschlucken.
Sie hatte versagt, dachte sie, während sie hinter den Gefäßen mit ihren Kräutern nach dem Fläschchen suchte. Jetzt war sie dabei, ihren Ehemann mit einem Zaubertrank zu versorgen, damit er sie liebte. Sie fing an, sich völlig idiotisch zu verhalten.
Doch das war nun ohnehin ohne Bedeutung.
Der Liebestrank war fort.
Severin stand in der Tür, den Strick in der Hand. »Komm jetzt, Hastings.«
Sie saß auf dem Bett, sah ihn aber nicht an, sondern schüttelte nur den Kopf.
»Wenn du nicht freiwillig kommst, werde ich dich tragen müssen. Es ist der letzte Abend. Mach mich nicht wütend.«
»Nein. Ich ertrage das nicht länger. Ich kann einfach nicht zulassen, dass du mich noch einmal an Edgar fesselst. Ich kann einfach nicht.«
Seine Augen verdunkelten sich, als er schnell auf sie zuschritt. Er hob sie hoch und trug sie die Wendeltreppe hinunter. »Nun«, sagte er ihr ins Ohr, »möchtest du, dass alle sehen, wie ich dich nach unten schleife, oder ziehst du es vor, selbst zu deinem Platz am Kamin zu gehen und deine Strafe zu akzeptieren?«
Sie schluckte. »Ich werde gehen.«
Er setzte sie ab und sah ihr zu, wie sie das alte Kleid glatt strich und hocherhobenen Hauptes zum Kamin schritt. Edgar der Wolfshund schaute auf, wedelte mit seinem stattlichen Schwanz und bellte voller Vorfreude.
Sie hörte, wie Marjorie lachte und Eloise kicherte.
»Setz dich, Hastings.«
Sie tat, wie ihr geheißen, und rührte sich auch dann nicht, als er den Strick wieder um ihren Knöchel und Edgars dicken Hals geknotet hatte. »Und gib Acht, dass Edgar dir nicht wieder das Essen wegschnappt.«
Damit wandte er sich ab und schritt zu dem erhöhten Tisch des Burgherren, an dem Alice bereits mit einer großen Platte wartete, auf der sich Wildschweinstücke türmten.
Als Alice den Teller brachte, flüsterte sie Hastings zu: »Nur heute Abend noch, dann ist es ausgestanden. Alle finden deine Strafe ganz schrecklich, aber keiner weiß, was er tun soll. Gwent sagt, er hätte Severin mit seiner Axt den Schädel gespalten, wenn er ihn einen Lügner genannt hätte. Dann hat er noch hinzugefügt, dass du Severin zwischen die Beine getreten hast, und gemeint, dass du dafür Strafe verdienst. Dafür und weil du weggelaufen bist und dich mit dem Messer verletzt hast. Gwent hat dein Essen und deinen Wein probiert. Beides ist in Ordnung. Iss jetzt, Hastings, und bald ist alles vorbei.«
Aber sie aß nicht. Sie vermied es, zu den Tischen hinüberzusehen. Wahrscheinlich würde Marjorie ihr zuwinken oder sie zumindest ansehen. Sie konnte ihr helles Lachen hören und wusste, dass sie sich mit Severin unterhielt. Doch dann war es mit ihrer Beherrschung vorbei, und sie schaute zu den Tischen hinüber. Sie sah, wie Marjorie sich über Hastings' leeren Stuhl beugte, ihren Weinkelch in der Hand, und hörte sie sagen: »Mein Lord, du musst unbedingt von meinem Wein kosten. Ich habe ihn aus Sedgewick mitgebracht. Er wird dir gewiss Freude bereiten.«
In diesem Augenblick wusste Hastings, dass es Marjorie gewesen war, die das Fläschchen gestohlen hatte. Sie hatte den Liebestrank der Heilerin in ihren Kelch getan, einen Schluck davon genommen und reichte ihn nun an Severin weiter. Wenn er davon trank, würde er Marjorie lieben.
Sie sprang auf, was Edgar ihr auf der
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